9 Highlights für Bier und Barock

Geschichtsinteressierte, Prunk-LiebhaberInnen und Architektur-Fans werden auf der Oberschwäbischen Barockstraße auf ihre Kosten kommen. Reisemittel der Wahl, klar das Wohnmobil!
Braukunst und Bierkultur haben in der Barock-Ära vom Beginn des 17. bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts durchaus eine Rolle gespielt: Man holte sich Pracht und Lebensfreude nicht nur mit Schnitzwerk, Stuck und himmelhohen Deckenfresken in Kirchen, Klöster und Schlösser, sondern widmete sich gerne leiblichen Genüssen. Typische Figur ist die Putte, die kaum bekleidete, dralle Kindergestalt, Fruchtbarkeit symbolisierend – und heute das Markenzeichen der Oberschwäbischen Barockstraße.
Die besten Tipps für Oberschwaben gibt es hier: Wohnmobilreise durch Oberschwaben.
Eintauchen in die Epoche des Barock
Ebenso typisch sind aber auch krasse Darstellungen von Tod und Verwesung. Bauernkriege und Dreißigjähriger Krieg hatten mit großer Brutalität Tod und Verderben über Europa gebracht. In Süddeutschland waren zwei Drittel der Bewohner von den Kriegen, Hungersnot und Seuchen dahingerafft worden. Mit dem Westfälischen Frieden und Obsiegen der Gegenreformation wurden dann voll neuer Hoffnung zahlreiche Bauten geschaffen, die das barocke Lebensgefühl zelebrieren.
Freizeitaktivitäten für WohmobilistInnen
In der Region Oberschwaben gibt es eine gute Auswahl an Campingplätzen, von denen aus sich die Highlights der Barockstraße und der Braukunst einfach erreichen lassen. Auch herrscht kein Mangel an anderen attraktiven Ferienaktivitäten wie zum Beispiel Paddeln, Wandern, Radeln oder Klettern. Noch mehr Tipps abseits des Barock gibt es hier: Wohnmobilreise durch Oberschwaben.
Hintergrundwissen Oberschwäbische Barockstraße
Als eine der ältesten Ferienstraßen Deutschlands bietet die 1966 begründete Oberschwäbische Barockstraße vier Routen von insgesamt 860 Kilometer Länge. Klöster, Kirchen und Adelssitze: Mehr als 50 Erlebnisstationen in der lieblichen Landschaft zwischen Donau, Lech und Bodensee vermitteln mit all ihrer Pracht Einblicke in das Lebensgefühl der Epoche des Barocks. Erst 2020 kam die Ostroute hinzu, an der einige der hier gezeigten Stationen liegen.
Neun Highlights Oberschwäbische Barockstraße
1. Zwiefalten
Wer Barock in voller Opulenz erleben will, darf das Münster "Unserer lieben Frau" des Klosters Zwiefalten mit seinen markanten Zwiebeltürmen nicht links liegen lassen. Über dem Portal der kolossalen, mit römischen Triumphbögen verzierten Westfassade thront Benedikt von Nursia, Ahnherr des Benediktinerordens. Dahinter tut sich einer der größten Kirchenräume Deutschlands auf. Sein einst den Mönchen vorbehaltener Chor wird durch einen prächtigen Gitter-Lettner separiert. Staunend steht man vor dem schmuckreichen Hochaltar und legt den Kopf tief in den Nacken, um das enorme Deckenfresko Franz-Joseph Spieglers von 1741 zu betrachten, das Hauptwerk des Wangener Kunstmalers.
Wenige Schritte vom Klosterkomplex entfernt wartet dann die Brauhaus-Gaststätte auf hungrige und durstige Besucher. Gegenüber residiert die Brauerei Zwiefalter Klosterbräu. Im Shop kann man sich mit Süffigem eindecken. Auch Brauereibesichtigungen, eine Bierausstellung, Bierproben, Braukurse und Bierwanderungen zählen zum Angebot.
