Pistenspaß und Bergidylle

Das Zillertal in Tirol ist nicht nur ein erstklassiges Ziel für Alpinskifahrer. Man kann dort auch sehr gut langlaufen, wandern, entspannen und Eisabenteuer erleben. Schöne Plätze fürs Mobil gibt’s auch –aber kann man’s diesen Winter wagen?
Der Schnee knirscht unter unseren Wanderstiefeln, das kleine Tal zu unserer Linken ist tief verschneit und voller Eiszapfen. Die Steine im Bachlauf tragen dicke weiße Mützen. Vor uns stapft ein Vater den Berg hinauf, zieht seinen kleinen Sohn auf einem Schlitten hinter sich her. Dann überholt uns ein flotter Langläufer. Wir lassen uns lieber Zeit, genießen die klare Winterluft und beobachten, wie die Sonne sich Stück für Stück hinter die Berge zurückzieht und den Himmel über den Fichtenwipfeln orange färbt.
Weiter als bis zur Jörgleralm kommen wir heute nicht bei unserer Tour ins Schönachtal, das vom Gerlostal abzweigt. Aber das ist gerade so weit genug für eine grandiose Aussicht: Denn hier öffnet sich der Waldweg zur weißen Ebene. Rundum schließen hohe Berge das Hochtal ab. Von hier aus könnte man noch bis zur Lackenalm auf 1405 Metern weiterwandern und dort in der Gesellschaft vieler Langläufer eine deftige Erbsensuppe mit Würstchen essen.
Aber es ist schon 15 Uhr, wir kehren lieber auf einen Apfelstrudel mit Sahne auf der Jörgleralm ein – einer neuen Berghütte, in der Wände und Boden aus duftendem Naturholz sind. Was auf den Tisch kommt, stammt teilweise vom eigenen Hof und größtenteils aus der Region.
Abwechslungsreiche Wintersportregion mit vielen Campingmöglichkeiten
Das ist die stille, idyllische Seite der Region Zillertal – wir wechseln bei diesem Winterurlaub nämlich gern immer mal wieder die Welten: von der Saunalandschaft des Campingplatzes Aufenfeld in Aschau, wo unser Reisemobil steht, in die Erlebnistherme in Fügen. Vom Skigebiet Aschau hinüber nach Zell am Ziller und in die größere Zillertal Arena, der Superskipass macht’s möglich. Und von den trubeligen Pisten rund um die urige Kreuzwiesenalm auf die stillen Bergpfade hier oben oder bei Ginzling.
Das Zillertal, das bei Jenbach vom Inntal abzweigt, gehört zu den abwechslungsreichsten Wintersportregionen Tirols. Für Reisemobilisten gibt es mehrere komfortable Camping- sowie einige Stellplätze. Dieses Mal sind wir nur zu dritt, eine Mutter mit zwei halbwüchsigen Snowboard-Kindern. Aber das geht super. Abends kochen wir gemeinsam und spielen bei Kerzenlicht in unserem fahrbaren Schneckenhaus Karten.
Eishöhlen-Besichtigung
Tagsüber trennen wir uns auch öfter mal: Während die beiden etwa den gemeinsamen Tag am Hintertuxer Gletscher nutzen, um alle Pisten zu fahren, bis sie jede Bodenunebenheit kennen, cruise ich ein paar gemütliche Runden bergab und suche anschließend oben an der Bergstation des Gletscherbusses 3 den Container, wo’s die Tickets für eine Führung durch den Natur-Eis-Palast gibt. Bis zu etwa 25 Meter unter der Skipiste wandelt man dort durch eine Eishöhle im Inneren des Gletschers, taucht ein in eine Welt voller natürlicher Eisskulpturen, die mal glasklar mit Luftbläschen, mal milchig weiß, mal massiv, mal ganz hauchzart sind. Unterirdische Flüsse und Seen gibt’s in der erst 2007 zufällig entdeckten Höhle, man kann sogar SUP-Touren buchen oder mit dem Kajak fahren.
Ich spaziere mit meiner Gruppe staunend durch dieses farbig beleuchtete, einzigartige Gletscherlabyrinth, klettere Leitern hoch und runter und bin bei aller Faszination auch ein kleines bisschen erleichtert, als wir wieder durch den Höhleneingang ins Freie gehen. Für einen Moment jedenfalls. Doch dann schlägt uns eisiger Wind entgegen. Der angekündigte Wetterumschwung hat sich verstärkt, Schnee wirbelt uns ins Gesicht. Wir sehen fast nichts, die 200 Meter vom Höhleneingang bis zur Bergbahn werden zum Hochgebirgs-Abenteuer. Im Gänsemarsch geht’s zurück. Sicht gleich null. Meine zwei Kinder sind deshalb auch schon unten, warten Kakao trinkend und Kaiserschmarrn essend auf die Mutter – und den Bus, der uns zurück nach Aschau bringt.
