Originaler Fake-Ferrari aus Miami Vice zu verkaufen
McBurnie besorgte er sich für seine Umbauten beim Daytona-Auftragsfertiger Scaglietti allerlei Originalteile wie Chromstoßfänger, Scheinwerfer und Kunststoff-Zierteile.
Sonny Crockett fuhr in "Miami Vice" Ferrari – in den ersten beiden Staffeln allerdings einen falschen. Ein originales Filmauto von damals wird nun versteigert.
Enzo Ferrari lag selten daneben. Doch in diesem Fall hatte der "Commendatore" Unrecht. Als sich "Miami Vice"-Schöpfer Michael Mann in den Achtzigerjahren mehrfach in Maranello meldete, um einen Original-Ferrari für die Serie rund um Undercover-Polizisten und das organisierte Verbrechen in Südflorida zu besorgen, ließ ihn Ferrari immer und immer wieder abblitzen. Also mussten sich die Produzenten eine Alternative überlegen – und entdeckten bei ihren Recherchen ein Mobil namens McBurnie Daytona Spider, das den Ferrari 365 GTS/4 Daytona Spider täuschend echt nachahmte.
Fake-Ferrari mit Originalteilen
Und so kam es, dass die Hauptfigur Sonny Crockett in den ersten beiden Staffeln doch Ferrari fuhr – nur eben einen falschen. Für die Dreharbeiten wurden zwei Exemplare mit schwarzer Cabrio-Karosserie verwendet. Eine davon wird aktuell im Internet versteigert. Das Online-Auktionsportal "Catawiki" hat eines der Autos, das Hauptdarsteller Don Johnson einst in der Kultserie fuhr, aktuell im Angebot. Der Schätzpreis des Autos, das sich aktuell in Modena (Italien) befindet, liegt bei 90.000 bis 120.000 Euro.
Das Auto auf Basis der Corvette C3 sieht dem richtigen Ferrari 365 GTS/4 Daytona Spider zum Verwechseln ähnlich. Was nicht nur daran liegt, dass die Corvette ähnliche Proportionen aufweist wie der Italo-Sportler. Tom McBurnie fertigte mithilfe eines echten Daytona Spider eine Negativform an, mit der er eine originalgetreue GFK-Karosserie fertigen konnte, die einfach über die Corvette gestülpt wurde. Obendrein besorgte er sich für seine Umbauten beim Daytona-Auftragsfertiger Scaglietti allerlei Originalteile wie Chromstoßfänger, Scheinwerfer und Kunststoff-Zierteile.
Optisch Ferrari, technisch Corvette
Technisch blieb das Auto freilich eine Corvette. Was bedeutet: Im McBurnie Spider gibt es bärigen V8-Drehmoment-Punch statt filigraner italienischer V12-Drehzahlsucht. Der Motor leistet der Anzeige zufolge 300 PS und gibt seine Kraft über ein Automatikgetriebe an die Hinterräder weiter. Der 1981 gebaute Corvette-Ferrari-Zwitter verfügt über eine US-Zulassung und hat aktuell 55.000 Meilen (gut 88.500 Kilometer) auf dem Tacho. Catawiki beschreibt den Gesamtzustand als sehr gut, berichtet allerdings von einigen kleinen Lackabplatzern und Dellen.
Ein besseres Marketing als die regelmäßigen Auftritte vor einem Millionenpublikum im TV hätte sich McBurnie eigentlich nicht wünschen können. Doch "Miami Vice" wurde eben auch im fernen Italien ausgestrahlt. Als Enzo Ferrari sah, dass da ein Nachbau seines schönen Daytona über die Bildschirme jagte, soll sich seine Miene arg verfinstert haben. Erst recht, als er erfuhr, dass der langjährige Kooperationspartner Scaglietti an der Fälschung kräftig mitgewirkt hatte.
Auf Verfolgungsjagden folgt die Panzerfaust
Das konnte Ferrari nicht auf sich sitzen lassen. Der Kontakt zu Michael Mann wurde wiederhergestellt und es kam zur Vereinbarung, dass Sonny Crockett ab der dritten Staffel Ferrari Testarossa fährt – einen echten, wohlgemerkt. Dieses Mal war das Auto weiß lackiert, weil das im Kamerabild angesichts der vielen Nachtaufnahmen einfach besser aussah. Teil des Deals war übrigens, dass in der Serie ein McBurnie Daytona Spider möglichst effektvoll vernichtet werden musste. Also wurde die Replika spektakulär per Panzerfaust in den Autohimmel gejagt.
Doch nicht nur im Fernsehen kam das Aus für den Fake-Ferrari. Auf Ferraris Betreiben hin musste Tom McBurnie seinen Nachbau bald einstellen. Was zur Folge hatte, dass sein Daytona Spider ähnlich selten verbreitet ist wie ein echter Ferrari 365 GTS/4 Daytona Spider. Allein deshalb bietet sich mit dem aktuell angebotenen Auto eine seltene Gelegenheit, eine echte Sportwagen-Rarität zu besitzen – und der Miami-Vice-Kultfaktor kommt noch on top.
