Sicherheit für die Reise im Wohnmobil

Sie müssen Ihr Reisemobil nicht wie Fort Knox sichern, um gegen Einbruch und Diebstahl gewappnet zu sein. Wir zeigen Ihnen, welche Sicherungsmaßnahmen wirklich sinnvoll sind.
- Fahrerhaus
- Aufbau
- Wegfahrsperren
- GPS-Tracker
- Alarmanlagen
- Gaswarner
- Tresore
Urlaub mit dem Reisemobil ist nicht grundsätzlich ein riskantes Vorhaben. Allerdings, und darüber sollten sich Reisemobilisten bewusst sein, können Einbrüche und Diebstähle durchaus passieren.
Wer sich an grundlegende Verhaltensregeln hält, kann das Risiko, Opfer einer solchen Straftat zu werden, deutlich reduzieren. Die meisten Einbrüche passieren auf unbewachten öffentlichen Parkplätzen oder am Straßenrand. Und wer sich zwischen parkenden Lkw auf dem Rastplatz in Sicherheit wiegt, der irrt. Auf Stell- und Campingplätzen dagegen verzeichnen die Kriminalstatistiken deutlich weniger Vorfälle.
Fahren Sie daher lieber von der Autobahn herunter und suchen Sie nach einem sicheren Übernachtungsplatz entlang der Route. Und sollten Kriminelle auch dort nicht vor einem Einbruch zurückschrecken, hält sie am Ende ein stabiles Zusatzschloss beziehungsweise eine Wegfahrsperre auf. Zusammen mit Experten der Firma Sicherheitstechnik Wendt aus Bergheim, haben wir verschiedene Typen von Zusatzsicherungen unter die Lupe genommen. Die beiden Geschäftsführer Sascha und Enrico Wendt sind sich einig: "Langfinger betreiben meist keinen großen Aufwand, um in ein Campingfahrzeug zu gelangen." In der Regel beträgt das Zeitlimit für einen Einbruch fünf Minuten, weshalb Kriminelle schnelle und unkomplizierte Gelegenheiten nutzen.
Oft genutzte Werkzeuge sind Schraubendreher und der sogenannte Jiggler, ein geriffeltes Blech, das in den Schließzylinder eingeführt wird. Wer sich auf bestimmte Schlösser spezialisiert, besitzt oft auch passende Spezialwerkzeuge für bestimmte Schließzylinder. Gewalttätiges Öffnen, beispielsweise durch Zerstören oder Herausreißen des kompletten Schlosses, komme nur selten vor, sagen die Fachleute.Türen und Fenster sind die größten Schwachstellen. Dass Eindringlinge über die Dachfenster einsteigen, ist der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in München zufolge eher unwahrscheinlich. Ausnahmen bilden die oftmals älteren Fahrzeuge, die den Aufstieg aufs Dach mit einer Leiter am Heck erleichtern.
Wer sich und sein Fahrzeug rundum schützen will, kann auch eine Alarmanlage installieren oder das Reisemobil mit einem GPS-Tracker versehen.
1. Fahrerhaus-Verriegelung
Häufig versuchen Kriminelle über die Fahrerhaustüren einzusteigen. Denn mit einem Spezialwerkzeug sind die sogenannten Bahnenschlösser schnell geknackt. Optimalen Schutz bieten daher Zusatzsicherungen, die von innen montiert werden. Während sich die Zusatzschlösser für die Cockpittüren von Heo Solution und Thule mit einem Schlüssel sperren lassen, wird das Fiamma Safe Door Guardian nur mit einem Drehriegel gesichert. Hinsichtlich der Sicherheit ist das nur dann ein Nachteil, wenn der Einbrecher die Scheibe einschlagen und Hand an das Schloss legen würde.
