Perfekt organisierter Wohnmobilurlaub in Kanada

Ein typischer Morgen vor dem Wohnmobil. Auch das Frühstück bereiteten wir gerne auf der Feuerstelle zu.
Monatelang habe ich diese Westkanada-Reise mit dem Wohnmobil akribisch vorbereitet. Zahlt es sich aus, so viel Planung in die Reise zu stecken oder geht dann der ganze Spaß verloren? Ich verrate es in diesem Reisebericht von Vancouver, über Vancouver Island bis nach Calgary.
Als ich auf das tiefblaue Meer starre, sehe ich sie plötzlich, eine Dampfwolke aus dem Blasloch eines Wals. "Da" rufe ich und zeige mit dem Finger aufs Wasser, wo ich den Wal eben noch gesehen habe. Das Besondere an dieser Sichtung, ich stehe nicht auf einem kleinen Whale-Watching-Boot, sondern auf der Fähre von Nanaimo nach Vancouver. Mit mir stehen hunderte Leute an Deck und versuchen jetzt auch den Wal zu sehen. Sogar der Kapitän macht eine Durchsage "schauen Sie alle mal nach rechts, dort gibt es Wale zu sehen". Das Außendeck füllt sich schnell. Bereits kurze Zeit später ist der Moment vorbei. "Bitte kehren Sie zu ihren Autos zurück," schallt es über die Lautsprecher.
Die Reise auf einen Blick
- Dauer: 16 Tage
- Reisezeit: August bis September
- Reiseroute: Vancouver, Vancouver Island, Calgary
- Strecke: circa 2.100 Kilometer
- Personenzahl: 6 Erwachsene, 2 Kinder
- Campingfahrzeuge: 2 Alkovenmobile mit 7,50+ Meter Länge
In Clever Campen Folge 32 können Sie auch hören, wie ich von meiner Reise berichte:
Endlich zurück in Kanada
Aber von vorn. Endlich bin ich wieder hier, in Kanada. Zu lange hat es gedauert. Doch dieses Mal habe ich zwei ganz besondere Menschen dabei. Meine Kinder. Sie sind drei und fünf Jahre alt und damit so alt wie mein Bruder und ich, als wir das erste Mal 1997 in diesem beeindruckenden Land waren. Und genau wie damals wollen wir eine Tour durch Westkanada machen.
Mein Bruder ist auch wieder dabei, dieses Mal mit Freundin, ebenso meine Eltern und natürlich mein Ehemann. Wir wollen so etwas wie eine Best-of-Tour machen von Vancouver, über Vancouver Island bis nach Calgary mit zwei Wohnmobilen. Also fast schon eine kleine Reisegruppe, weswegen ich den Urlaub auch akribisch geplant habe. Alle Infos zur Reiseplanung finden Sie weiter unten.
Start in Vancouver
Wir landen am späten Nachmittag mit dem Flugzeug in Vancouver, wo wir zunächst zwei Nächte bleiben und uns diese tolle Stadt anschauen wollen. Leider hat Vancouver inzwischen ein echtes Drogenproblem, wie wir feststellen müssen. Und damit meine ich nicht Marihuana, was in Kanada inzwischen legal ist und an dessen Geruch man sich hier überall gewöhnen muss, sondern den harten Stoff. Überall in der Stadt sind Ecken, an denen Fentanyl konsumiert wird. Traurig für diese Stadt, die doch eigentlich so viel hat: Tolle Läden, schöne Bars und Restaurants, einen Hafen und sogar einen Wasserflugzeug-Flughafen.
Deshalb sind wir nicht allzu traurig, als es nach zwei Tagen schon frühmorgens zum Wohnmobil-Vermieter Fraserway geht, wo wir unsere zwei Mietmobile entgegennehmen. Nach dem obligatorischen Papierkram und einer kurzen Einweisung geht es los. Wir fahren in einem C-Medium, das ist die Bezeichnung für ein 7,50 Meter langes, 2,50 Meter breites und 5,5 Tonnen schweres Alkoven-Wohnmobil. In Deutschland dürfte ich das mit meinem Klasse-B-Führerschein nicht fahren. In Kanada ist das kein Problem, hier gibt es keine Gewichtsbegrenzung.
Am Meer auf Vancouver Island
Wir fahren nach einem Einkaufsstopp direkt nach Tssawassen zum Fährhafen und setzen über nach Nanaimo auf Vancouver Island. Erster Halt ist der Campingplatz im Rathterevor Beach Provincial Park. Er liegt an der Ostküste von Vancouver Island und die Parzellen liegen inmitten eines dichten Nadelwalds – wie man ihn in Kanada oft erlebt – an zwei Seiten vom Meer umgeben. Ich erinnere mich gut an diesen Platz. Damals waren wir Kinder ganz fasziniert von den kleinen Häschen, die hier leben und überall herumlaufen. Weswegen wir den Campingplatz liebevoll "Hasencampingplatz" tauften. Auch 2024 springen die Hasen vor dem Spielplatz hin und her und unsere Kinder sind begeistert.
