5 gute Gründe für das Salzkammergut

Die Badegewässer Mondsee und Irrsee bilden unter dem Namen "Mondseeland" das Tor zum oberösterreichischen Salzkammergut. TaucherInnen ziehen die Tiefen von Attersee und Traunsee vor. Langbath- und Gosauseen locken Wander-Fans und NaturfreundInnen – und nicht nur Kultur-Fans staunen über den Pacher-Altar in Sankt Wolfgang.
Mit seinen 76 Gebirgsseen gilt das Salzkammergut vielen als schönste Ferienregion Österreichs. Einst nur berühmt für das reiche Salzvorkommen, begann die romantische Alpen- und Seenwelt östlich der Mozartstadt Salzburg ihre zweite Karriere als begehrtes Urlaubsziel im 19. Jahrhundert, spätestens als Kaiser Franz Joseph das Heilbad Ischl im Salzkammergut zur Sommerresidenz erwählte und seine Gemahlin Sissi die Kaiservilla bezog.
Seither gilt Bad Ischl mit rund 14000 Einwohnern, obwohl nicht direkt an einem See gelegen, als Herz und kulturelles Zentrum des Salzkammerguts – und ist berühmt für seine feinen Restaurants und Cafés. Wer hier auf der Reisemobiltour eine Pause macht, kann es sich wahrlich gut gehen lassen.
Nur wenige Kilometer südlich von Bad Ischl im Salzkammergut geriet einst der berühmte Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) in hellste Verzückung – als "schönsten Seeort der Welt" soll er Hallstatt bezeichnet haben, das sich auf einem dünnen Uferstreifen des gleichnamigen Sees an die steil aufragenden Bergflanken kuschelt. Einst vom Reichtum der großen Salzbergwerke gesegnet, ist der Ort mit seinen hölzernen Fischerhütten, schmalen Gassen und übereinander geschachtelten Häusern und Kirchen so pittoresk, dass er als Weltkulturerbe der UNESCO pro Jahr rund eine halbe Million Besucher anzieht. Ein Wermutstropfen ist höchstens die beengte Verkehrssituation – in der Saison kann das Parken mit einem größeren Wohnmobil im Salzkammergut schon mal zum Problem werden.
Wohnmobil-Urlaub zwischen Seen, Kultur und Bergen
Dabei zählt das Salzkammergut bei aller Schönheit selbst im Sommer generell nicht zu den völlig überlaufenen Regionen. Ein Grund dafür mag das Wetter sein, speziell zwischen Juni und August kann es relativ häufig regnen, aber auch genauso schnell wieder aufklaren. Und nach einem heftigen Schnürlregen leuchten die Seen umso intensiver und in den unterschiedlichsten Farben, vom tiefen Blaugrün des Mondsees bis hin zum beinahe überirdisch schimmernden, hellen Türkis des Attersees – kein Wunder, dass Maler wie Gustav Klimt im Salzkammergut gerne lebten und arbeiteten.
Nicht weit vom "Weißen Rössel" in St. Wolfgang hat der Schaufelraddampfer Kaiser Franz Josef I. derweil behände angelegt. Der alte Pilgerort im Salzkammergut erscheint wie eine einzige Operetteninszenierung. Neben dem berühmten Filmhotel mit gutem Restaurant stehen historische Giebelhäuser an verschachtelten Gassen, locken feine kleine Geschäfte von der Naturölmühle über Seifenmanufaktur bis zur Klosterkellerei ("Es ist Brauch von Alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör"). Fiaker, Pferdekutschen, warten neben der Wallfahrtskirche auf Rundfahrtgäste. Man mag es gemütlich hier – wie überall in diesem Urlaubsparadies voller Berge und Seen.
1. Die Badewannen Österreichs
Vor allem Einheimische strömen an schönen Sommertagen an den kleinen Irrsee etwas nördlich des bekannteren Mondsees. Der Irrsee, auch Zeller See genannt, steht zwar weitgehend unter Naturschutz, aber Baden, Rudern und Segeln sind erlaubt. Er gilt mit bis zu 27 Grad Celsius Wassertemperatur als der wärmste See im Salzkammergut. Größtes Irrsee-Strandbad ist der Badeplatz Tiefgraben am Südufer, nur wenige Minuten mit dem Rad von Camp Mondseeland entfernt.
Die größte Badeeinrichtung im gesamten Seengebiet ist das Alpenseebad Mondsee in Mondsee – ausgestattet mit Sandstrand, Sprungturm und verschiedenen Rutschen. Die Gäste am großen Attersee können aus mehr als einem Dutzend Strandbädern auswählen.
Das Wasser des Vorderen Langbathsees schimmert türkis, ist glasklar und frisch – bietet also ebenfalls eine wunderbare Abkühlung an heißen Tagen. Am Hinteren Langbathsee besteht dagegen Badeverbot.
