Camping-Highlights im Osten

Wo gibt's die schönsten Campingplätze und welche Highlights darf man nicht verpassen? Leser Hans Becker entführt Sie auf eine Wohnmobil-Tour durch Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
"Blühende Landschaften" – Das Zitat des Altkanzlers weckt heute gemischte Gefühle. Wie es in den östlichen Bundesländern tatsächlich aussieht, erfährt man am besten bei einer Wohnmobil-Rundreise. Unsere Route verläuft teils auf weniger bekannten Pfaden und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller Highlights.
Brandenburg
Über die Glienicker Brücke, die ehemalige Agentenaustauschstation zwischen Ost und West, ist der Weg leicht von Berlin in die Landeshauptstadt Potsdam gefunden. Diese Stadt überschlägt sich mit Schlössern und Gärten der preußischen Regenten: Schloss Sanssouci, das Neue Palais oder das Schloss Cecilienhof, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg die Siegermächte über Deutschland entschieden haben. Aber auch die weltbekannten Filmstudios in Babelsberg oder das restaurierte Holländische Viertel sind einen Besuch wert.
Die Parksituation in Potsdam ist etwas entspannter, wenn man einen der Stellplätze am Park Sanssouci benutzt, die auch Übernachtungen zulassen. Jedoch sind hier keine sanitären Einrichtungen zu erwarten, bei doch stattlichen Preisen. Dazu muss man schon in die Umgebung an die Seenlandschaft von Werder fahren und ein bisschen entspannen. Hier gibt's weitere Reise-Tipps zu Potsdam.
Stellplatz-Tipp: In Potsdam stehen wir am Campingpark Sanssoucis. Allerdings ist hier keine Ver- und Entsorgung möglich.
Wir fahren weiter nach Norden in die Prignitz. Hier erleben wir herrliche Alleen und immer wieder hübsch hergerichtete Ortschaften mit unerwarteten Überraschungen. Es kann schon einmal passieren, dass eine Eiche mitten auf der Fahrbahn steht und die Fahrbahn herumgeleitet wird.
An der B5 nordwestlich von Nauen entdecken wir das Dorf Ribbeck. Theodor Fontane schrieb während seiner Wanderung durch das Havelland das Gedicht über den Birnbaum, der in Ribbeck stand. Ein romantischer Platz mit Schloss, einladenden Cafés und Birnenkuchen.
Stellplatz-Tipp: Hier kann man direkt am Schloss Ribbeck stehen.
Unsere Fahrt führt uns weiter nach Wittenberge. Durch die Ölmühle, Singer-Nähmaschinen und das Bahnwerk wurde Wittenberge die wichtigste Industriestadt der Region. Der Singer-Uhrenturm ist die größte Turmuhr des europäischen Festlands. Nach der Wende und Zerschlagung der Industrie entwickelte sich der Ort zu einem touristischen Highlight. Im Hafen in unmittelbarer Nähe zur Stadt befindet sich ein Wohnmobilstellplatz direkt am Elbufer, der Ausgangspunkt zu den Elbauen und Höhepunkten wie dem Erlebnispark in der alten Ölmühle mit Kletterturm und Tauchbecken.
Stellplatz-Tipp: Vom Wohnmobilstellplatz am Nedwighafen kommt man zu Fuß in die Stadt und zu den Sehenswürdigkeiten.
In Neuruppin, der preußischsten aller Städte des Königsreichs, wurde Theodor Fontane geboren, der uns schon mit seinem Birnbaum in Ribbeck begegnet ist. Aber auch der Roman "Effi Briest" wird uns an unsere Schulzeit erinnern. Ein weiterer bekannter Sohn der Stadt ist Karl Friedrich Schinkel. Als Architekt und Baumeister hat er im gesamten Land seine unnachahmliche Handschrift hinterlassen.
Stellplatz-Tipp: Am langgestreckten Ruppiner See finden wir bald einen kleinen Campingplatz auf einem Hof in familiärer Hand und mit Zugang zum Badestrand.
Wir setzen unsere Reise fort in Richtung Osten nach Niederfinow. Hier können wir bei einer kleinen Schiffspassage das älteste noch arbeitende Schiffshebewerk Deutschlands bestaunen.
In dem riesigen Wassertrog werden die auf- und abfahrenden Schiffe in einem Stahlkoloss befördert. Inzwischen wurde direkt daneben das neue Hebewerk eingeweiht, welches auch die Beförderung der größeren Schiffe bewerkstelligen soll.
