Amazon kauft "Twitch": Darum ist die Streaming-Website so angesagt

Wer sich der Videospielkultur verbunden fühlt, der dürfte in den vergangenen drei Jahren von der Website "Twitch" gehört haben. Nutzer können auf der Plattform Live-Übertragungen von Videospielen mitverfolgen. Versandriese Amazon kaufte den Service nun für rund 970 Millionen US-Dollar.
Auf der Video-Plattform "Twitch" stellen Nutzer Live-Übertragungen von Videospielen zur Ansicht bereit. Über 55 Millionen Menschen besuchen monatlich die Internetseite, wie das Unternehmen auf der eigenen Homepage berichtet. Nun übernimmt Amazon die erst 2011 gegründete Firma für gut 970 Millionen US-Dollar, wie der Versandriese bekannt gibt.
"Das Senden und Anschauen von Gameplay ist ein globales Phänomen und Twitch hat eine Plattform geschaffen, die Millionen von Leute zusammenbringt, welche monatlich Milliarden von Spielminuten mitverfolgen - vom International, über das Brechen eines Weltrekords bei Mario, bis hin zu Gaming-Konferenzen wie der E3", erzählt Jeff Bezos, der Gründer von Amazon. Und das ist auch einer der Gründe, warum "Twitch" bei Gamern derzeit so angesagt ist.
"Twitch" ist vielseitig
Wie Bezos schon andeutet, ist die Auswahl an Spielen auf "Twitch" enorm. Leute die Inhalte übertragen, sogenannte Streamer, spezialisieren sich dabei meist auf eine Facette des Videospiel-Universums. Schaut man gerade noch einem Spieler zu, der versucht das Action-Rollenspiel "Dark Souls 2" in besonders schneller Zeit - einem sogenannten Speedrun - zu meistern, so kann man mit nur wenigen Klicks auf einmal die Abenteuer einer Gamerin verfolgen, die gerade das beliebte Online-Rollenspiel "World of Warcraft" spielt. Dutzende Spiele werden von hunderten Streamern gleichzeitig übertragen.
"Twitch" ist eSport
Vor wenigen Jahren noch belächelt, wird auch eSport immer beliebter. Professionelle Spieler messen sich in Games unterschiedlicher Genres miteinander. "Twitch" ist eine der beliebtesten Anlaufstellen für Live-Übertragungen dieser Matches. Dabei gibt es nur wenige Unterschiede zu konventionellen Sport-Sendungen. Während sich ein Fußball-Fan zum Beispiel eine aktuelle Bundesliga-Partie im Fernsehen anschaut, verfolgt ein "League of Legends"-Enthusiast das Spiel seiner Lieblingsmannschaft eben auf "Twitch".
Ganze Turniere werden übertragen und sorgen für hohe Einschaltquoten. Auf der Gamescom in Köln kämpften letztens 16 internationale "Counter Strike: Global Offensive"-Mannschaften um ein Preisgeld von 250.000 US-Dollar. Das Finale zwischen den Teams "Ninjas in Pyjamas" und "Fnatic" verfolgten in der Spitze nur knapp unter 410.000 Zuschauer an den heimischen PC-Bildschirmen, wie der Veranstalter bekannt gab.
"Twitch" ist kostenlos und interaktiv
Ein weiterer Grund für den steigenden Beliebtheitsgrad der Streaming-Website ist deren Zugänglichkeit. Wer eine Internet-Verbindung besitzt, der kann sich am heimischen Computer kostenlos jede beliebige Übertragung auf der Plattform ansehen. iOS- und Android-Apps ermöglichen zudem das Anschauen von Ausstrahlungen zu jeder Tages- sowie Nachtzeit und an jedem erdenklichen Ort. Außerdem ist es Nutzern möglich mit Streamern und anderen Usern über eine Chat-Funktion zu kommunizieren. Viele Vorspieler machen sich das zu Nutze und interagieren auf diesem Wege direkt mit ihren Zuschauern.
"Twitch" ist kreativ
Da die Inhalte von den Nutzern selbst geschaffen werden und "Twitch" sozusagen nur als Übermittler dient, finden sich in dem Streaming-Universum der Website unzählige kreative und witzige Ideen. Bei dem Experiment "Twitch plays Pokémon" etwa handelte es sich um den Versuch das Spiel "Pokémon Rote Edition" zu bezwingen. Das Besondere: Nicht ein Spieler kontrollierte das Geschehen, sondern die Eingaben aus dem "Twitch"-Chat wurden ins Spiel umgesetzt. Nach knapp 16 Tagen hatten zusammengerechnet über eine Millionen Spieler das Game bezwungen, wie die "BBC" berichtete. Es folgten ähnliche Projekte mit weiteren "Pokémon"-Spielen.
Eine andere Herangehensweise bietet "FishPlayStreetFighter". Hierfür wird ein Aquarium abgefilmt, das in mehrere Rechtecke unterteilt ist. Je nachdem wohin die beiden Fische AG.Aquarius und Robert the Bruce schwimmen, werden entsprechende Kommandos in das klassische Kampfspiel "Street Fighter II: Champion Edition" übertragen. Das Ergebnis funktioniert überraschend gut und ist für mittlerweile über 1,1 Millionen Zuschauer wohl zudem auch unerwartet unterhaltsam.