Da wir viel vorhaben, geht es schon am nächsten Tag weiter nach Tofino, einer unserer Lieblings-Orte. Auf dem Weg kaufen wir uns bei Canadien Tire (kanadischer Baumarkt) noch eine Gasfeuerstelle, da leider ein "Campfireban" aktiv ist, d.h. Lagerfeuer sind aktuell aufgrund von Waldbrandgefahr verboten. Kanada erlebte 2024 eines der heißesten Jahre mit Temperaturen über 35 Grad, was für kanadische Verhältnisse wirklich extrem warm ist. Gepaart mit wenig Regen, führte das zu vielen Waldbränden im ganzen Land. Besonders hart getroffen hat es Jasper. Die halbe Stadt sowie Campingplätze und tausende Bäume sind abgebrannt. Weshalb auch wir unsere Route anpassen mussten.
Private und staatliche Campingplätze
Auf dem Bella Pacifica Campground in Tofino angekommen, erfreuen wir uns am schönen Wetter und setzen uns mit unseren Campingstühlen an den langen und breiten Sandstrand des Mackenzie Beach und schauen auf die wilden Wellen des Pazifischen Ozeans.
Der Hippie-Ort Tofino hat sich über die Jahre kaum verändert und die coolen Surfervibes sind nach wie vor vorhanden. Hier sehen wir ihn, unseren ersten Weißkopfseeadler. Er soll uns ein treuer Begleiter auf unserer weiteren Tour werden. Die besten Halibut-Burger (Heilbutt-Fisch-Burger) gibts bei Big Daddys Fish Fry und tolle, handgemachte Souvenirs der kanadischen Ureinwohner im Laden am Hafen. Wer hier Whale Watching macht, hat die Chance, die Transient Orcas zu sehen, also die Orcas, die sich zwischen Alaska und Kalifornien bewegen. Da die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass man die einheimischen Resident Orcas auf der anderen Seite der Insel trifft, wollen wir dort eine Tour machen. Ob wir Orcas gesehen haben? Das verrate ich später.
Nach zwei tollen Nächten in Tofino, geht es wieder auf einen Campingplatz innerhalb eines Provincial Parks in Campbell River im Norden der Insel, den Elk Falls Provincial Park. Diese Parks sind den Nationalparks ähnlich und werden von den jeweiligen Provinzen verantwortet. Campingplätze innerhalb eines solchen Parks sind oft sehr spartanisch ausgestattet und so natürlich wie möglich gehalten, um der Umwelt keinen Schaden zuzufügen. Das bedeutet, Strom oder Ver- und Entsorgung gibt es keine. Selten mehr als ein Plumpsklo. Für so einen Platz spricht die wunderschöne Natur, die einen vollständig umgibt. Außerdem gibt es ordentlich Platz – auch zum Nachbarn. Wir stehen direkt an einem Fluss, in dem wir die Lachswanderung beobachten können. Dass es hier etwas Leckeres zu holen gibt, weiß auch der Weißkopfseeadler, der über unsere Köpfe fliegt. Bei unserer Whale-Watching-Tour sind die Orcas leider nicht aufzutreiben, trotzdem sind die zwei Buckelwale, die wir sehen, sehr beeindruckend, wie sie sich jedes Mal mit ihren Schwanzflossen in die Tiefe verabschieden.
In Richtung Rocky Mountains unterwegs
Nach der Fährüberfahrt zurück nach Vancouver verbringen wir eine Nacht auf dem Capilano River RV Park, der einem deutschen Stellplatz noch am nächsten kommt. Dann geht es über die Trans-Canada-Highways 1 und 5 hoch nach Clearwater an den Dutch Lake. Hier herrschen plötzlich sommerliche Temperaturen. Wir können im Dutch Lake baden und am Seeufer faulenzen. Abends erhalten wir eine gute Nachricht: der Fireban ist aufgehoben und Lagerfeuer am Platz sind wieder erlaubt. Endlich haben wir das echte Kanada-Feeling wieder. Auf dem Feuer grillen und bis in den späten Abend darum herum sitzen.
Vom Dutch Lake wollen wir in den Wells Grey Provincial Park fahren. Dafür steuern wir die einzige Straße an, die in den Park führt. Zunächst ist das noch eine asphaltierte Straße, doch dann müssen wir auf dem Weg zum Clearwater Lake Campground 22 Kilometer auf einer unbefestigten Straße zurücklegen. Wüsste ich nicht, was mich am Ende der Straße erwartet, wäre ich wahrscheinlich umgedreht. So heißt es , langsam fahren, durchhalten und Schlaglöchern ausweichen.