Der besondere Tipp: Der Weiler Brunnwinkl liegt versteckt in einer Bucht am Ostufer des Wolfgangsees. Seine Abgeschiedenheit nutzte der deutsch-österreichische Zoologe Karl von Frisch (1886–1982) für seine Studien: Er entschlüsselte dort die Tanzsprache der Honigbienen. Von Sankt Gilgen erreicht man den malerischen Ort nach etwa 20 Minuten zu Fuß über die alte Mondseestraße.
2. Architektonische Perlen
Gegenüber von Basilika und Schloss in Mondsee bilden die denkmalgeschützten Häuser am Marktplatz mit ihren bunten Fassaden eine wunderbare Ergänzung zum monumentalen Sakralstil. Sankt Gilgen am Wolfgangsee besticht ebenfalls mit einem charmanten Kern mit Häusern in würfelförmiger Inn-Salzach-Bauweise und aus der Zeit der Bäderarchitektur.
Auf einem Hügel zwischen Wolfgangsee und Mondsee erhebt sich das mit Ecktürmen und Zinnen verzierte, neugotische Schloss Hüttenstein – erbaut ab 1843 vom bayerischen Feldmarschall Karl Philipp von Wrede auf den Resten einer sagenumwobenen Burg aus dem 15. Jahrhundert. Besichtigen kann man es leider nicht.
Bad Goisern ist ein Zentrum der alpinen Handwerkskunst. Mit seinem bekanntesten Produkt, dem "Goiserer", einem genagelten Bergschuh, ging schon Kaiser Franz Joseph auf die Jagd. In der Kirchengasse fällt der Blick auf ein schönes Ensemble von Giebelhäusern (16./17. Jahrhundert).
Das mondäne Kurhaus in Bad Ischl von 1873 dient heute als Theater- und Kulturbühne. Zwischen Bäumen lugt die "Villa Blumenthal" hervor, ein Holzhaus mit Turm, gezimmert 1890 in Berlin. Die nagellose Konstruktion war eine Sensation auf der Weltausstellung 1893 in Chicago. Danach wurde die Villa erneut zerlegt und per Schiff und Bahn nach Ischl gebracht; sie gilt als Europas erstes Fertighaus.
3. Die sakralen Kostbarkeiten
Die Fassade der Basilika Sankt Michael in Mondsee mit ihren wuchtigen, 52 Meter hohen Doppeltürmen erstrahlt in Gelb und Weiß. Drinnen erwartet die Besucher eine Pracht, die kaum zu überbieten ist. Zur Ausstattung gehören unter anderem 13 mit Gold verzierte Altäre. Der älteste von ihnen ist der mächtige frühbarocke Hochaltar, geschaffen vom Tiroler Bildhauer Hans Waldburger im Jahr 1626.
Eine weitere Sehenswürdigkeit von Weltruf ist der bildgewaltige gotische Flügelaltar von Michael Pacher in der Pfarrkirche in Sankt Wolfgang am Wolfgangsee. Er ist der einzige vollständig erhaltene des legendären Meisters aus Südtirol; Pacher benötigte zehn Jahre bis zur Fertigstellung (1481).
Ziel zahlreicher Wallfahrer ist das eindrucksvolle Gnadenbild "Maria mit dem Kind in der Sonne" in der Kirche Maria Attersee auf einem Berg über dem Attersee-Westufer. Es stammte ursprünglich aus Sankt Georgen im Attergau und wurde 1652 restauriert.
4. Sport und Einkehr
Attersee und Traunsee sind dank ihres tiefen klaren Wassers beliebte Tauchreviere. Auf dem erstgenannten – er ist der größte See im Salzkammergut – weht im Sommer ab Mittag verlässlich aus Nordost der "Rosenwind", der Surfer- und Seglerherzen höher schlagen lässt.
Kitesurfer indes schätzen die "drehenden Winde" auf dem Traunsee, etwa am Südufer an der Freizeitanlage Rindbach mit Stellplatz. Am nahe gelegenen Ufer des Langbathbachs haben Surf-Anfänger und erfahrene Surfer in der Fluss-Surf-Anlage und -Schule "The.Riverwave" die Möglichkeit, erste Erfahrungen auf dem Brett zu sammeln beziehungsweise ihre Technik mithilfe künstlicher Wellen zu optimieren. Segel-, Windsurf- und Wingfoil-Kurse bietet zum Beispiel die Segelschule Mondsee neben dem Strandbad.