Alle Zusatzschlösser werden mit mehreren Schrauben am Fahrzeug befestigt. Keinesfalls dürfen diese jedoch in die B-Säule des Basisfahrzeugs gedreht werden, da diese als tragendes Element fungiert. Mit der Stange Duo Safe Pro bietet Fiamma noch eine andere Möglichkeit, ungewollten Einstieg zu verhindern. Mit zwei dünnen Aluminiumblechen wird die teleskopierbare Stange in die Führung der Seitenscheibe geschoben und verhindert, dass sich die Türen von außen öffnen lassen. Diese Methode funktioniert allerdings nicht bei integrierten Fahrzeugen, außerdem besteht die Gefahr, beim Hantieren mit der Stange im Cockpit anzuschlagen. "Eine wirksame Sicherung lässt sich auch mit einer stabilen Eisenkette selbst bauen", empfiehlt Enrico Wendt. Die Kette kann entweder an den Armlehnen eingehängt oder an gesondert angebrachten stabilen Haken (beispielsweise aus dem Baumarkt) befestigt werden.
Ein bleibender Schwachpunkt sind die Front- und Seitenscheiben. Anbieter wie Haverkamp (www.haverkamp.de) bieten zwar Splitterschutzfolien für Autoscheiben an, diese dürfen im Bereich vor der B-Säule aber grundsätzlich nicht angebracht werden. Der Grund ist eine mögliche Gefahr von Spiegelungen beziehungsweise ein zu geringer Lichteinfall ins Cockpit. Damit eignet sich eine solche Schutzfolie höchstens für Campingbusse mit Mineralglasscheiben im Fond.
Einbruch per Fernbedienung
Sogenannte Replay-Attacken erlauben es Kriminellen, ohne Gewalteinwirkung in Fahrzeuge einzudringen. Sie müssen dazu lediglich das Funksignal der Schlüssel-Fernbedienung mit einem Laptop abgreifen. Besonders betroffen seien die Funkschlüssel des Fiat Ducato. Aber nicht nur Reisemobile sind von derartigen Überfällen betroffen. Bereits vor zwei Jahren wurde bekannt, dass sich Pkw von mehreren Herstellern mit Hilfe eines manipulierten Funksignals öffnen lassen. Unterbinden lässt sich die Replay-Attacke mit dem Safe lock Modul genannten Steuergerät von Thitronik (www.thitronik-automotive.de). Dieses wird am CAN-BUS angeschlossen, zusätzlich erhält der Funkschlüssel eine neue Platine. Bei jedem Ver- und Entriegeln wird die Zentralverriegelung mit ständig wechselnden Codes verschlüsselt.
Übersicht und Preisvergleich: Cockpit-Sicherungen
2. Den Aufbau sichern
Fachleute und Polizei empfehlen: Zeigen Sie dem Kriminellen, dass Ihr Fahrzeug gesichert ist. Denn in vielen Fällen ist Abschreckung allein schon der effektivste Schutz. Weisen Sie sichtbar darauf hin, dass Sie gegen ungewollte Eindringlinge vorgesorgt haben.
Zum Beispiel mit einem Zusatzschloss an der Aufbautüre. "Ein massiver Sicherheitsriegel signalisiert dem Einbrecher bereits, dass sein Eindringen mehr Zeit in Anspruch nehmen wird", erklärt Sascha Wendt. Im besten Fall versucht der Kriminelle dann erst gar nicht, in Ihr Fahrzeug einzusteigen.
Durch die Bank bieten die Schließzylinder hohen Schutz, urteilen die Experten. Unter Laborbedingungen begutachteten sie stellvertretend für die einzelnen Schlosstypen ein Fiamma Safe Door Magnum, ein Thule Van Lock und die Security Hand Rail (ähnlich der Fiamma Security 46). Ohne Gewalteinwirkung ließ sich keines dieser Schlösser innerhalb von drei Minuten öffnen. Das Fazit: "Alle Anbieter setzen auf hochwertige Schließzylinder."
Fiamma verwendet zwar ein eigentlich leicht zu knackendes Tubular-Schloss, versieht es aber mit zehn statt der üblichen acht Stifte. Der als Standardwerkzeug verwendete Picker greift hier nicht.
"Für dieses Schloss müsste schon jemand ein Spezialwerkzeug selbst anfertigen", sagt Enrico Wendt. Ob sich dieser Aufwand für den Einbrecher rechnet, sei fraglich. An dem Safe Door Magnum zeigt sich aber auch, dass größer nicht unbedingt sicherer bedeutet. Eingespannt in einen Schraubstock, ließ sich der lange Bügel in Sekunden mit einer Brechstange aus dem Montageblech drücken. Bei kleineren Schlössern, die eng am Fahrzeug anliegen, funktioniert das nicht. Das Thule Van Lock beispielsweise bietet kaum Angriffspunkte für einen Hebel. Ob die Brecheisen-Methode auch am Fahrzeug möglich ist, hängt allerdings im Einzelfall von der Einbauposition ab.