Das geplante Langlaufen am nächsten Tag fällt aus, es schneit zu stark. Und der Wind ist mittlerweile so stark, dass die Lifte geschlossen bleiben. Also vertrödeln wir einen ganzen gemütlichen Tag im Mobil – beim Siedler-von-Catan-Spielen, Teetrinken, Kuchenessen, Lesen und Musikhören. Wir können uns gar keine Ferienwohnung vorstellen, die auch nur ansatzweise so gemütlich wäre.
Käserei-Besichtigung
Am nächsten Tag besichtigen wir noch die Erlebnis-Sennerei Zillertal in Mayrhofen, schauen den Käselaiben beim Reifen zu, schäkern im Schaubauernhof mit offensichtlich glücklichen Ziegen, die uns keck ihre Mäuler entgegenrecken, und probieren uns beim Rundgang durch sämtliche Joghurt-Sorten. Dann kommt die Sonne raus, und wir schweben nachmittags doch noch hoch über Mayrhofen mit der Penkenbahn ins nächste Skivergnügen.
Es ist wie immer: Während ich nach ein paar roten Pisten lieber Graukäsesuppe löffele, dem DJ vor der Hütte beim Einheizen zuhöre und zufrieden auf der Sonnenterrasse in die Sonne blinzele, finden die beiden Snowboarder mal wieder kein Ende. Erst als ihre Schatten schon sehr lang sind, kommen sie angedüst.
Morgen werden wir unseren Campingplatz verlassen, noch zwei Tage am Achensee dranhängen, der an schönen Wintertagen fast türkisfarben glitzert. Der Platz auf dem Alpen Caravan Park in Achenkirch ist reserviert. Die Skigebiete dort sind etwas familiärer, dafür gibt es besonders schöne Loipen direkt ab dem Platz.
Eislaufen, Klettern, Kegeln
Das Zillertal liebt es auch im Winter sportlich. Da passt es, dass durch das relativ neue Kabooom-Freizeitzentrum in Kaltenbach die Palette der Sportarten noch breiter geworden ist. Auf dem Gelände einer jahrelang ungenutzten ehemaligen Tennishalle gibt’s nun im Winter einen Eislaufplatz im Freien. Und drinnen unter anderem eine vier Meter hohe Boulderwand, an der Gäste das Bouldern – also das Klettern in Absprunghöhe – in allen Schwierigkeitsstufen trainieren können.
Ähnlich spannend geht es in Tirols größtem Airparc zu, wo man Trendsportarten frönen kann. Während auf den weichen Matten Skater und Snowboarder ihre Sprünge üben, schlagen Akrobaten und Turner ihre Saltos. Aber auch ohne sportliche Ambitionen macht der Airparc Spaß: einfach drauf aufs Trampolin und dann freestylen! In den übrigen Innenräumen kann man tanzen, kegeln oder eine Runde squashen. Und ein hauseigenes Bistro gibt es natürlich auch.
Die winterliche Küche Tirols ist meist deftig – wunderbar nach der vielen frischen Luft: Kaiserschmarrn, Käsespätzle und Strudel sind Klassiker, die jeder kennt. Also mal was anderes bestellen: eine Zillertaler Graukäsesuppe zum Beispiel oder Schlutzkrapfen – Teigtaschen, die mit Kartoffeln, Quark und Käse gefüllt sind.
Superskipass Zillertal
Ab dem Zwei-Tage-Skipass sind Lifttickets im Zillertal automatisch ein Superskipass Zillertal, der für 180 Lifte und 542 Pistenkilometer gültig ist. Inklusive sind damit alle vier Skigebiete im Tal: Hochzillertal-Hochfügen-Spieljoch, die Zillertal Arena, die Mayrhofner Bergbahnen sowie die Ski- und Gletscherwelt Zillertal 3000.
Kostenfrei nutzen darf man dann auch die Skibusse sowie die Züge und Busse der Zillertaler Verkehrsbetriebe (außer den Dampfzug) sowie den Sonderskibus Green-Line zwischen Mayrhofen und Hintertux. Praktisch: Wer seinen Mehrtagesskipass mal verliert, bekommt gegen eine geringe Gebühr einen neuen ausgestellt.
Ein Tal mit vielen Gesichtern
Die Wintersportorte im Zillertal haben alle ihren eigenen Charakter. Wer mit dem Mobil unterwegs ist, der wird in einer der größeren Gemeinden im Tal stehen, aber auch die Dörfer oben in den Bergen haben ihren Charme.
- Zell am Ziller: Die Gemeinde, in der man auch nett bummeln und shoppen kann, liegt im Herzen des Zillertals auf 580 Meter Höhe. In dem Ort befindet sich der erste Einstieg in die Zillertal Arena, das größte Skigebiet im Tal. Von dort geht’s bis auf über 2.500 Meter Höhe.
- Mayrhofen: Der Ort gilt als die Wiege des Alpinismus. Eine tolle Aussicht auf Mayrhofen hat man, wenn man mit der Penkenbahn hinauf ins Skigebiet am Penken schwebt. Gegenüber, am Ahorn, fühlen sich Familien, Anfänger und Genießer wohl.
