So können Sie verblasste Stoßstangen auffrischen

Der Zahn der Zeit – und vor allem die Sonne – nagt an den Kunststoffteilen der Karosserie.
Salz, Schmutz und vor allem die Sonne machen die Kunststoffteile der Karosserie blass und matt. Wir zeigen, wie Sie die Plastik-Teile auffrischen können.
Wenn von der Außenpflege des Wohnmobils die Rede ist, denkt man im Normalfall immer zuerst an den Lack, der wieder auf Hochglanz gebracht werden soll. Oftmals aber vernachlässigt werden dagegen die unlackierten Kunststoffteile der Karosserie. Die bedürfen einer ganz individuellen Pflege, damit sie ihr kräftiges Anthrazit behalten.
Andernfalls bleicht das Material mit der Zeit aus, wird spröde und kann im schlimmsten Fall brechen. Verursacht wird das hauptsächlich durch Witterungseinflüsse. Allen voran Hitze und UV-Strahlung setzen dem Kunststoff zu. Da das Wohnmobil nicht permanent in der Garage steht, lässt sich das schädliche Sonnenbad jedoch nicht ganz vermeiden. Wer die Möglichkeit hat, parkt während längerer Standzeiten aber auf einem überdachten Platz.
- Das kostet’s: selber machen ca. 40 Euro, Profibehandlung ca. 200 Euro.
- Das bringt’s: frische Farbtiefe für verblasste Teile.
- Dieses Mittel haben wir verwendet: Sonax Profiline Plastic Protectant Exterior für 23 Euro. Hier können Sie den Sonax-Reiniger direkt kaufen.
Vorsorgen gegen Ausbleichen
Geht es um Kunststoffteile am Fahrzeug, ist Vorsorge ohnehin besser als Nachsorge. Denn, wenn bereits ein gewisser Grad an Mattheit und Aufhellung erreicht ist, lässt sich der Schaden nicht mehr rückgängig machen. Dann hilft nur noch der Austausch. Am besten erhalten die entsprechenden Parts von Anfang an eine regelmäßige Behandlung mit einem geeigneten Pflegemittel. Dem promobil-Anschauungsobjekt, einem acht Jahre alten Globecar Campscout, wurde die regelmäßige Pflege verwehrt. Die einst dunklen Kunststoffteile des Kastenwagens sind bereits deutlich verblasst und fleckig.
Was taugen Tipps aus dem Internet?
Um herauszufinden, ob sich das Plastik noch mal auffrischen lässt, sucht promobil einen Experten in Sachen Fahrzeugpflege auf. Baha Güner kümmert sich in seinem Betrieb nicht nur um Dellen im Blech oder die Versiegelung des Lacks, sondern auch um die Aufbereitung der Kunststoffteile an Fahrzeugen. Darüber hinaus ist er Sonax-Mastertrainer. In Workshops schult er andere Betriebe ebenso wie interessierte Endkunden in der Fahrzeugpflege und dem richtigen Umgang mit Reinigungs- und Pflegemitteln.
Wer sich im Netz schlau macht, stößt auf allerlei Tipps zur Behandlung von ausgebleichten Kunststoffteilen. Das reicht von der Verwendung von Speiseöl über Schuhcreme bis hin zur umstrittenen Heißluftfön-Methode. Davon rät der Profi allerdings dringend ab. Da eine gleichmäßige Erhitzung der Oberfläche mit einem Heißluftfön so gut wie unmöglich ist, ist das Endergebnis meist fleckig. Spätestens im nächsten Sommer, wenn das Material wieder etwas aufhellt, kommen die fiesen Flecken der Heißluftbehandlung zum Vorschein.
Pflegemittel mit Oberflächenversiegelung
Besser gleich zum richtigen Pflegemittel greifen. Die meisten Hersteller von Fahrzeugpflegemitteln haben spezielle Produkte für die Anwendung auf Kunststoff im Sortiment. Für die Stoßstange unseres Kastenwagens verwendet der Profi das silikonfreie Tiefenpflegemittel "Profiline Plastic Protectant" von Sonax. Es soll die Farbe wiederherstellen und dem Kunststoff etwas Glanz zurückgeben. Gleichzeitig wird die Oberfläche versiegelt, sodass Schmutz nicht mehr so leicht anhaftet.