Stellplatz-Tipp: Nur 23 Minuten Autofahrt liegt der Parsteinsee von Niederfinow entfernt. Der Naturcampingplatz am Parsteinsee ist ein gemütlicher Platz am See mit Kiosk.
Mecklenburg-Vorpommern
Entlang der Elbe führt uns die Fahrt durch scheinbar verschlafene Dörfer und Städtchen, die zu DDR-Zeiten im Sperrgebiet nahe Niedersachsen und damit nicht frei zugänglich waren. Lenzen, Dömitz, Neuhaus und Boizenburg sowie die vielen Dörfer dazwischen haben durch ihre Abgeschiedenheit ihren Charme erhalten und man sollte sie nicht einfach am Wegesrand liegen lassen. Auch die verschiedenen Elbfähren sind einen Besuch wert. Man kann auch einfach mal an einer Fährstelle übernachten, den Betrieb beobachten und vielleicht einen Adler beim Fischfang erleben.
Stellplatz-Tipp: In Lenzen kann man am Sportboothafen im Wohnmobil übernachten.
Auf unserer weiteren Reise besuchen wir die Residenzstadt Ludwigslust mit dem in Norddeutschland einzigartigen Ensemble um das Schloss.
Aus Geldmangel wurde beim Bau des Schlosses Papiermaché als Ersatz für das viel zu teure Marmor, Gold und Bronze täuschend echt eingesetzt. Diese Produktion wurde weltweit exportiert und wird in ähnlicher Weise heute noch in Gips- und Gipskarton verarbeitet.
Stellplatz-Tipp: 5 Minuten vom Stadtzentrum Ludwigslusts und vom Schloss entfern. Elektrische Anschlüsse vorhanden
Die Mecklenburger Seenlandschaft empfängt uns. Die Müritz, der Plauer See und die dazwischen gelegenen Kanäle und Seen bilden das größte zusammenhängende Seengebiet Europas. Von der Elbe bis zur Oder können die vielen Freizeitkapitäne durch die vielen Wasserstraßen und Schleusen unvergessliche Erlebnisse erfahren. Natürlich gibt es auch für uns Camper eine große Zahl passender Plätze.
Stellplatz-Tipp: Auf diesem Platz in Alt Schwerin sind fast alle Stellplätze direkt am Wasser. Sehr gute sanitäre Einrichtungen.
Stellplatz-Tipp: Auf dem Jachthafen Malchow steht man direkt am Wasser mit allen Ver- und Entsorgungsleistungen.
Viele Stellplätze sind am Ufer eines der zahlreichen Gewässer. Interessant sind immer wieder die Durchfahrten an den vielen Schleusen, die oft in Ortsnähe sind. Auch verschiedene Naturparks laden zu Besuchen ein wie das Wisentreservat Damerower Werder oder der Bärenwald Müritz, in dem Tiere artgerecht aufgepäppelt werden.
Am südlichen Ende der Müritz befindet sich das Luftfahrttechnische Museum in Rechlin. Hier erhält man Einblicke über die Entwicklung der Luftfahrt aus den Anfängen bis in die neueste Gegenwart.
Neustrelitz ist Residenzstadt und bietet viele kulturelle und touristische Erlebnisse. Die Marina mit Anschluss an die Seen ist Ausgangspunkt für die Wassertouren. Mit ihren verschiedenen Bauten lädt die Parkanlage zum Spaziergang ein. Das Schloss wurde leider durch einen Brand am Ende des Krieges zerstört. Botaniker werden die außergewöhnliche Blume Strelitzie kennen. Namensgeberin für diese aus Afrika stammende Pflanze ist die aus dem Herzogenhaus zu Strelitz stammende und spätere englische Königin Charlotte.
Stellplatz-Tipp: Der Wohnmobilstellplatz am Stadthafen ist ein beliebter Übernachtungsplatz in Neustrelitz.
Weitere Stellplatz-Tipps in Mecklenburg-Vorpommern:
In unserem promobil-Themenspecial finden Sie alle Infos und Tipps für eine Reisemobil-Tour Mecklenburgische Seenplatte.
Sachsen
Am Bautzener Stausee übernachten wir, bevor wir am kommenden Tag die mittelalterlich geprägte Stadt mit den vielen Türmen besichtigen. Bekannt ist sie durch den Bautzener Senf, aber auch durch das berüchtigte Stasigefängnis Bautzen II, das heute eine Gedenkstätte ist.
