Leicht, kompakt und reichweitenstark
Elektroautos und Wohnwagen – geht das überhaupt? Ja, wenn Gewicht, Aerodynamik und Ausstattung stimmen.
Gespanne aus Elektroautos und Wohnwagen fahren immer noch selten über Europas Straßen. Wegen des hohen Eigengewichts von batteriebetriebenen Autos und den geringen Anhängelasten älterer Elektroautos leiden sie buchstäblich unter Gewichtsproblemen. Außerdem reduziert das Fahren im Gespann die Reichweite von elektrischen Zugfahrzeugen in manchen Fällen um fast 50 Prozent. Mit dem technologischen Fortschritt, ändert sich auch das. Einerseits werden E-Zugwagen zunehmend leistungsfähiger, andererseits stellt die Caravaning-Industrie immer mehr für Elektro-Gespanne optimierte Wohnwagen vor. Das ändert aber nichts daran, dass Camper beim Kauf eines Caravans einige Faktoren besonders beachten müssen, damit die Kombination funktioniert. Wir erklären, welche und stellen Wohnwagen vor, die sie besonders gut erfüllen.
Leichtbau-Wohnwagen sind besser für E-Gespanne
Wohnwagen für Elektroautos müssen leicht sein. Für ältere Elektroautos schon allein deshalb, weil deren Anhängelast nicht so hoch ist. Dieses Problem hat sich bei modernen Elektroautos längst verflüchtigt. Es gibt einige Modelle, die für Zugfahrzeuge übliche Werte von 750 kg ungebremst und zwischen 1,5 t und 2 t gebremst erreichen. Elektroautos sind dennoch immer etwas schwerer, weil die gewichtige Batterie mitfährt. Unser Dauertest-Zugwagen Kia EV9 wiegt deshalb zum Beispiel fast 2,7 Tonnen. Es bleiben also nur noch 8.000 kg bis zum Gewichtslimit des B-Führerscheins und 1,55 t bis zum Limit der B96-Erweiterung.
Aerodynamische Caravans erhöhen Reichweite
Der Luftwiderstand steigt mit der Geschwindigkeit quadratisch: doppelte Geschwindigkeit ist gleich vierfacher Widerstand. Für Elektro-Gespanne ist es deshalb besonders wichtig, dass der Wohnwagen aerodynamisch gestaltet ist. Wenig Stirnfläche und stromlinienförmige Aufbauten erhöhen die Reichweite – auch bei Verbrennern.
Auflaufbremse und Antischlingerkupplung sind noch wichtiger
Wer mit dem Elektroauto im Gespann zum Camping will, sollte einen Wohnwagen mit Aufbaubremse und Antischlingerkupplung bevorzugen. Zwei Gründe gibt es dafür: Es können höhere Anhängelasten gezogen werden. Außerdem reagieren Elektroautos ohne Verzögerung auf Gas und Rekuperation und wechseln deshalb schnell zwischen Schub und Zug. Diese Impulse wirken sich natürlich auch auf den Wohnwagen aus. Antischlingerkupplungen und Aufbaubremsen fangen sie ab.
Marktübersicht – die Wohnwagen für Elektroautos
Wohnwagen für Elektroautos müssen also vor allem leicht, aerodynamisch und spurtreu sein.
Eriba Feeling
Der neue Eriba Feeling wurde deutlich verschlankt und kombiniert kompaktes Design mit viel Komfort und ist damit auch für Elektroautos interessant – zumindest für Modelle mit höherer Anhängelast. Mit einer Breite von nur 2,17 m bleibt der Luftwiderstand vergleichsweise moderat, während das Leergewicht bei etwa 1.035 kg liegt und je nach Variante eine Gesamtmasse von 1.200 bis 1.300 kg möglich ist. Die Grundrisse reichen vom kompakten Feeling 425 für 3 Personen bis zum größeren Feeling 470 mit Schlafplätzen für bis zu fünf Personen, teils mit optionalem Aufstelldach, das Stehhöhe schafft. Damit eignet sich der Feeling als Familien-Caravan für stärkere E-Zugfahrzeuge.
Fendt Next 380
Mit nur 1.000 kg zulässigem Gesamtgewicht und einer Länge von unter sechs Metern richtet sich der Fendt Next 380 gezielt an kompakte Zugfahrzeuge – also auch Elektroautos mit begrenzter Anhängelast. Die reduzierte Breite (2,19 m) und die bewusst einfache Ausstattung machen ihn besonders effizient im Verbrauch und Handling. Der einzige Grundriss bietet zwei feste Schlafplätze im französischen Bett sowie eine umbaubare Sitzgruppe für eine dritte Person – ideal für Paare oder kleine Familien. Trotz seines Leichtbaus kommt der Next 380 mit Küche, Bad und zahlreichen USB-C-Anschlüssen als vollwertiger Caravan daher.