Bevor die Pflege aufgetragen werden kann, erfolgt eine gründliche Wäsche. Dabei können sowohl der Insektenentferner als auch das Fahrzeugshampoo bedenkenlos auf lackiertem Blech sowie unlackiertem Kunststoff angewendet werden. Auf das Abspülen und Trocknen folgt die eigentliche Pflege der Kunststoffteile. Beim Auftragen des Mittels geht der Profi sehr gründlich vor, kein Quadratzentimeter wird ausgespart.
Regelmäßige Pflege ist wichtig
Das Ergebnis: Die behandelten Oberflächen erscheinen ebenmäßiger und dunkler. Mit dem Abdampfen des Pflegemittels hellt der Kunststoff zwar wieder etwas auf, eine Verbesserung bleibt dennoch deutlich sichtbar. Spätestens nach der zweiten Fahrzeugwäsche sollte die Behandlung wiederholt werden. Denn egal, ob es sich um vorsorglich schützende Maßnahmen oder die reaktivierende Behandlung von altem Kunststoff handelt, Regelmäßigkeit ist das A und O.
Sind kleinere Bereiche wie die Seitenspiegel oder die Türgriffe blass geworden, können auch farbpigmentierte Produkte helfen, um wieder mehr Farbtiefe zu generieren. Größer flächige Anbauteile wie die Stoßfänger und Rammschutzleisten sollten aber nicht mit farbigen Mitteln behandelt werden, da leicht Flecken entstehen können.
Unterschiedliche Kunstoffe am Wohnmobil
An einem Reisemobil sind dabei unterschiedliche Kunststoffarten zu finden. Pflege benötigen sie alle. Gummidichtungen zum Beispiel sollten regelmäßig mit einer speziellen Gummipflege behandelt werden, damit das Material länger elastisch bleibt. Außerdem verhindert man so, dass Türen und Fenster bei niedrigen Temperaturen anfrieren. Es empfiehlt sich darum, die Behandlung vor der Wintersaison vorzunehmen. Beim Thema Gummi landet man unweigerlich auch bei den Reifen. Optimieren lässt sich hier vor allem die Optik. Reifenpflegemittel geben dem Gummi das tiefe Schwarz zurück und lassen die Oberfläche glänzen.
Sonderbehandlung für Acrylglasfenster
Auch die Acrylglasfenster benötigen eine Sonderbehandlung. Keinesfalls sollte ein herkömmlicher Glasreiniger verwendet werden. Sie enthalten oft Ethanol, Aceton oder Benzol – Stoffe, die den transparenten Kunststoff trüb werden lassen und irreparable Spannungsrisse verursachen können. Im Handel findet man zahlreiche Spezialreiniger, Polituren und Versiegelungen für Acrylglas.
Weniger anfällig ist das Hartplastik im Cockpit. Für die Reinigung empfiehlt sich eine Cockpitpflege mit antistatischer und somit staubabweisender Wirkung. Unschöne Streifen von Schuhsohlen im Einstiegsbereich lassen sich ganz leicht mit einem Melaminschwamm entfernen. Er wird lediglich mit Wasser benetzt. Trocken oder mit Reinigungsmitteln sollte er nicht zum Einsatz kommen.
Im und am Reisemobil gibt es jede Menge Kunststoff. Doch der besteht auf regelmäßiger Pflege. Nur so bleiben Farbe, Glanz und Geschmeidigkeit lange erhalten.
Schritt für Schritt: So können Sie die Kunststoffteile aufpolieren
Nachgefragt beim Experten
... bei Dr. Manfred Pitsch, Dipl.-Chemiker, Leitung Forschung & Entwicklung Sonax GmbH
Warum bleichen die unlackierten Kunststoffteile aus, wenn sie Witterungseinflüssen ausgesetzt sind?Das Ausbleichen ist ein Lockern der oberen Polymerschichten. Verbindungen werden aufgebrochen, sodass freie Polymerstränge in die Luft ragen. Mit einem Kunststoff-Pflegemittel wie dem "Profiline Plastic Protectant Exterior" werden diese Lufträume wieder aufgefüllt. Es entsteht wieder ein satter Farbton, während gleichzeitig die Oberfläche versiegelt wird. So lässt sich der weitere Alterungsprozess verlangsamen.