Einbrecher kommen keinesfalls nur durch die Tür. Auch die Fenster sollten mit einem zusätzlichen Schutz versehen werden. Insbesondere rahmenlose Ausstellfenster mit Kunststoffhebeln sind wenig stabil. Mehr Schutz bieten die Aluminiumprofile von Womo-Sicherheit. Sie gibt es für zahlreiche Fenstermodelle (auch für Schiebefenster). Sie werden an der Unterkante der Scheibe angebracht und sorgen dafür, dass die Kraft beim gewalttätigen Öffnen auf eine größere Fläche verteilt wird. Stabile Rändelschrauben ergänzen die Kunststoffhebel.
Übersicht und Preisvergleich: Aufbausicherungen
3. Wegfahrsperren
Im Winter, wenn das Reisemobil längere Zeit unbewohnt abgestellt ist, steigt die Gefahr, dass das gesamte Fahrzeug gestohlen wird. Sogar von Banden ist die Rede, die Campingfahrzeuge auf Bestellung entwenden. Allein im Jahr 2016 (neuere Zahlen gibt es vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft aktuell nicht) wurden 404 Campingfahrzeuge als gestohlen gemeldet.
Wenn Sie keine sichere Abstellmöglichkeit für Ihr Reisemobil haben, können Sie das Fahrzeug mit einer Lenkrad- oder Radkralle schützen.
Lenkradkrallen sind massive Metallstäbe, die am Lenkrad versperrt werden. Sie erschweren beziehungsweise verhindern das Lenken, wodurch das Fahrzeug manövrierunfähig wird. Je nach Bauart, werden einige Sicherungen zwischen Lenkrad und Bremse eingehängt – ein zusätzliches Hindernis für den Ganoven. Wer sichergehen möchte, dass das Lenkrad nicht durchgesägt wird, kann sich für das Modell Disklok (rund 150 Euro) entscheiden. Diese Kralle wird wie ein Teller über das gesamte Lenkrad gelegt.
Einige Lenkradkrallen, wie das Modell Wheelblock Pro von Heyner (80 Euro, www.h-premium.de), besitzen ein komfortables Zahlenschloss. Hinsichtlich der Sicherheit zieht der Experte Enrico Wendt jedoch ein Schließsystem mit Schlüssel vor. "Mit einem Abtastmesser lassen sich die Einkerbungen eines Zahlenschlosses schnell erkennen", erklärt der Profi. Der Kriminelle muss also nicht alle Zahlenkombinationen durchprobieren, um die korrekte Einstellung ausfindig zu machen.
Eine Radkralle macht dem Kriminellen bereits aus einigen Metern Entfernung deutlich, dass ein Diebstahl hier nicht leicht wird. In unserem Laborversuch überzeugte die rund 100 Euro teure Radkralle Compact von Milenco (www.milenco.com). Der Schließzylinder mit Bohrmuldensystem ist dem Fachmann zufolge nur schwer zu öffnen. Auch der Einsatz einer Säge ist bei der aus massivem Stahl gefertigten Kralle wenig effektiv.
In der praktischen Anwendung sollte die Radkralle sehr vorsichtig über den Reifen gezogen werden. Auch wenn Milenco die Wegfahrsperre sowohl für Stahl- als auch Alufelgen freigibt, können Letztere leicht verkratzen.
So testet promobil
Mit Fachleuten haben wir versucht, Zusatzschlösser und Radkralle zu öffnen. Enrico und Sascha Wendt (www.zieh-fix.com) sind Profis in Sachen Schließsysteme und schulen unter anderem Schlüsseldienste im Lockpicking, wie das gewaltfreie Öffnen versperrter Schlösser in der Fachsprache heißt. Um die Öffnungsversuche praxisnah zu gestalten, haben wir bewusst auf den Einsatz von schwerem Gerät, wie einen Schneidbrenner, verzichtet. Drei Minuten lang mussten die Schließzylinder den Öffnungsversuchen widerstehen.
