Wasserleiche sucht Liebhaber
Der aus der Isar geborgene BMW 520i steckte vermutlich über 35 Jahre im Schlamm. Jetzt ist die Versteigerung bis zum 02.07.2023 online. Die ersten Gebote wurden bereits abgegeben.
Der BMW 5er E12, der vermutlich 35 Jahre lang als automobile Wasserleiche auf dem Grund der Isar lag, bekommt einen neuen Eigentümer. Noch gehört das Fahrzeug dem Freistaat Bayern, da die Halter-Ermittlung durch die Polizei nach so langer Zeit nicht mehr möglich war. Doch auf zoll-auktion.de läuft jetzt die Versteigerung durch die Flussmeisterstelle Dingolfing – noch bis zum 02. Juli 2023.
Wenn Behörden wie das Wasserwirtschaftsamt Landshut Fahrzeuge, Elektronik oder andere Dinge verkaufen wollen, muss das in aller Regel über den Zoll passieren. Der hat dafür das Portal Zoll-Auktion eingerichtet, auf dem permanent öffentliche Online-Versteigerungen für jedermann stattfinden. Das Ende der Auktion für die Wasserleiche ist auf besagten Sonntag um 9:03 Uhr morgens datiert. Allerdings erweitert sich das Ultimatum um einige Minuten, wenn kurz vor Schluss noch ein neues, höheres Gebot eintrudelt.
Bergung mit Mobilkran
Das alte Wrack entdeckte ein Angler zufällig an der Isar im niederbayrischen Landkreis Dingolfing-Landau. Durch den Einsatz eines Tauchroboters konnte schnell festgestellt werden, worum es sich bei dem Objekt handelt: Einen Pkw, an dem sogar noch Kennzeichen befestigt waren.
Nach ausführlicher Planung und Vorarbeit ging die Polizei Landau gemeinsam mit der Landauer Wasserwacht Ende Mai ans Werk. Nachdem Taucher das Bergegeschirr befestigt und das Wrack gesichert hatten, konnte es mit einem Mobilkran ans Tageslicht befördert werden. Dort staunte die Einsatzleitung nicht schlecht: Offensichtlich lag das Auto seit mindestens 35 Jahren am Grund der Isar, denn der TÜV war im Dezember 1988 abgelaufen.
Bemerkenswert guter Karosseriezustand
"Wir waren direkt fasziniert vom gut erhaltenen Unterboden", so ein Polizeisprecher auf unsere Anfrage. Offenbar steckte der 5er so tief im Schlick des Isargrundes, dass kaum Sauerstoff an das Wrack gelangte und der Rost deshalb weitgehend Sendepause hatte. Eine Erleichterung gab es außerdem nach einer ersten Grundreinigung des Oldtimers, bei der sich kein Hinweis auf Personen beziehungsweise deren Überreste im Fahrzeug fand.
Der blaue 5er, der unweit seines Geburtsortes wieder "auftauchte" – ab 1973 entstanden täglich 350 Einheiten der Baureihe E12 im Werk Dingolfing – gibt dennoch Rätsel auf: Obwohl die Kennzeichen und das Typenschild gesichert werden konnten, bleibt die Herkunft erst einmal verborgen. Bei den Zulassungsbehörden sind die Daten nach so langer Zeit aus Datenschutzgründen gelöscht worden. Eine inzwischen erfolgte Anfrage bei BMW nach der Fahrgestellnummer brachte ebenfalls keinen Hinweis auf den Besitzer. Der war jedenfalls offenbar ein Tiefstapler: Obwohl es sich bei dem Modell um einen 520i handelt, war als Typbezeichnung am Heck ein "518"-Schriftzug angebracht.
Noch immer hofft das Polizeipräsidium Niederbayern auf Hinweise: Wer war im Zeitraum von zirka 1986 bis 1989 mit einem hellblauen BMW 520i mit dem amtlichen Kennzeichen DGF-HT 24 unterwegs? Beziehungsweise, wem wurde dieser Pkw entwendet? Informationen nimmt die Polizei Landau unter der Telefonnummer 09951-98340 entgegen.
Bilder vom ungewöhnlichen Fund gibt es hier zu sehen.