Eine verschneite Nacht im Kabe Van 4x4
Unterwegs auf den verschneiten Straßen im Hinterland trifft man kaum andere Menschen, und wenn, dann meist auf Schneemobilen.
Ein Kabe ist besonders winterfest. Aber gilt das auch für den Van? Zwei Nächte in Arvidsjaur sollen den Beweis erbringen.
Arvidsjaur in Schwedisch Lappland ist eigentlich ein verschlafenes Nest, gute 100 Kilometer südlich des Polarkreises. Im Winter wird es dort aber voll. Denn hier testen die Autoindustrie und viele Zulieferer die Wintertauglichkeit ihrer Produkte und veranstalten Fahrsicherheitstrainings auf den zugefrorenen Seen in der Umgebung. Bei Temperaturen bis zu minus 40 Grad kann man hier den echten schwedischen Wintertraum erleben – Nordlichter inklusive.
Die Ankunft in Arvidsjaur
Als sich die Chance bietet, einen Kabe Van unter diesen extremen Bedingungen zu testen, greifen wir sofort zu. Also die dicken Klamotten gepackt und ab zum Flughafen Stuttgart. Die Anreise erfolgt per Charter-Direktflug in rund drei Stunden. Mit an Bord sind viele Techniker von Mercedes, Bosch & Co., die teils über Wochen jeden Montag nach Schweden und freitags zurück pendeln. Auf Achse müsste man für die Strecke von Stuttgart aus rund 2.500 km und 28 Stunden Fahrzeit einplanen.
Die Überraschung nach der Ankunft: Aus den minus 30 Grad in der Vorwoche sind leider milde null Grad geworden. Temperaturen, bei denen man auch in einem nicht so winteroptimierten Reisemobil noch sehr gut campen könnte. Und eines vorweg – Nordlichter waren leider auch nicht zu sehen.
Das Video zur Schwedenreise auf unserem Youtube-Kanal "Clever Campen" gibt es hier!
Vorort im Campingplatz Camp Gielas
Nach kurzer Fahrt zum Campingplatz Camp Gielas in Arvidsjaur kann der Kabe Van 690 LB bezogen werden. Stattliche sieben Meter lang, ein Komfortmodell mit Einzelbetten im Heck. Ein örtlicher Händler hat den Bus mit Bettzeug, Handtüchern und einem Proviantkörbchen bestückt, sodass die erste Nacht gemütlich bei einem Glas Rotwein starten kann. Allerdings taugen die beiden ausgeformten Sitze der Rückbank, die während der Fahrt guten Seitenhalt bieten, nicht zum lässigen Reinlümmeln, weder längs noch quer – trotz Verstellmöglichkeiten.
Abhilfe schafft der gedrehte Fahrersitz als Fußablage. Die Temperaturen sind inzwischen auf minus fünf Grad gefallen, wovon man dank Alde-Warmwasserheizung samt Fußbodenerwärmung nichts mitbekommt. Im 24er-Testwagen ist die bekannte Gas-Strom-Variante eingebaut, im 26er-Modell, das inzwischen Abisko Van heißt, kommt die neue Dieselversion zum Einsatz.
Das Badezimmer im Kabe Van – ein großer Kritikpunkt?
Vor dem Weg ins Bett steht ein Besuch im Bad an. Der erste Eindruck der Nasszelle entspricht so gar nicht den Erwartungen an einen Luxus-Van.
Da sich das Bad – in der ohnehin schmalen Sprinter-Karosserie – zum Heck hin zudem noch verjüngt, ist an Zähneputzen oder gar die Toilettennutzung bei geschlossener Tür selbst für schlanke Personen kaum zu denken. Hat man die Abendhygiene erledigt, geht es flugs ins Heckbett. Hier macht der Kabe den Verdruss über das Bad wieder mehr als wett.
Schlafen und Kochen im Kabe
Die gut zwölf Zentimeter dicken Matratzen liegen auf Lattenrosten gebettet und sind rund 193 cm lang. Darauf liegt man wirklich sehr bequem. Wer zum Einschlafen gerne Musik hört, freut sich über die beiden Lautsprecher im Heckhängeschrank. Wer dann nicht nach vorn krabbeln möchte, um das Radio auszuschalten, sollte den Fahrzeugschlüssel mit ins Bett nehmen. Ein Druck auf die Verriegelungstaste schaltet das Radio gleich mit ab.