Stellplatz-Tipp: Camping am Bautzener Stausee. Einfacher Campingplatz mit allen erforderlichen Versorgungen.
Am Berzdorfer See übernachten wir in der Stille der Natur. Am Rande des Sees entdecken wir einen riesigen Bagger als Erinnerung an die Braunkohlenförderung in der Lausitz. Am nächsten Tag besuchen wir die östlichste Stadt Deutschlands, Görlitz, eine Perle an restaurierten Häusern, auch dank einer jährlichen, anonymen Spende in Millionenhöhe. Auf der anderen Seite der Neiße befindet sich der zweite Teil der Stadt auf polnischer Seite. Das Dorfmuseum Markersdorf unweit von Görlitz ist uns einen Besuch wert. Es zeigt das bäuerliche Leben vor 100 Jahren.
Campingplatz-Tipp: Am Berzdorfer See ist keine Ver- und Entsorgung möglich. Öffentliche Toilette. Man steht direkt am See.
Im Zittauer Gebirge im südöstlichsten Gebiet der Republik werden wir von außerordentlich schönen Landschaften überrascht.
Die Schmalspurbahn, die noch immer ihre regulären Fahrten von Zittau nach Oybin und Jonsdorf vollbringt, kommt uns manchmal bedenklich nahe. Aber es ist imposant, wenn das Dampfross sein Signal gibt und durch Feld und Flur schnauft. In Zittau erleben wir diese Durchfahrt auf dem Stellplatz in der Stadt. Teilweise betoniert und teilweise Rasen – so stellt sich der Platz mit Ver- und Entsorgung dar.
Zittau: Stellplatz in Stadtnähe mit Ver- und Entsorgung. Direkt neben der Strecke der Schmalspurbahn.
Nach einem Abstecher zur Spreequelle, die wir nach einer gemütlichen Wanderung durch einen erfrischenden Wald erreichen, durchqueren wir kurz die Tschechische Republik. So kürzen wir den Weg nach Schmilka ab. Der Ort markiert den deutschen Anfang des Elbelaufs.
Das Elbsandsteingebirge bietet eine Vielzahl von interessanten Touren, die mehrmalige Besuche erfordern. Die Bastei, Festung Königstein, Rathen, Bad Schandau und der gesamte Elbelauf sind unvergessliche Schauplätze, die immer wieder begeistern. Zur Übernachtung haben wir uns bei Wehlen am Elbufer auf einen Parkplatz gestellt und genießen den Abend beim Anblick vorbeifahrender Schiffe und Boote. Hier finden Sie Stellplätze und Tipps für die Sächsische Schweiz.
Dresden, die Hauptstadt Sachsens, bedarf keiner Beschreibungen. Hier finden Sie alle Tipps für einen Städetrip nach Dresden. Gleiches gilt ein paar Kilometer abwärts für Meißen. Hier erlauben wir uns eine weitere Übernachtung auf dem Stellplatz unterhalb der Burg, direkt an der Elbe.
Stellplatz-Tipp: Öffentlicher Parkplatz am Ufer der Elbe unterhalb der historischen Albrechtsburg. Keine Ver- und Entsorgung. Dafür stattliche Parkgebühr.
Eine Stippvisite ins August Horch Museum Zwickau zeigt uns viel Interessantes zur Technik der Automobile. Auch, dass es schon länger Campingfahrzeuge gibt, bekommen wir eindrucksvoll vermittelt. Vielleicht waren sie nicht so bequem, aber für die Besitzer sicher etwas Besonderes.
Vor den Toren der vogtländischen Stadt Plauen entdecken wir einen sehr schönen und gepflegten Platz an der Talsperre Pöhl. Vielleicht liegt es an der Nähe zu Plauen mit ihren außergewöhnlichen Plauener Spitzen, dass dieser Ort etwas exklusiv erscheint.
Stellplatz-Tipp: Campingplatz Gunzenberg am Talsperren See Pöhl. Moderner großer Platz mit vielen Dauercampern, direkt am See.
Thüringen
Weimar ist die Heimat unserer berühmten Dichter und Denker Goethe und Schiller; hier findet man ihre Spuren auf Schritt und Tritt. Aber auch in der etwas neueren Geschichte spielte Weimar eine wichtige Rolle. Die Zeit von 1918 bis 1933 ist der Abschnitt der deutschen Geschichte, in der erstmals eine parlamentarische Republik bestand. Hier wurde unsere erste Verfassung verabschiedet.
