So wurde die Wohnkugel wieder dicht

Frisch restauriert soll der kleine Tabbert 310 im Januar 2020 auf große Reise gehen. Der schwierigste Teil war, den Wohnwagen dicht zu bekommen. Doch es war nicht der erste Tabbert, den Michael Maurer restaurierte.
Nach dem ersten großen Projekt, der Restauration eines Tabbert Europa 660 und der Reise des vergangenen Sommers durch Deutschland, inklusive Hochzeitsreise und vieler Wochenendtrips, steht im Januar 2020 für Familie Maurer eine wieder nicht alltägliche Reise an.
Auch wenn sie mit dem großen Tandemachsriesen viel Spaß hatten, ist die Reise mit einem 14 Meter langen Gespann nur mit genauer Vorplanung möglich. Außerdem schränkt die Länge die von der Familie geliebten Fernreiseroadtrips zu sehr ein. Gerade bei einer Wohnwagenurlaub durch Frankreich und Spanien ist eine Tandemachser-Reise ohne tiefere Routenplanung nicht machbar.
Schnell stand fest: Es muss ein kleiner Tabbert sein
„Der Entschluss war schnell gefasst, daß wir für unseren Roadtrip über drei Wochen einen kleineren Wohnwagen brauchen“, erzählt der gelernte Tischler Michael Mauerer. Es stand für ihn außer Frage, dass für das nächste Caravan-Umbauprojekt wieder zwei Kriterien erfüllt sein müssen: Tabbert, weil stabil und bewährt, und ein Klassiker.
Es wurde ein Tabbert Kornett Langbett
Michael Maurer und seine Frau grenzten die Kriterien weiter ein und gingen auf Besichtigungstour. „Zu unserem Bedauern waren nicht viele Wohnwagen dabei, die noch komplett dicht waren. Selbst bei bester Pflege sind nach den Jahren die Dichtungen zwangsläufig porös und lassen Wasser eindringen“, so Maurer. Die Schäden, die dadurch entstehen, sind der Familie von ihrem ersten Tabbert bestens bekannt. Nach mehreren Terminen fiel ihre Wahl auf einen Wohnwagen, der zwar einen Wasserschaden hatte, aber sonst in gutem Zustand war. Es ist ein Tabbert Kornett Langbett von 1968. Der kleine Wohnwagen hat ein großes Bett mit 1,90 Meter Länge und 2 Meter Breite im Heck sowie eine vorn quer eingebaute Küche. Der Kornett hat 3,05 Meter Aufbaulänge und ist mit Seichsel 4,22 Meter lange. Leer wiegt der Caravan 470 kg, das Gesamtgewicht liegt mit 650 kg in einer ganz anderen Liga als der Doppelachser, den Maurers davor restaurierten. Dieser Tabbert Europa ist 6,60 Meter lang und wiegt bis zu 1,7 Tonnen.
Sensation im Staukasten
Zurück zum kleinen Wohnwagen: „Der war keine Dauercamperleiche oder ein fast vergessener Scheunenfund“, erzählt Maurer. Das Kügelchen trug verschiedene Autobahnvignietten der letzten 10 Jahre auf der vorderen Scheibe. „Auf mich wirkte das, als würde der Kleine diese Aufkleber mit Stolz zur Schau stellen – wie etwa Schwimmabzeichen auf Kinderbadekleidung“, erzählt Michael Maurer scherzend.
Eine riesige Überraschung wartete in einem Staukasten: „Dort befand sich ein Vorzelt in den klassischen Farben der 1970er Jahre: in Knallorange und Viperngrün. Das war für uns eine kleine Sensation“, erzählt Maurer.
Feuchtigkeit in den Wänden
An dem kleinen Tabbert 310, Baujahr 1968, wurden zunächst die feuchten Stellen an den Wänden entfernt und mit dem Neuaufbau begonnen. Das Holzgerippe wurde rekonstruiert, isoliert und wieder verschlossen.
Das Holz im Innenraum wurde angeschliffen und neu versiegelt. Die Seiten der kleinen Wohnkugel wurden durch Spachtelmasse von kleinen Remplern befreit und mit neuem Lack auf der ganzen Fläche versehen. Erneuert wurde außerdem der Dämpfer der Auflaufbremse, auf dem das Produktionsjahr 1967 stand. Reifen, Räder und die Dichtungen von den seitlichen, feststehenden Fenstern wurden ebenfalls konsequent gewechselt. Die Hauptuntersuchung hat der Tabbert bestanden, doch nicht alles konnte wieder in Gang gebracht werden: Die Gasanlage ist stillgelegt, die Küche bleibt also kalt. Kalt bleibt auch der Wohnraum, allerdings war eine Heizung ohnehin nicht serienmäßig eingebaut.
Die umlaufenden Kederdichtungen wurden erneuert und jede Leiste, jede Dichtung neu gemacht. Michael Maurer wollte den Wohnwagen wieder auf Auslieferungszustand zurücksetzen; ohne Rücksicht auf Kosten und Mühe. Wie viele Stunden Arbeit in dem Caravan stecken, kann er nicht beziffern, „aber einen Monat war dieser Wohnwagen mit Sicherheit ein Arbeitsschwerpunkt,“ sagt der Restaurator. Gekauft hat er den Wohnwagen für 1600 Euro und anschließend in Ersatzteile sowie die Hauptuntersuchung etwa 2200 Euro investiert.
Januar 2020: Große Tour im kleinen Tabbert
Im Januar 2020 will Familie Maurer im kugelrunden Tabbert-Oldie über Frankreich und Spanien bis Gibraltar reisen. Nach über 50 Jahren die vielleicht größte Reise des Winzlings.
Mittlerweile führt Familie Maurer Abdichtungen und Aufbereitungen alter Wohnwagen im Kundenauftrag durch und hat ein Unternehmen Caravan Classics gegründet. Damit ist die Renovierung der alten Wohnwagen zu ihrer Tagesaufgabe geworden und Familie Maurer kann ihre Leidenschaft für alte Wohnwagen voll ausleben. Eine Abdichtung kostet je nach Aufwand ab 1500 Euro, ein neu abgedichteter Wohnwagen ab 4500 Euro.