Hobby Beachy
Mit einem fahrbereiten Gewicht von nur 836 kg und einer Breite von 2,16 m zählt der neue Hobby Beachy 420+ zu den leichtesten Familien-Caravans – perfekt für Elektroautos mit begrenzter Anhängelast. Trotz seiner kompakten Maße bietet er Platz für bis zu vier Personen: Neben einem großen Doppelbett aus der Hecksitzgruppe lassen sich im Bug zwei Stockbetten einbauen, die auch Erwachsenen Platz bieten. Dazu kommt eine clevere Multifunktionswand, die wahlweise als Ankleideraum, WC-Abtrennung oder Raumteiler dient. Für E-Auto-Gespanne besonders praktisch: wenig Gewicht, schlanke Silhouette und serienmäßige Antischlingerkupplung. Hobby verkauft auch Grundrisse des Beachy, für zwei oder drei Personen. Der Wohnwagen ist gemacht für Sommercamper, die nicht unbedingt Wert auf eine Vollausstattung legen.
Karoo Adventure
Der Karoo Adventure ist ein ultraleichter Caravan aus Finnland, der speziell für E-Auto-Gespanne konzipiert wurde: Mit nur 750 kg Leergewicht, einer nur 1,73 m breiten Aero-Silhouette und deutlich weniger Luftwiderstand als klassische Caravans soll er die Reichweite von E-Zugfahrzeugen bei Laborprüfungen um bis zu 60 Prozent erhöht haben. Der Innenraum ist flexibel nutzbar – je nach Konfiguration finden zwei bis drei Personen Platz, mit Schlafbank und optionalem Kinderbett. Besonders smart: Küche und Wohnmodule sind verschiebbar oder nach außen nutzbar, um zusätzlichen Stauraum für E-Bikes zu schaffen. Eine kräftige Lithium-Batterie, optionales Solarpanel und App-Steuerung sorgen für autarken Komfort unterwegs.
Knaus Yaseo
Der Knaus Yaseo wurde gezielt für E-Auto-Gespanne entwickelt – mit nur 2,18 m Breite und deutlich verringerter Stirnfläche reduziert er den Luftwiderstand messbar. Dank innovativer FoldXpand-Technologie bietet er dennoch viel Wohnraum auf kleiner Fläche. Der kompakte Grundriss 340 PX (für 2 Personen) bringt nur circa 860 kg Leergewicht auf die Waage, während sich der größere Yaseo 500 DK im Test als Familienmodell für bis zu vier Personen etablierte. Beide Varianten verfügen über clevere Stauraumlösungen und multifunktionale Möbel, die speziell für das reduzierte Ladegewicht und die Reichweitenschonung bei Elektro-Zugfahrzeugen konzipiert wurden.
Adria Aviva Lite
Die Lite-Variante der Aviva-Baureihe verfolgt das Ziel, Gewicht und Komplexität möglichst niedrig zu halten – ideal also für E-Auto-Gespanne oder Fahrer mit begrenzter Anhängelast. Der neue Grundriss 300 LH etwa wiegt leer nur etwa 660 kg und hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 750 kg bzw. optional 1.000 kg.
Mit Außenmaßen von rund 4,75 × 2,09 × 2,59 m (Länge/Breite/Höhe) und einer Innenhöhe von ca. 1,95 m ist er kompakt, bietet aber trotzdem Sitzgruppen, Kühlschrank und ein kleines Bad. Auf Gasheizung oder Gaskocher wird verzichtet; alles Wichtige wird elektrisch betrieben.
Across Car Aventour
Mit nur 1,95 m Außenhöhe bietet der Across Car Aventour deutliche Vorteile bei der Aerodynamik – ideal für E-Auto-Gespanne. Innen gibt es Sitz- statt Stehhöhe, dafür aber ein riesiges Bett (288 × 205 cm) und eine clevere Heckküche unter der aufklappbaren Rückwand. Je nach Version liegt das zulässige Gesamtgewicht bei 750 oder 1.000 kg.
Caravelair Alba
Die Caravelair Alba-Reihe bietet mehrere Größen, wobei auch hier Modelle mit relativ geringem Gesamtgewicht zu finden sind. Ein Beispiel: der Alba 400 hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 950 kg bei einer Länge inkl. Deichsel von ca. 5,88 m und einer Breite von ca. 2,10 m.
Der kleinere Alba 350 wiegt im leeren Zustand noch weniger und bleibt in fahrbereitem Zustand nahe der 750-kg-Grenze. Damit zählt die Alba-Baureihe zu den leichteren, aber nicht ultrakompakten Caravans – für viele E-Autos durchaus in der Reichweite machbar.
Eine Möglichkeit ist dann immer noch die Wahl eines besonders leichten Caravans mit 750 kg zGG. Besonders leicht und aerodynamisch von Vorteil sind zum Beispiel auch Faltcaravans.