Übersicht und Preisvergleich: Lenkrad- und Radkrallen
4. GPS-Tracker
Es passiert zwar relativ selten, aber jährlich verschwinden bis zu 300 Reisemobile spurlos. Dann können gute Ortungsgeräte helfen, das Eigentum wiederzufinden. Meist arbeiten diese Helfer mit GPS-Empfängern und senden ihre Daten per Mobilfunk entweder direkt an den Eigentümer oder an ein Onlineportal. Das funktioniert in der Regel auch gut; wenn das Mobil aber in einer Halle versteckt wird, kann es sein, dass der GPS-Empfang gestört ist und das Fahrzeug so "unsichtbar" wird. Bei vielen Anbietern kann man dann die letzten Positionen nachverfolgen und so eventuell den Standort eingrenzen.
Manche Geräte schalten bei fehlendem GPS-Empfang auch auf den Mobilfunk um und bestimmen die Position per Triangulation. Hier sucht sich der Tracker die nächsten drei Handymasten und kann somit auf wenige Meter genau erkennen, wo sich das Mobil befindet. Der GSM-Tracker von Simvalley führt die Positionsbestimmung lediglich durch das Mobilnetz durch.
Das Empfangsgerät sollte möglichst klein sein, damit es unauffällig im Reisemobil untergebracht werden kann. Viele Geräte setzen bei der Stromversorgung auf einen Akku oder eine fest eingebaute Batterie. Der PAJ Professional Finder wird dagegen fest im Fahrzeug eingebaut und bezieht seinen Strom aus der Bordelektrik. Die Positions-Sende-Abstände sind sehr unterschiedlich, von einmal täglich über alle 60 Sekunden bis hin zum Senden nur auf Abruf. Alle Produkte brauchen eine SIM-Karte zum Betrieb. Die Hersteller empfehlen hier eine Prepaid-Lösung. Besonders wichtig hierbei: Immer auf genügend Guthaben achten.
So funktionieren die Tracker:
- Chiphoch2 GPS-Safer: GPS-Empfänger, sendet per Mobilfunk Informationen an ein Internetportal, Zusatzkosten 11,90 Euro für das Setup und 6,49 Euro pro Monat für den Portalzugang. Batterie fest eingebaut und hält bis zu drei Jahre.
- Seculog Vip: GPS-Empfänger, sendet per Mobilfunk Informationen an ein Internetportal, Zusatzkosten 16,76 Euro pro Monat für den Portalzugang, 24/7-Hotline, Koordination des Rücktransports.
- Simvalley GSM-Tracker GT 60: GSM-Tracker mit eingebautem Mikrofon, Akkulaufzeit bis zu 7 Tage, Positionsermittlung über Triangulation (Berechnung mittels dreier Mobilfunkmasten), Quadbandhandynetz, SIM-Karte mit Guthaben erforderlich.
- PAJ Professional Finder 2.0: GPS-Empfänger mit externer GPS-Antenne, Quadband-Mobilfunk (SIM-Karte benötigt), Anschluss an das Bordstromnetz mit Alarm bei Unterbrechung der Stromzufuhr, optionaler Zugang zu einem Online-Portal ab 2,99 Euro/Monat.
5. Alarmanlagen
Alle Alarmanlagen haben eines gemeinsam: Sie möchten den Einbrecher stören, sei es durch Lärm oder auch Licht. Hochwertige Systeme leiten den Alarm auch an den Besitzer weiter. Der sollte dann aber nicht sofort zum Fahrzeug stürzen und den Dieb persönlich vertreiben, denn das kann mitunter sehr gefährlich sein. Lieber schnell die Polizei informieren, die sich dann vor Ort umsieht. In den meisten Fällen wird der Gauner, gestört durch den Alarm, schnell das Weite suchen. Unsere Auswahl unten zeigt verschiedene Varianten des Schutzes auf. Der Carawarn Secure Sleep soll, wie der Name verspricht, vor allem für einen sicheren Schlaf im Mobil sorgen. Ein Bewegungsmelder überwacht hier die Aufbautür. Hält sich dort jemand länger als zwei Sekunden auf, fängt eine helle LED an zu blitzen. Nach zehn Sekunden folgt dann der akustische Alarm, der den potenziellen Bösewicht verscheuchen soll.