2. Ehningen
Bierkulturstadt nennt sich die größte Stadt im Alb-Donau-Kreis, seit sie mit dem Bier-Thema gleich mehrere touristische Wettbewerbe gewonnen hat. Fünf traditionsreiche Brauereien beherbergt Ehingen an der Donau, mehr als 50 verschiedene Biersorten reifen in deren Kesseln. Und die Besucher dürfen sich über vielerlei kulinarische und touristische Angebote rund ums Bier freuen – von der Brauereiführung über Brauseminare und den Bierwanderweg bis hin zum "Bier-Kultur-Hotel" Schwanen und diversen Ausstellungen.
Wer gerne radelt, kann die zweitägige kulinarische "Berg-Bier-Radtour" unternehmen, die auf 115 Kilometern durch idyllische Flusstäler und das Biosphärengebiet führt. Barocke Erlebnisse finden sich in den drei Ehinger Kirchen Liebfrauen, Herz-Jesu und St. Blasius, im spätbarocken Ständehaus am Marktplatz sowie im Schloss Mochental, der um 1730 erbauten Sommerresidenz der Äbte des Klosters Zwiefalten.
3. Wiblingen
Zu den Neuzugängen der östlichen Barockstraße zählt die Anlage des 1093 begründeten ehemaligen Benediktinerklosters in Ulm-Wiblingen. Das prachtvolle Deckenfresko im Rokoko-Bibliothekssaal hat der Maler Franz Martin Kuen 1744 im Alter von 25 Jahren innerhalb nur eines Jahres fertiggestellt. Es zeigt Szenen aus Antike und Christentum, und ganz oben, in scheinbar sphärischen Höhen, thront die göttliche Weisheit.
In dem von Säulen umrahmten Saal stehen vor den Bücherregalen geschnitzte, weiß lackierte Figuren, die vier christliche und vier weltliche Allegorien darstellen. Auch der Kapitelsaal ist als herrschaftlicher Audienzsaal und Versammlungsort ein sehenswerter Repräsentationsraum des Klosters. Eine Ausstellung in den ehemaligen Gästezimmern des Klosters zeigt Aspekte des klösterlichen Territorialbesitzes, der Gerichtsbarkeit und der Stellung der Bauern. Die Basilika Sankt Martin, 1783 eingeweiht, zählt zu den letzten Höhepunkten der barocken Kirchenbaukunst.
4. Witzighausen
Hinter der eher schlichten Fassade der Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt in dem Sendener Stadtteil tut sich ein Kirchenraum auf, der mit seinem reichen Zusammenspiel von Malerei, Stuck und Ausstattung besticht. Eine besondere Preziose ist das 400 Jahre alte Gnadenbild der Mutter Gottes, das über dem Hauptaltar thront: Maria steht als Königin in einer von einem goldenen Strahlenkranz umgebenen Prunknische. Von 1733 bis 1740 wurde diese Kirche vom Elchinger Baumeister Christian Wiedemann erbaut, der auch für die Klöster Wiblingen und Roggenburg tätig war. Auftraggeber waren die Grafen Fugger Kirchberg-Weißenhorn. Die Deckenfresken stammen vom nicht minder berühmten Augsburger Freskanten Christoph Thomas Scheffler, diejenigen in den Seitenaltären vom Weißenhorner Maler Konrad Huber. Die Hauptszene stellt die Trauung von Joseph und Maria durch den Hohepriester dar und verweist auf den neuen Bund, den Gott mit den Menschen schließt.
5. Roggenburg
"Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele gern in ihm wohnt." Diesen Leitsatz der Heiligen Teresa von Ávila nehmen sich auch die Chorherren des Prämonstratenserordens zu Herzen, die das Kloster Roggenburg von 1126 bis 1802 bewohnten und mit einem neuen Konvent seit 1982 wiederum mit geistlichem Leben füllen. Im Klostergasthof können sich neben den Konventsbrüdern sowohl Teilnehmer der hier häufig stattfindenden Veranstaltungen als auch Zaungäste verwöhnen lassen – unter anderem mit dem in Biberach gebrauten "Roggenburger Klosterbier".