Etwas verschwitzt erreichen wir den Campingplatz und er ist noch genauso wie in meiner Erinnerung. Wir haben einen Doppel-Stellplatz zwischen den Bäumen reserviert, direkt am Fluss. Solche Fleckchen gibt es oft auf kanadischen Campingplätzen. Sie sind perfekt, wenn man nicht von Bäumen getrennt zusammen auf dem Campingplatz stehen will. Nach dem Rangieren zieht es uns an das kleine Café und den Bootsverleih am Ende des Clearwater Lake. Auch hier haben wir Glück mit dem Wetter und es ist richtig warm. Das Wasser allerdings ist eiskalt, denn es handelt sich um einen Gletschersee.
Mit dem Bootsverleih endet auch die wilde Straße und ein großer Teil des Parks besteht aus völlig unberührter Natur. Der Campingplatz ist sozusagen der letzte Fleck Zivilisation. Mehr Natur geht kaum. Obwohl der Platz voll ist, sehen wir nicht viele Leute. Wir machen eine kleine, geführte Bootstour den See hinauf. Dabei sehen wir mehrere kleine Campingplätze rechts und links am Ufer, die ausschließlich mit dem Kanu oder Kajak angesteuert werden können. Wieder fliegt ein Weißkopfseeadler über unsere Köpfe.
Auf dem Weg zurück in die Zivilistation machen wir Halt an Baileys Chute. Hier versuchen die Lachse, die hunderte Kilometer vom Meer zurückgelegt haben, verzweifelt, die kleinen, tosenden Wasserfälle nach oben zu springen, leider vergeblich. Ein fesselndes Naturschauspiel.
Der älteste Nationalpark Kanadas
Nach kurzem Zwischenstopp sind wir an unserer letzten Station angekommen: Banff, der älteste Nationalpark Kanadas. Bisher sind große Touristenansammlungen auf unserer Tour ausgeblieben, hier sind sie alle. Die riesigen Campingplätze Tunnel Mountain 1 und 2 sind voll bis oben hin und sogar mit Reservierung müssen wir uns in einer langen Wohnmobil-Warteschlange zum Check-in einreihen. Das kleine Örtchen mit Blick auf die beeindruckenden Rocky Mountains ist ebenso überfüllt. In den Sommermonaten ist die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt und Touristen tummeln sich überall. Dank vorbildlichem Parkleitsystem bekommen wir sogar mit dem Wohnmobil trotzdem noch ein Parkplatz. Etwas schwerer wird es da bei den berühmten Upper Hot Springs. Nach zwei Anläufen ergattern wir auch hier noch einen Parkplatz und können die Aussicht vom wohlig warmen Pool aus genießen. Damit ist unsere To-do-List abgehakt. Und es war abermals so schön. Von Calgary treten wir schließlich wehmütig den Heimweg an.
Infos zur Reiseplanung für Kanada
Buchung: Wer noch Frühbucherrabatte nutzen möchte, sollte schon im Herbst, spätestens Winter im Jahr vor der geplanten Reise buchen. Viele Grübeleien und Preisvergleiche erspart sich, wer bei Reiseveranstaltern wie Canusa bucht, die ein komplettes Paket anbieten. Flüge, die erste Übernachtung und Wohnmobilmiete inklusive kompletter Camping-Ausstattung sind so gesichert. Überdies bieten Canusa auch Unterstützung mit der Route an.
Reisezeitraum: In Britisch Columbia an der Westküste Kanadas sind Frühling und Herbst eher kurz. Der beste Reisezeitraum ist daher von Juni bis September.
Reisedokumente, Visum: Reisepass, ETA-Visum (2-3 Monate vor Reiseantritt beantragen). Führerschein zur Wohnmobilmiete.
Kosten Wohnmobil: Da die Preise sich nach den Personen, der Strecke – Rundreise oder Einweg-Miete –, dem Vermieter sowie dem Zeitraum richten, ist eine Angabe schwierig. Im August kann eine vierköpfige Familie für 2-3 Wochen mit ca. 3.000 Euro für das Wohnmobil rechnen.
Reservierung Campingplätze und Co.: In den Hauptreisemonaten: Juli, August und Anfang September empfehle ich die Reservierung von Campingplätzen wärmstens. Es erspart Stress auf der Reise. Vor allem an den Wochenenden sind beliebte Campingplätze schnell ausgebucht.
- Dazu gehören die Campingplätze in den Nationalparks Banff und Jasper. Das Reservierungsfenster für die komplette Jahresbuchung öffnet sich an einem Termin Anfang des Jahres. Am besten auf der Parks-Kanada-Website rechtzeitig darüber informieren.
- Bei den Provincial Parks ist es individueller. Hier öffnet sich das Reservierungsfenster exakt vier Monate vor dem Tag der angepeilten Buchung um 16 Uhr (deutscher Zeit).
- Private Campgrounds haben ihre ganz eigenen Buchungszeiträume. Meist kann man hier aber schon ein Jahr oder länger im Voraus einen Campingplatz buchen.
Ausflüge: Für beliebte Ziele, wie den Lake Louis in Banff, lohnt es sich den Shuttle-Bus vorher zu buchen. Wer, wie wir, nur einen Tag für Whale Watching Zeit hat, kann eine Tour ebenfalls problemlos bei einem Anbieter von Deutschland aus reservieren.