Mega-Schnäppchen mit Risiken

Schnäppchen bei Wohnmobil-Versteigerungen? So erkennen Camper lohnende Angebote – und vermeiden teure Fehler beim Kauf.
Krisenzeiten sind Mega-Schnäppchen-Zeiten: Das gilt in fast jeder Branche, auch im Caravaning-Handel. Denn wenn Händler in die Zahlungsunfähigkeit schlittern, lassen Insolvenzverwalter die Bestände oft versteigern. Was für den betroffenen Handelsbetrieb eine Katastrophe ist, kann für Käufer Träume wahr werden lassen. Gerade bei Versteigerungen von Insolvenzmassen kommen Wohnmobile und Wohnwagen manchmal zum halben Preis unter den Hammer.
Derzeit versteigert die Industrie-Verwertungs-Gesellschaft unter anderem die Bestände des Caravan- und Reisemobil-Centers Reinfeld – Teil des insolventen Betriebs Auto und Freizeit Nord. Wegen der angespannten Marktlage könnte es durchaus sein, dass bald noch weitere Händler von Insolvenzen getroffen werden. Doch wer sich auf diese Gelegenheit einlässt, sollte wissen, worauf es ankommt. Dieser Ratgeber zeigt Chancen, Risiken und gibt klare Handlungstipps.
Konsolidierung nach dem Boom
Der Boom der letzten Jahre ließ viele Händler auf Wachstum setzen. Hohe Lagerbestände, teure Vorfinanzierungen und nachlassende Nachfrage führten jedoch bei manchen Anbietern zur Zahlungsunfähigkeit. Die Folge: Campingbusse, Wohnwagen und Wohnmobile landen in der Insolvenzmasse: häufig gut ausgestattet, kaum genutzt, aber schnell abzugeben.
Manchmal werden die Fahrzeuge, angestoßen vom Insolvenzverwalter, von spezialisierten Händlern direkt zu stark reduzierten Preisen verkauft, manchmal von Auktionshäusern zu stark reduzierten Preisen bei Online- oder Präsenzversteigerungen versteigert.
Deshalb lohnt sich der Auktionskauf
Wer sich mit dem Bietverfahren vertraut macht, kann echte Schnäppchen erzielen:
- Mehr als 30 % unter Marktpreis: insbesondere bei wenig frequentierten Auktionen
- Neuwertige Fahrzeuge: Meistens neue Fahrzeuge – manchmal mit Erstzulassung, aber wenig Fahrleistung
- Sofort verfügbar: keine langen Lieferzeiten wie bei Neufahrzeugen
Vor allem für erfahrene Camper mit technischem Verständnis oder gewerbliche Käufer ist das attraktiv – sofern sie gezielt vorgehen.
Die Risiken bei Insolvenzversteigerungen
Verkäufe und Versteigerungen unterliegen eigenen Spielregeln. Bei Wohnmobilen aus Insolvenzmasse sollten Käufer besonders auf folgende Punkte achten:
- Gewährleistung: Die Garantien des Herstellers bleiben zwar bestehen. Mit dem ursprünglichen Handelsbetrieb ist oft auch seine Werkstatt pleitegegangen. Käufer müssen sich für Garantieleistungen also eine neue Partnerwerkstatt suchen, was wegen der Geschichte des Fahrzeugs nicht einfach ist.
- Eingeschränkte Besichtigung: Oft sind nur kurze Vor-Ort-Termine kurz vor Auktionsende möglich.
- Dokumentation: Je nach Verlauf der Insolvenz können CoC-Papiere oder Prüfnachweise lückenhaft sein.
- Keine Finanzierung: Der Verkäufer bietet keine Finanzierung an. Die Summe muss vollständig bezahlt werden.
- Kaufbindung: Wer einmal den Zuschlag erhält, kann nicht zurücktreten.
So gehen Bieter auf Nummer sicher
Wer bei einer Auktion erfolgreich und ohne böse Überraschung zuschlagen will, sollte diese Punkte beachten:
- Seriöse Plattformen nutzen: z. B. offizielle Insolvenzversteigerungen, Justizauktionen, Händler mit Spezialisierung auf Insolvenzverkäufe
- Vorabprüfung möglich machen: Wo erlaubt, unbedingt Fahrzeuginspektion vereinbaren
- Unterlagen anfordern: Eigentumsnachweis, Fahrzeugschein, TÜV- und Gasprüfbescheinigung einsehen
Tipp: Wer unerfahren ist, sollte mit einem Experten oder erfahrenen Bieter zusammenarbeiten.