Am Morgen ruft der Kaffee, den man sich mit Hilfe des Zweiflammen-Gasherds schnell zubereitet hat. Beim Befüllen des Wasserkessels stößt man allerdings auf ein Detail, das nicht so recht zum Nimbus des Kabe Van passen will. Die Wasserarmatur am Spülbecken wirkt allzu plastikhaft und wenig langlebig. Zum Kaffee gibt es etwas schwedische Schokolade, deren Verpackung man praktischerweise in einem Mülltrennsystem mit zwei Eimern entsorgen kann, das sich in einem Auszug am Kopfende des Küchenblocks findet.
Duschen im Kompaktbad
Dann ruft die Dusche. Die entsteht im Kompaktbad mittels drehbarer Waschtischwand. Der Halter, der diese Wand im Duschmodus fixiert, war im Testwagen jedoch um ein paar Millimeter zu hoch eingebaut, sodass die Wand nicht arretiert werden konnte. Im 26er-Modell kommt hier inzwischen ein praxistauglicherer Magnetverschluss zum Einsatz. Das Duschen in der engen Kabine gelingt wider Erwarten ganz passabel. Man muss nur aufpassen, dass einem nichts runterfällt. Denn mit 193 cm Körpergröße ist hier an Bücken nicht zu denken. Außerdem dringen Wasserspritzer über die nicht bis zur Decke reichende Schwenkwand zur Toilette hinüber. An sich kein Problem, wenn die separate Wanne, in der das WC steht, auch einen Abfluss hätte. So ist nach dem Duschen ein Handtuch nötig, um den Boden unter der Toilette trocken zu legen.
Auch die Duschwanne selbst hat nur einen Abfluss an der vorderen rechten Ecke. In Ermangelung von Haken und Ablagen müssen Handtuch und Kleidung draußen vor dem Bad so drapiert werden, dass man drankommt, ohne nass durch den Gang zu stapfen.
Die entscheidende Testfahrt durch das verschneite Arvidsjaur
Die dann anstehende Testfahrt durch die schwedische Winterlandschaft habe ich mit Spannung erwartet. Vorher muss die wirksame Kälteschutzmatte, die vor dem Fußraum im Fahrerhaus mit Druckknöpfen befestigt ist, abgenommen werden. Beim Öffnen der Schiebetür aktiviert sich zudem der sogenannte Kabe Air Vent. Ein Gebläse, das warme Luft senkrecht in den Durchgang bläst und so das Eindringen von Kälte nach innen reduziert.
Der Testwagen mit optionalem Allradantrieb und 190-PS-Motor ist mit Spikebereifung ausgerüstet und soll natürlich auf Schnee und Eis getestet werden. Wegen der relativ milden Temperaturen sind die Hauptstraßen aber freigeräumt. Also fahre ich nach ein paar Kilometern schnell runter auf eine Nebenstraße. Schlagartig verlässt man damit die Zivilisation. Die Straßen schneeweiß, unberührte Natur links und rechts, andere Menschen trifft man kaum noch. Auf der vierstündigen Fahrt kommen mir gerade mal zwei Fahrzeuge entgegen. So kann man auch einfach mal auf der Straße stehen bleiben, aussteigen und die Landschaft genießen.
Mit absoluter Ruhe empfängt einen dann die Natur. Kein Tiergeräusch, kein Blätterrascheln, nur das Rauschen des Bluts im Ohr und das Knirschen der Schuhe im Schnee. Faszinierend! Dann plötzlich doch Motorengeräusche – eine Gruppe Schneemobile rauscht durch den Wald heran, um die Straße zu überqueren. Man ist also doch nicht so allein, wie es den Anschein hat. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz kann ich noch mal das Fahrverhalten des Sprinter ausloten. Mit den Spikereifen fährt er auf dem glatten Untergrund wie auf Schienen. Nach einer weiteren komfortablen Nacht fällt am Morgen noch ein Detail auf. Die Frontscheiben sind innen trocken. Kein Kondenswasser hat sich angelagert, was für eine gute Belüftung spricht.
Vor der Abreise steht als letzte Amtshandlung die Entsorgung des Grauwassers an – beide Wassertanks fassen nur magere 83 Liter. Dank elektrischer Ventile gelingt das Leeren aber sehr komfortabel.
Kabe Abisko Van 690 LB: Daten und Preis
- Preis: ab 138.085 Euro
- Basis: Mercedes Sprinter
- Gesamtgewicht: 4.100 kg
- Länge/Breite/Höhe: 696,7/202,0/ab 305,0 cm
- Empfohlene Personenzahl: 2
- Baureihe: 2026 kommt neben dem langen 690er auch noch eine Sechs-Meter-Variante. Die soll dann auch als 3,5-Tonner verfügbar sein. Den 690er gibt es nur ab 4,1 t zGG.