Wer wandert und Sport treibt, braucht viel Energie. Im Salzkammergut stehen aber nicht Kalorien und Kohlenhydrate im Vordergrund, sondern der Genuss. Dabei setzt man auf die traditionellen Gerichte, die jedoch verfeinert und dem heutigen Geschmack angepasst werden. Rund um die Seen serviert man bevorzugt Fisch, darunter Äsche, Hecht, Saibling und Zander. Zum Nachtisch gibt’s köstlichen Strudel, eine Mehlspeise – wahlweise mit Obst, Topfen (Quark) oder Mohn gefüllt.
5. Hallstätter See und Gosauseen
Der Salzabbau prägte über Jahrtausende das Leben am Hallstätter See. Bewaldete Berge umschließen das fjordartige Gewässer. Die Hänge boten nur Platz für eine einzige Siedlung: das heute weltberühmte Hallstatt. In der Bronzezeit vor etwa 7000 Jahren begannen die Menschen in einem Tal darüber Salz zu fördern. Der darauf einsetzende Wohlstand ließ eine hochentwickelte Gesellschaft entstehen, die sogenannte Hallstattkultur. Etwa 1500 bei Hallstatt freigelegte Gräber mit wertvollen Beigaben zeichnen das Bild einer Handelsmetropole, deren Einfluss sich von den Vogesen bis zum Westbalkan erstreckte. Lastkähne brachten bis ins 19. Jahrhundert das "weiße Gold" über Traun und Traunsee nach Gmunden am Nordufer, wo es für den Weitertransport zusammengepresst wurde.
Der Forscher Alexander von Humboldt nannte den Vorderen Gosausee das "Auge Gottes"; dieser hat bis heute kaum von seiner damaligen Schönheit eingebüßt. Stets regen Sommerbetrieb verzeichnet die Seegaststätte mit angeschlossenem Boot- und SUP-Verleih. Wer’s ruhiger mag, erklimmt am Südzipfel den Weg über die Niedere Holzmeisteralm zum Hinteren Gosausee, der verträumt in einem Kessel liegt (Gehzeit ab Parkplatz 2 Stunden).
Sechs Seen in Österreichs Alpenwelt
Wie Edelsteine schmiegen sich die Seen des Salzkammerguts in die Gebirgslandschaft der österreichischen Alpen und sind allesamt lohnende Ziele für eine Tour mit dem Reisemobil – wir stellen Ihnen sechs der schönsten vor.
Fuschlsee: Wie ein Märchenpalast liegt es am kleinen gleichnamigen See: Schloss Fuschl beherbergt seit 1450 Erzbischöfe, Kaiserinnen und Filmstars, war Drehort der Sissi-Filme mit Romy Schneider. Heute ist es ein teures Hotel. Tipp: In der Schloss Fuschl Fischerei nahebei kann man sehr preiswert und gut Fisch essen. www.fuschlseeregion.com
Mondsee: Ein großes Wegenetz zum Wandern und Radeln, viele Golfplätze und Veranstaltungen: Der Mondsee, wärmstes der großen Binnengewässer in dieser Region (bis 26 °C), ist ein Urlaubsziel mit vielen Gesichtern. Sehr attraktiv ist der Ort Mondsee selbst mit barocker Basilika, schönen Bürgerhäusern und Cafés. www.mondsee.at
Attersee: Das leuchtend türkisfarbene Wasser ist einfach ein Gedicht – Gustav Klimt (1862-1918) schuf hier Dutzende Gemälde mit Motiven der Region. Österreichs größter Binnensee hat Trinkwasserqualität, etliche schöne Badestellen und gilt dank gleichmäßiger Windverhältnisse auch als Dorado für Segler und Surfer. www.attersee.at
Traunsee: Die alten Römer bezeichneten ihn als "lacus felix", den glücklichen See – tatsächlich hat das zweitgrößte Gewässer im Salzkammergut eine bezaubernde Wirkung. Das gilt besonders für den Ort Gmunden (14000 Einwohner) mit seiner langen Uferpromenade, dem Filmschloss Orth und vielen guten Shops und Cafés. www.traunsee.at
Wolfgangsee: "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür", singt Peter Alexander in der Filmkomödie von 1960. Der See hat aber noch mehr zu bieten als das legendäre Hotel-Restaurant in St. Wolfgang – das Mozartdorf St. Gilgen etwa oder die "Wolfgangsee Challenge" für Triathleten. www.wolfgangsee.at
Hallstätter See: Eingezwängt in ein Tal und von hohen, steilen Hängen umgeben liegt der vielleicht eindrucksvollste See des Salzkammerguts mit seinem tiefen, fischreichen Wasser. Neben den Salzwelten und den Dachsteinhöhlen (Kasten linke Seite) ist der Ort Hallstatt selbst sehenswert – ein echtes Kleinod. www.dachstein-salzkammergut.at
Stellplatz-Tipps im Salzkammergut
Informationen:Alles Wissenswerte zu Themen wie Wandern, E-Mountainbike-Trails, Badeseen, Kulinarik oder Schifffahrt liefert die Internetseite des Tourismusverbands.