Auch im Klosterladen kann das "Chorherren-Hell" erworben werden, zudem gibt es hier weitere Köstlichkeiten sowie Bücher, Devotionalien und Geschenke. Nicht nur die Klosterkirche mit prachtvollen Fresken, Altarbildern und der "Großen Roggenburgerin", der monumentalen Hauptorgel, laden zum Staunen und Verweilen ein, sondern auch die Klostergärten mit Kräutergarten und Efeu-Labyrinth, in dem nahezu alle bekannten Efeu-Arten gezogen werden. Von Ostern bis Ende Oktober finden im Rahmen des "Roggenburger Sommers" in der Klosteranlage Konzerte, Lesungen und andere Kulturveranstaltungen statt.
6. Illertissen
Klein, aber fein: die Schlosskapelle im Vöhlinschloss Illertissen. 1520 erwarb die wohlhabende Patrizierfamilie Vöhlin die mittelalterliche Burg der Grafen von Kirchberg und ließ sie zunächst im Renaissancestil umbauen. Die Schlosskapelle wurde dann 1751 einer Modernisierung im spätbarocken Stil unterzogen, an der der Freskenmaler Franz Martin Kuen entscheidenden Anteil hatte. Sein Fresko der Himmelfahrt Mariens erstreckt sich über das gesamte Gewölbe. Eine Rarität: Oberhalb der Empore hat sich der Maler selbst porträtiert, neben ihm sein Auftraggeber.
Das Vöhlinschloss beherbergt heute überdies das Bayerische Bienenmuseum und das Museum Illertissen. Regelmäßig finden im und am Schloss Konzerte und andere Kulturveranstaltungen statt. Außerdem residiert hier das "Hochschulzentrum Vöhlinschloss", das Fortbildungs-, Management- und Tagungszentrum der Hochschulen Augsburg, Kempten und Neu-Ulm.
7. Ochsenhausen
Wie segensvoll eine alte Klosteranlage neu genutzt werden kann, dafür ist die ehemalige Benediktiner-Reichsabtei in Ochsenhausen ein Beispiel. Die große, gut erhaltene barocke Anlage dient heute der "Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg" als Heimstatt. Diese bietet Kurse zur Fort- und Weiterbildung für SchülerInnen, StudentInnen und für Lehrkräfte, für BerufsmusikerInnen und Musik-Interessierte an. Auch können Chöre, Jugend- und Liebhaberorchester die Räumlichkeiten etwa für Probenwochenenden mieten. BesucherInnen profitieren von häufigen, teils hochkarätigen Konzertveranstaltungen.
Absolut sehens- und hörenswert sind die historische Sternwarte aus dem 18. Jahrhundert und die zwischen 1729 und 1733 von Joseph Gabler erbaute viermanualige, mit 47 Registern üppig ausgestattete Orgel. Die ursprüngliche Klosterkirche, eine dreischiffige romanische Säulenbasilika, war 1093 dem Heiligen Georg geweiht worden. 1489 bis 1495 wurde sie in spätgotischem Stil erneuert. Ihre Barockisierung folgte zwischen 1660 und 1740. Papst Franziskus erhob sie 2019 zur Basilica minor.
8. Buxheim
Das Deutsche Kartausenmuseum, das im Kreuzgang und in drei ehemaligen Mönchszellen Einblicke in den mönchischen Alltag gewährt sowie unter anderem die Herstellung von Stuck, Stuckmarmor, Freskomalerei und Vergoldung veranschaulicht, befindet sich im ehemaligen Kartäuserkloster Buxheim. Die seit 1402 hier ansässigen Kartäusermönche, die ein eremitisches Dasein mit mönchischer Gemeinschaft verknüpfen wollten, mussten 1803 wie die meisten Kirchenmänner in Europa im Rahmen der Säkularisation weichen.
Von 1926 bis 2020 belebte die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos das Kloster neu und gründete und betrieb hier eine Internatsschule. Die Kartausenanlage gilt als die am besten erhaltene im deutschsprachigen Raum. In Teilen wurde sie im 18. Jahrhundert im Barock-Stil umgestaltet. Herausragende Sehenswürdigkeit der Klosterkirche, einer barocken Saalkirche, ist das unglaublich detailreich geschnitzte Chorgestühl von Ignaz Waibl. Während des Sommers gibt es in der Kartause Konzerte, Lesungen und andere Kulturveranstaltungen.