Was sind eigentlich Weichmacher und welchen Zweck erfüllen sie?Weichmacher sind beispielsweise in Gummileisten oder -dichtungen enthalten, um diese elastischer und weniger spröde zu machen. Sie können sich mit der Zeit verflüchtigen, wenn man die Oberflächen nicht regelmäßig schützt. Mit einer speziellen Gummipflege kann man dem entgegenwirken, sodass die Geschmeidigkeit lange erhalten bleibt.
Worin unterscheiden sich Produkte für die Lackpflege und Produkte speziell für die Anwendung auf Kunststoffen?Da sind die Unterschiede teilweise gar nicht so groß. Eine Kunststoffoberfläche ist im molekularen Bereich poröser als Lack. Daher benötigen Produkte für Kunststoff einen höheren Anteil an Pflegekomponenten. Diese würden auf Lack nur ein Schmieren verursachen.
Ist es möglich, neuwertige Fahrzeuge zu schützen und den Alterungsprozess der Kunststoffteile zu verlangsamen?Ja, das kann und sollte man machen. Kunststoffpflegemittel wie der "Xtreme Kunststoff Detailer" enthalten zu einem hohen Anteil konservierende Wirkstoffe. Darunter auch UV-Filter und Antioxidantien, die einem Ausbleichen und Verspröden entgegenwirken. Durch die frühzeitige und regelmäßige Pflege wird das Erscheinungsbild sehr lange erhalten.
... bei Baha Güner, Sonax Mastertrainer und Fachmann für Fahrzeugpflege.
Welche Fehler kann man bei der Reinigung und Pflege der unlackierten Kunststoffteile machen?Fehler können schon bei der Wahl des Reinigers passieren. Für Kunststoffe empfehle ich unbedingt pH-neutrale Mittel. Säurehaltige Produkte schädigen das Material. Auch bei der Reinigung der lackierten Oberflächen sollte man aufpassen. Denn die vertragen zwar säurehaltige Reiniger, da sie aber oft sehr flüssig sind, fließen sie schnell auch mal über die Kunststoffteile.
Was ist bei der Wahl der Lappen und Schwämme zu beachten?Man sollte immer einen fusselfreien Lappen verwenden. Die Rückstände verkleben sonst auf der Oberfläche mit dem Pflegemittel. Am besten eignen sich Mikrofasertücher. Ein ordentliches Mikrofasertuch kostet etwa fünf bis zehn Euro. Billig-Produkte sind oft nicht saugfähig und fusseln. Ohne Weichspüler kann man die Tücher problemlos in der Maschine waschen. Empfehlenswert sind auch spezielle Waschmittel für Mikrofasertücher.
Bietet eine Kunststoffpflege auch Schutz vor UV-Strahlung?Eine reine Pflege schützt nicht vor Sonneneinstrahlung. Nur ein keramischer Schutz tut das. Den bekommt man zum Beispiel mit dem Profiline Ceramic-Coating. Es ist aber ratsam, so eine Keramikversiegelung in professionelle Hand zu geben, da beim Vorbereiten, Auftragen und Ablüften einiges beachtet werden muss, damit keine Farbtonunterschiede entstehen.
Im Netz sind wilde Methoden zu finden, um Kunststoff wieder einzudunkeln. Sind Lederfarbe und Heißluftfön eine Alternative?Nein, das sind alles nur kurzfristige Lösungen. Außerdem schadet der Heißluftfön dem Kunststoff, da die Hitze die Weichmacher entzieht, wodurch der Alterungsprozess nur beschleunigt wird. Auch Wolkenbildung ist ein Problem, man erhält einfach kein gleichmäßiges Ergebnis. Vielleicht kann man das umgehen, indem man die Teile abbaut und in einen Ofen schiebt, Schaden nimmt der Kunststoff dadurch trotzdem.