- Hintertux: Höher hinauf geht’s nicht: Das Bergdorf Hintertux liegt auf fast 1500 Meter Höhe am Ende des Tuxertals – eines Seitentals des Zillertals. Von hier kommt man nur mit der Gondel weiter, und zwar ins Skigebiet Hintertuxer Gletscher am Tuxer Ferner.
- Gerlos: Kleiner, gemütlicher Ort in einem lauschigen Hochgebirgs-Seitental, das in Zell am Ziller abzweigt und bei Winterwanderern und Langläufern besonders beliebt ist. Aber auch Skifahrer können hier in die Zillertal Arena einsteigen. Im Winter herrscht hier oft Schneekettenpflicht, es fahren aber auch regelmäßig Busse.
- Ginzling: Im Sommer ist Ginzling, das zu Mayrhofen gehört, ein romantisches Bergsteigerdorf auf 999 Meter Höhe. Im Winter kommen Wanderer her, um die verschneiten Berge mitten im Naturpark Zillertaler Alpen zu genießen. Achtung, das Tal ist eng, die Sonne kommt im Dorf in der kalten Jahreszeit erst später übern Berg. Auch per Bus erreichbar.
- Achenkirch: Wenn man in Jenbach im Inntal statt nach Süden nach Norden abbiegt, gelangt man an den Achensee. Und in Achenkirch gibt es mit dem Alpen Caravan Park einen besonders schönen Wintercampingplatz. Die Region am Achensee selbst lädt vor allem zum Winterwandern und Langlaufen ein. Alpinski ist aber auch möglich.
Zillertal: Stellplätze, Camping & Info
Reisen in Corona-Zeiten
Können wir diesen Winter entspannt in Österreich Urlaub machen? Niemand kann leider im Moment voraussagen, wie die Situation in einigen Wochen sein wird, derzeit steigen die Infektionszahlen europaweit. Die aktuelle Situation im Zillertal: Das Bundesland Tirol ist seit einigen Wochen Risikogebiet (Stand 25. Oktober 2020). Damit gilt für Reiserückkehrer aus Tirol die Pflicht, sich direkt in häusliche Quarantäne zu begeben und sich auf das Coronavirus testen zu lassen. Das genaue Prozedere legen die einzelnen Bundesländer fest.
Da die Situation so unübersichtlich ist, gibt es auf den Campingplätzen aktuell viele Stornierungen – die meisten bieten dafür kulante Regelungen an. In Tirol gilt eine Maskenpflicht, die mit der hierzulande vergleichbar ist. Getragen werden muss ein Mund-Nasen-Schutz in öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften, Hotels und Restaurants als auch in Seilbahnen und auf Märkten.
Nachgefragt bei Florian Phleps, Geschäftsführer der Tirol Werbung
Was wird beim Wintersport in den Tiroler Bergen in dieser Saison anders sein als sonst?
Heuer wird einiges anders sein beim Tirol-Urlaub: Zu den sichtbarsten Änderungen zählen das Einhalten des Mindestabstands und die Pflicht, in vielen geschlossenen Räumen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Gar nicht möglich sein wird Après-Ski in der bisherigen Form, denn Speisen und Getränke dürfen ausschließlich im Sitzen konsumiert werden. Zudem gilt in ganz Tirol derzeit eine Sperrstunde ab 22 Uhr. Auch große Openingkonzerte in den Skigebieten wird es nicht geben.
Nicht nur Tirol ist derzeit Risikogebiet, auch in Deutschland gibt es immer mehr solche Regionen. Ist in Tirol mit Beherbergungsverboten für deutsche Urlauber aus Risikogebieten zu rechnen? Oder mit generellen Einreisebeschränkungen für Deutsche?
Laut unserem Informationsstand steht das im Moment nicht zur Debatte. Ich kann das aber natürlich nicht ausschließen. Denn solche Entscheidungen liegen bei der österreichischen Bundesregierung.
Wo kann man sich als Reiserückkehrer aus Tirol vor der Rückreise nach Deutschland auf Corona testen lassen?
Viele regionale Tourismusverbände und Unterkunftsbetriebe bieten ihren Gästen Tests an, zum Teil kostenlos. Am besten informiert man sich vor Ort. Für einen freiwilligen Test stehen in Tirol darüber hinaus sieben Labore zur Verfügung, bei denen das Ergebnis in der Regel schon nach wenigen Stunden vorliegt.
Touristeninfos: Viele nützliche Informationen für eine Reise ins Zillertal bieten die offiziellen Seiten des Zillertaler Tourismusverbands. Empfehlungen für einen entspannten Winterurlaub finden Sie hier genauso wie Anreise-Infos und Hinweise zur aktuellen Lage.Adresse: Zillertal Tourismus GmbH, Telefon 00 43/5 28 88 71 87