9. Memmingen
Zucker, Stuck und Dekolleté ist der Titel einer Kostümführung, die auf amüsant-informative Art die barocken Seiten der ehemaligen Reichsstadt zeigt. Gepudert, mit Perücke und zeitgenössisch gekleidet, nehmen Elisabeth Breternitz und Sabine Rogg die Besucher mit auf die Reise in die Zeit der barocken Lebensfreude. Und da Memmingen zu den am besten erhaltenen Städten Süddeutschlands zählt, gibt es viele Denkmäler und Gebäude zu sehen.
Das Stadtmuseum residiert in einem spätbarocken Stadtpalais. Seine harmonische Rokokofassade, sein freundlicher Innenhof und sein barockes Treppenhaus mit allegorischer Deckenmalerei wecken Erinnerungen an einen südländischen Palazzo. Eine besondere barocke Perle ist die Kirche St. Peter und Paul, ehemals Klosterkirche der Brüder vom Orden des Heiligen Geistes. Auch dieser Kirchenraum wurde nach 1802 profanisiert und dann unter anderem als Lagerraum genutzt. Die spätbarocke Stuckdecke indes blieb erhalten, sie und der ursprüngliche Raumeindruck konnten von 1998 bis 2003 saniert und rekonstruiert werden. Als "Kreuzherrensaal" dient der Raum seither als Ausstellungs- und Konzertsaal.
Camping-Tipps Oberschwäbische Barockstraße
Park-Camping Iller, 88319 Aitrach
Komfortabel ausgestatteter und gepflegter Vier-Sterne-Platz am Fluss Aitrach, der das teils baumbestandene ebene Wiesengelände in zwei Bereiche unterteilt. Beheiztes Freibad mit Kleinkindbecken, Brötchenservice, Gaststätte mit Biergarten, Kiosk, WLAN. 4,5 ha, 150 Touristenplätze, 80 Dauercamper, 8 Mietunterkünfte. Geöffnet vom 1. April bis 15. Oktober. Vergleichspreis* 39 Euro.
Stellplatz Bad Schussenried, 88427 Bad Schussenried
See Camping Günztal, 86488 Breitenthal
Gepflegter, gut ausgestatteter Platz an einem See in einem Naherholungsgebiet. Ebenes Wiesengelände zwischen See und Straße mit teilweise noch junger Bepflanzung. Barrierefreie Sanitärkabine, Brötchenservice, Kiosk, WLAN, Uferabschnitt mit Badestegen und Liegewiese. Hundedusche. 2,2 ha, 130 Touristenplätze, 35 Dauercamper, 6 Mietunterkünfte. Geöffnet vom 22. April bis zum 22. Oktober. Vergleichspreis* 30 Euro.
Camping Illertissen, 89257 Illertissen
Komfortabler und gepflegter, nachts ruhiger Platz am Illerkanal. Ebenes Wiesengelände, parzelliert. Beheiztes Freibad, Restaurant, Imbiss, Kiosk, WLAN. 3,5 ha, 82 Touristenplätze, 78 Dauercamper, 3 Mietunterkünfte. Geöffnet von April bis Oktober. Vergleichspreis* 36 Euro.
Hofgut Hopfenburg, 72525 Münsingen
Komfortable, landschaftlich schön und überwiegend ruhig gelegene Ferienanlage an einem Hofgut, auf dem vom Aussterben bedrohte Haustierarten gezüchtet werden. Terrassiertes, teils befestigtes, weitgehend schattenloses Gelände im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Panoramablick. Restaurant, Brötchenservice, Fahrradverleih, teilweise WLAN. Hunde und Haustiere nur auf Nachfrage. 10 ha, 60 Touristenplätze, 66 Mietunterkünfte. Ganzjährig geöffnet. Vergleichspreis* 35,90 Euro.