Bald mehr Stellplätze für Wohnmobile?

Die Caravaning-Branche brummt aber was ist mit den Stellplätzen? Diese Frage wurde auf dem Caravan Salon beim 1. Deutschen Stellplatz-Tag diskutiert.
Die Caravaning-Branche brummt, aber was ist mit der Kapazität der Stellplätze? Diese Frage wurde auf dem diesjährigen Caravan Salon beim 1. Deutschen Stellplatz-Tag diskutiert.
Nicht erst seit gestern werden immer mehr Freizeitfahrzeuge verkauft. Doch wohin mit all den neuen Campingbussen und Reisemobilen, wenn die Kapazität der Stellplätze nicht entsprechend mitwächst?
Um sich dieser perspektivischen Herausforderung zu stellen, gab es 2021 den 1. Deutschen Stellplatztag auf dem Caravan Salon Düsseldorf. Dort beratschlagten Forschende, StellplatzbetreiberInnen und Tourismus-ExpertInnen über die Entwicklungsmöglichkeiten von Reisemobil-Plätzen.
Gutes Geschäft möglich
Dr. Bernhard Harrer vom diwf, dem Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München, hat im Auftrag des CIVD (Caravaning Industrie Verband Deutschland. eine umfassende Potenzial-Analyse erarbeitet – mit den Erkenntnissen:
- Die Camping-Branche ist rentabel: Rechnet man alle Ausgaben für Camping im Zielgebiet, Fahrtkosten und Campingausrüstung zusammen, generiert das gesamte Campingsegment im deutschen Tourismus-Bereich im Jahr 2020 rund 14,1 Milliarden Euro Bruttoumsatz. Darin eingeschlossen sind Tourismus-Camping auf Campingplätzen, Dauercamping und Reisemobil-Tourismus. Das sind 12 Prozent mehr als 2016.
- Der Reisemobilbestand in Deutschland wuchs von 2016 bis 2020 um 50 Prozent – von 450.000 auf 675.000 zugelassene Fahrzeuge.
- Insgesamt 10 Millionen Übernachtungen zählten die Reisemobilstellplätze 2020 in Deutschland. Damit stieg der Marktanteil von Übernachtungen auf Stellplätzen an der Gesamtzahl der touristischen Übernachtungen hierzulande um über 50 Prozent
- Der Umsatz-Schwerpunkt in der Campingbranche liegt im ländlichen Raum und überproportional am steigenden Reisemobil-Tourismus.
- Der Umsatz im Zielgebiet, der allein durch Reisemobil-Gäste außerhalb von Campingplätzen entsteht, beläuft sich auf 1,69 Milliarden Euro.
- Die von ReisemobilistInnen generierten Umsätze in typischen Reiseregionen sind recht hoch. Sie geben durchschnittlich am Tag rund 50 Euro aus. Das Team vom diwf konnte das auf einzelne Segmente herunterbrechen. Etwa die Hälfte entfällt auf Lebensmittel und Einkäufe.
Vor allem ländliche Gebiete können also dazugewinnen, wenn sie für Reisemobil-Gäste attraktive Angebote schüren. Laut Caravaning-Industrie-Verband hängen bereits 180.000 Arbeitsplätze vom Caravaning-Tourismus ab.
Welche Chancen stecken in Reisemobil-Stellplätzen?
Weiterhin haben Harrer und sein Team das Potenzial von Ferienregionen analysiert. Die Regionen mit den höchsten Umsätzen im Reisemobil-Tourismus sind:
- Mosel und Saar (23,2 Millionen Euro)
- Ostsee (16,1 Millionen Euro)
- Niederrhein (14,4 Millionen Euro)
- Lüneburger Heide (12,9 Millionen Euro)
- Mittlerer Schwarzwald (11,7 Millionen Euro)
Den höchsten Anteil von Reisemobil-Übernachtungen an der Gesamtzahl der touristischen Übernachtungen gibt es in folgenden Gegenden:
- Unterelbe-Unterweser (23,4 Prozent)
- Haßberge (22,6 Prozent)
- Mittelweser (18,0 Prozent)
- Fränkisches Seenland (16,2 Prozent)
- Werra-Meißner-Land (14,9 Prozent)
- Fränkisches Weinland (13,1 Prozent)
- Mosel/Saar (13,0 Prozent)
- Thüringer Rhön (12,7 Prozent)
Doch es gibt auch Regionen, in denen der Reisemobil-Tourismus noch durchaus Entwicklungspotenzial hat. Beispielsweise gibt es in der Uckermark nur sieben Stellplätze. Auch für die Starnberger Seenlandschaft oder in Ostfriesland könnte der Reisemobil-Tourismus noch ausgebaut werden, wie Fallstudien des dwif zeigen.
Dabei können Stellplätze sehr erfolgreich sein. promobil berichtet in der Artikel-Serie " Grünes Licht für Stellplätze" immer wieder über gelungene Projekte bezüglich Stellplatz-Neueröffnungen und regionale Initiativen.
Eine Planungshilfe stellt die Arbeitsgemeinschaft Reisemobiltourismus unter folgendem Download gratis zur Verfügung. Auch der CIVD selbst will sich mehr um die Schaffung von Reisemobil-Stellplätzen kümmern, wie er im Interview mit promobil verkündete.