Stellplatz-Tipp: Der Wohnmobilstellplatz Hermann-Brill-Platz bietet alle Versorgungs- und Entsorgungsmöglichkeiten. Zu Fuß in 10-15 Minuten zu den Sehenswürdigkeiten.
Nun nehmen wir uns noch den Harz vor. Von Weitem sichtbar auf dem Kyffhäuser Berg steht das Denkmal des Kaisers Barbarossa, der im 12. Jahrhundert wirkte. Ein gewaltiger Komplex, bei dessen Anblick man es sich nicht vorstellen kann, wie er mit den damaligen Mitteln geschaffen wurde. Weiterhin befindet sich dort eines der bedeutendsten Denkmäler Deutschlands: das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal. Gebaut zu Ehren Kaiser Wilhelms I. und zur Erinnerung an die Reichseinigung im Jahre 1871.
In der Nähe von Bad Frankenhausen steht das Panoramamuseum mit einem monumentalen Panoramabild. Ein riesiges Wandbild zeigt Szenen des Bauernkriegs über 360 Grad.
Sachsen-Anhalt
Der Brocken als höchster Gipfel im Harz liegt im nächsten Bundesland. Leider ist der Waldbestand stark bedroht oder überhaupt nicht mehr vorhanden. Wir besichtigen die Rappbodetalsperre, die inzwischen mit der längsten freitragenden Hängebrücke aufwartet. Verschiedene andere Aktivitäten können den Adrenalinspiegel in die Höhe treiben. Die Roßtrappe, der Hexentanzplatz und natürlich Wernigerode oder Quedlinburg sind Städte, die man in Sachsen-Anhalt besuchen sollte. Im Miniaturenpark Wernigerode hat man die Möglichkeit, verschiedene Burgen, Schlösser und den Brocken aus der Vogelperspektive zu sehen.
Stellplatz-Tipp: Ganz in der Nähe der Roßtrappe liegt dieser Stellplatz in Thale.
Wir machen einen Schlenker, um uns auf die Spuren von Martin Luther zu begeben: Wittenberg, wo er seine Thesen an das Kirchentor schlug, Eisleben, wo er geboren wurde und verstarb, und Mansfeld, wo er seine Jugend verbrachte und zur Schule ging. An all diesen Orten wurden zu seinem Gedenken Museen errichtet, die über sein Leben und Schaffen Zeugnis abliefern.
Weiter entlang des Laufes der Elbe kommen wir nach Magdeburg, der Landeshauptstadt. Hier steht ein mächtiger, mittelalterlicher Dom: die Grabkirche von Otto dem Großen, dem ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Einer der Bürgermeister der Stadt, Otto von Guericke, war der Erste, der Experimente durchführte, bei denen ein Vakuum erzeugt wurde. Das bekannteste war das Experiment mit den Magdeburger Halbkugeln, das die große Kraft des Luftdrucks demonstrierte.
Stellplatz-Tipp: Der Wohnmobilstellplatz in Magdeburg liegt direkt am Elbufer mit Versorgung und öffentlicher Toilette
Campingplatz-Tipp: Im Norden von Magdeburg empfiehlt sich dieser Campingplatz am Barlebener See und in der Nähe des Schiffshebewerks Rothensee und der Überführung des Mittellandkanals über die Elbe.
In der Umgebung von Magdeburg befindet sich noch eine Besonderheit. Hier führt der Mittellandkanal in einem künstlichen Trog über die Elbe. Dadurch sind Abstieg und Aufstieg der Schiffe vom Kanal über die Elbe nicht mehr erforderlich. Einer freien Fahrt über die Havelgewässer nach Potsdam und Berlin steht somit nichts im Wege.
Abschluss der Tour mit Trip in die Hauptstadt Berlin
Entlang der Elbe kommen wir in Berlin an.
Stellplatz-Tipp: In Berlin hat es uns am besten in der Wohnmobil-Oase gefallen. Er ist gut ans S- und U-Bahnnetz angebunden.
Unsere Reise endet in Werder an der Havel und damit in Brandenburg.
Stellplatz-Tipp: In Werder an der Havel kann man mit unmittelbarem Blick zur Altstadtinsel übernachten.