Die beiden großen Schaufelräder paddeln rückwärts, mit einem dicken Tau wird der 33 Meter lange Dampfer am Anleger festgehalten, langsam dreht er seinen spitzen Bug hinaus aufs offene Gewässer. Dann gibt der Bootsmann das Schiff frei, mit sonorem wusch-wusch-wusch schäumt das kristallklare Wasser des Wolfgangsees im Salzkammergut in den Radkästen: RMS "Kaiser Franz Josef I." nimmt Fahrt auf. Der Kai von St. Gilgen im Salzkammergut bleibt hinter der Reling zurück, Kurs St. Wolfgang, das Wetter ist gut. "Navigieren kann ich nur mit dem Steuerruder, denn die Schaufelräder sind mit einer starren Achse verbunden", sagt der Käptn hinter seinem senkrecht stehenden, achtspeichigen Steuerrad – ein Job, der eine Menge Erfahrung verlangt.Der bildschöne Schaufelraddampfer, von Einheimischen im Salzkammergut liebevoll einfach nur "Kaiser" genannt, ist ein Star der Salzkammergut-Schifffahrt. Anno 1873 von der Schiffswerft Linz erbaut und seitdem vielfach restauriert, vermittelt er mit seinen hölzernen Aufbauten und der eleganten Bestuhlung ein bisschen vom Flair des Reisens zu Kaisers Zeiten. Lediglich die alte Dampfmaschine wurde komplett ersetzt, unter den knarrenden Decksplanken wummert nun ein Schiffsdiesel von Klöckner-Humboldt-Deutz mit 116 PS bei rund 1500 Umdrehungen pro Minute. Damit paddelt das Nostalgieschiff während der Saison gemeinsam mit fünf jüngeren Dampfern im Liniendienst über den Wolfgangsee im Salzkammergut, so es nicht gerade für Filmaufnahmen oder Special-Events gebucht ist. Am Ufer grüßen die hohen Gipfel von Schafberg und Zwölferhorn, und wenn dann der Seewind die Haare zaust und die Sonne aufs Haupt scheint, so ist das Urlaubsglück einfach perfekt.
Die steilste Dampf-Zahnradbahn
in ganz Österreich führt seit 1893 von der Talstation in St. Wolfgang im Salzkammergut hinauf auf den Schafberg (1783 Meter). Die 5,85 Kilometer lange Strecke überwindet 1190 Höhenmeter bei einer maximalen Steigung von 26 Prozent, dafür benötigt der Zug rund 45 Minuten. Zwischen Ende April und Oktober sind die sechs nostalgischen, kohlebefeuerten Dampfloks (Baujahr 1893/94), vier modernere Artgenossen sowie zwei Dieseltriebwagen mit ihren insgesamt 18 feuerroten Personen- und Güterwaggons unterwegs; die Nostalgiedampfloks müssen unterwegs Wasser nachfassen. Jährlich fahren rund 600.000 Personen mit der Schafbergbahn. Die hat übrigens einen alten Berufsstand unnötig gemacht: Anfang des 19. Jahrhunderts haben 30 sogenannte Sesselträger die noblen Herrschaften auf den Schafberg getragen.
Absolut sehenswert ist das Welterbe Dachstein Salzkammergut. Im Ort Obertraun nahe bei Hallstatt startet die Seilbahn (große kostenfreie Parkplätze) in schwindelerregende Höhen. An der Mittelstation auf 1350 Meter sind unter anderem die Eis- und die Mammuthöhle zu besichtigen; die Gipfelstation bei 2060 Meter lockt mit Lodges, einem schönen Rundwanderweg und den spektakulären Aussichtsplattformen Welterbespirale und 5fingers (nichts für schwache Nerven).
Kaiservilla in Bad Ischl
Kaiser Franz Josef I. und seine schöne Gemahlin, Kaiserin Elisabeth (genannt Sissi), prägen bis heute das Bild der idyllischen Kleinstadt Bad Ischl. Das einstige Zentrum des Salzhandels, 1823 zum Heilbad erhoben, diente ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Sommerfrische der kaiserlichen Familie. Besonders für die vielsprachige, belesene und weitgereiste Sissi, die sich bei Hof in Wien nie wohlgefühlt haben soll, wurde die Kaiservilla samt Marmorschlössl und Park zur geliebten Zuflucht. Das Anwesen im neoklassizistischen Stil, dessen Grundriss in Form eines "E" auf den Vornamen der Kaiserin hinweisen soll, sowie das Museum sind von Mai bis Oktober bei Führungen zu besichtigen.