Das Modell von Thitronik ist eine klassische Alarmanlage, die mit dem CAN-BUS des Basisfahrzeugsverbunden wird. Die Scharfschaltung erfolgt via Funkfernbedienung.
Das Caravan-Tab geht wieder einen anderen Weg. Mit mehreren Sensoren an Fenstern und Türen sowie Bewegungsmeldern mutiert das Tablet zur Alarmzentrale. Stellt diese einen Einbruch fest, macht das Tablet mittels Geräuschen und Bildern auf sich aufmerksam und schießt Fotos des Eindringlings. Die gehen dann samt GPS-Daten per E-Mail an den Reisemobilbesitzer. Die Highend-Version in unserer Übersicht ist das Caracontrol. Zwar sehr teuer, ist es aber auch mehr als nur eine Alarmanlage, mit der sich Klappen und Türen sensorisch überwachen lassen. Bei kompatiblen Geräten kann die Steuerzentrale Heizung, Klima, Elektrik oder die Gasanlage per App steuern oder kontrollieren.
Übersicht und Preisvergleich: Alarmanlagen
6. Gaswarner
Mit Überfällen durch Betäubungsgas ist es wie mit dem Monster von Loch Ness: für die einen real, für die anderen eine Mär. Beruhigend: Fachleute halten derartige Einbrüche für unwahrscheinlich.
Einbrüche mit Hilfe sogenannter K.-o.- oder Narkosegase werden unter Reisemobilisten kontrovers diskutiert. So berichtet mancher Urlauber, durch ein Gas betäubt und anschließend im Schlaf ausgeraubt worden zu sein. Kopfschmerzen und Übelkeit am Morgen danach werden von den mutmaßlichen Opfern als Nachwirkungen des Betäubungsmittels genannt. Laut Bundeskriminalamt liegen keine belastbaren Daten zu Überfällen mit Narkosegas vor. Dennoch seien auch den Polizeibehörden entsprechende Berichte bekannt.
Neu sind Fälle dieser Art nicht. Eine Anfrage beim Kriminalistischen Institut in Jena ergab, dass schon in den 1990er Jahren Überfälle auf Schlafabteile russischer Langstreckenzüge mit K.-o.-Gasen durchgeführt wurden. Der wichtigste Unterschied zu den mutmaßlichen Überfällen von heute liegt allerdings in der Durchführung: In den Zügen wurde das Gas nicht mit einem Schlauch ins Abteil geleitet, sondern die Matratzen und Polster direkt mit den betäubenden Substanzen kontaminiert. Für den Überfall auf ein Reisemobil käme diese Methode daher nicht in Frage, denn dazu müsste sich der Kriminelle schon zuvor einmal Zugang in das Fahrzeug verschafft haben.
Von den mutmaßlichen K.-o.-Gas-Überfällen der letzten Jahre berichten nicht nur Camper. Auch dem Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) sind Berichte von übernachtenden Lkw-Fahrern über derartige Vorkommnisse bekannt. "Nach unseren Erkenntnissen werden die Gase über Fenster oder über die Lüftungsöffnungen der Klimaanlagen eingeleitet. Dabei werden keine medizinischen Narkosegase verwendet, sondern andere Gase, die ebenfalls betäubende Wirkung haben, aber nicht in der Medizin für diesen Zweck eingesetzt werden", teilt der Verband auf Anfrage mit.
Welche Gase dafür in Frage kämen, weiß Prof. Dr. Florian Eyer, Leiter der Abteilung für klinische Toxikologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. "Als potenzielles Narkosegas kämen Halothan, Isofuluran und andere Derivate in Betracht", erklärt Eyer. Dass diese Gase über einen Schlauch ins Fahrzeug geleitet werden, bezweifelt er jedoch. "Aus toxikologischer Sicht ist die erfolgreiche Durchführung eines solchen Narkosegasüberfalls nur schwer vorstellbar. Um ein Gas in ein Campingfahrzeug einzuleiten, benötigt der Kriminelle eine sehr hohe Expertise", erklärt der Toxikologe.
Die wesentliche Gefahr stelle die Dosierung dar. Bei falscher Konzentration würden die Insassen entweder überhaupt nicht auf das Gas ansprechen, oder es gäbe sogar Todesfälle. "Außerdem sind geeignete Gase schwer zu beschaffen", gibt Eyer zu bedenken. Für wahrscheinlicher hält er, dass Reisende durch K.-o.-Tropfen in narkoseähnlichen Dämmerschlaf versetzt werden. Diese könnten beispielsweise in Bars oder Restaurants in Getränke eingebracht werden.
Ist der Einbau eines Gaswarners dann überhaupt noch sinnvoll? Auch wenn Experten Gasüberfälle für eher unwahrscheinlich halten, sprechen verschiedene Gründen dafür. Zum einen sorgt man für den Fall der Fälle vor und kann sich damit einfach sicherer fühlen. Zum anderen reagieren die meisten Geräte auch auf explosives Flüssiggas und giftiges Kohlenmonoxid. Auch wenn die Gasanlage des Mobils leckt oder der Abgastrakt des Basisfahrzeugs undicht ist, werden die Insassen rechtzeitig gewarnt.
Die Funktionsweise der Gaswarner ist ähnlich. Sie lassen sich am Bordnetz fest oder ambulant über eine 12-Volt-Steckdose anschließen. Manche Hersteller bieten optional auch zusätzliche Sensoren an, die sich an verschiedenen Positionen befestigen lassen. Das ist sinnvoll, da manche Gase schwerer als Luft sind und auf den Boden sinken, während sich andere Gase von der Decke her ausbreiten. Außerdem ist der Innenraum großflächiger abgedeckt, und das Gas wird näher an der Quelle und somit frühzeitiger erkannt. Um den größtmöglichen Schutz zu gewährleisten, sollte sich je ein Gaswarner ober- und unterhalb des Bettes befinden. Ist das Reisemobil längere Zeit unbewohnt, sollte der Gaswarner zum Schutz der Bordbatterie deaktiviert werden.
Aus dem Archiv: Diskussion über Narkosegas
Die Diskussion über Narkosegas ist nicht neu. Genau vor 20 Jahren berichtete promobil bereits über Einbrüche mit Hilfe von Betäubungsgasen. Langjährigen Lesern und Sammlern sei ein Blick in Ausgabe 12/1998, Seite 57 empfohlen. Schon damals gaben wir Verhaltenstipps, Alarmanlagen und Annäherungssensoren waren schon vor zwei Jahrzehnten auf dem Markt. Aus heutiger Sicht übertrieben wirkt allerdings die Empfehlung, Eindringlinge mit Hilfe eines Nebelwerfers zu vertreiben, der den gesamten Innenraum des Fahrzeugs in dichten Dunst hüllt. Mit dem Anästhesisten Dr. med. Gottfried Pohlen befragten wir auch damals einen Experten. Er merkte an, dass entsprechende Gase oftmals einen stechenden Geruch aufweisen, was sie für Überfälle unbrauchbar macht.
Übersicht und Preisvergleich: Gaswarner
7. Fahrzeug-Tresore
Neben elektronischen gibt es eine Reihe mechanischer Sicherungssysteme, mit denen man Langfingern die Tour vermasseln kann. Dazu gehören auch Fahrzeugtresore.
Alko, Dometic Waeco oder Mobil-Safe bieten diese Sicherheit und haben "Panzerschränke" in unterschiedlichen Größen im Angebot. Für sie lässt sich in nahezu jedem Wohnmobil irgendwo ein Platz finden. Je nach Größe kann man auch einen Laptop sicher einschließen.Einige Tresore sind extra so konzipiert, dass sie im Boden oder im Sitzsockel verstaut werden können. Wichtig ist, dass ein Tresor mit dem Fahrzeug fest verbunden ist. So, dass ein Dieb ihn nicht einfach abmontiert und unter den Arm nimmt. Thomas Krauß empfiehlt zudem ein Zahlenschloss: "Bei einem Schlüssel stellt sich gleich wieder die Sicherheits-Frage, wo man ihn am besten aufbewahrt."
Zusätzlich dazu gibt es eine breite Anzahl von Safes, die als solche nicht ersichtlich sind. Dabei ist der Tresor als Sauerkrautdose, Sprühflasche oder Hundedosenfutter getarnt. Diese Tresorart ist zwar unscheinbar, jedoch sind sie nur zum für wenig Inhalt geeignet und es kann durch die Optik schnell zu Verwechslungen kommen.
Übersicht und Preisvergleich: Tresore