Das Digitale im Privaten: Die Relevanz von „Smart Home“-Systemen

Die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation lassen sich nicht allein auf das zwischenmenschliche Miteinander beschränken. Terminvorschläge lassen sich direkt im Kalender eintragen und den jeweiligen Personen zuordnen, lokale Händler können mittels App und Ortungssystemen gezielte Angebote machen sowie kleine Gadgets im Alltag erleichtern uns die Dokumentation über zurückgelegte Wegstrecken, verbrauchte Kalorien und Co. – Smart Home hievt das Ganze auf eine neue Ebene, indem via Smartphone eine Steuerung der zentral vernetzten Geräte im eigenen Haushalt möglich wird.
Lesen Sie hier, welche Chancen sich durch die Einbindung von „Smart Home“-Apps ergeben und welche Herausforderungen damit insbesondere verbunden sind.
Automatisierung erleichtert den Alltag
Viele Dinge im Haushalt erfordern keine besonderen Kenntnisse, wir kümmern uns praktisch „nebenbei“ um all das, was nun einmal anfällt. Je größer das Haus und je mehr Mitbewohner unter einem Dach leben, desto abwechslungsreicher erscheinen diese Haushaltsdienste. Erst im Verlauf des Tages merken wir, wie viel Zeit die vielen kleinen Aufgaben im Haushalt tatsächlich beanspruchen – und wie viel Freizeit einem in Wirklichkeit bleibt, wenn die Kinder aus der Schule kommen und sich alles plötzlich wieder rasant beschleunigt und im Ungewissen tummelt.
Automatisierte Haushaltsgeräte sind von namhaften Hersteller. zuletzt als ideale Ergänzung und logische Konsequenz einer fortlaufenden Vernetzung vermarktet worden. „Intelligente Geräte“ ermöglichen die Regelung des Heizkörperthermostats via Smartphone, die Steuerung motorbetriebener Jalousien zur gewünschten Uhrzeit oder bieten Statusmeldungen zum Stand der Wasch- oder Spülmaschine. Doch längst nicht jedes System ist für alle Bereiche geeignet, einige sind beispielsweise für Spezialaufgaben konzipiert, andere wiederum bieten eigenständige Bus-Systeme zur Vernetzung diverser Geräte. Spezialisierte Verbraucherportale wie home&smart bieten wertvolle Aufklärung und Entscheidungshilfen, um das komplexe Themenfeld digital vernetzter Produkte zu ergründen. Und genau dies ist absolut notwendig, denn im Wirrwarr der Systeme lassen sich höchst unterschiedliche Standards in puncto Datenschutz, Gerätekompatibilität oder Systemsicherheit ausmachen.
Die Grundsatzfrage: Offene oder geschlossene Systeme?
Wer sich für Smart Homes interessiert und eine grundsätzliche Orientierung im Angebotsdickicht sucht, muss die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale kennen. In der Praxis wird deshalb zwischen geschlossenen und offenen Systemen unterschieden.
● Offene Systeme ermöglichen die Einbindung von Geräten verschiedener Hersteller. In dieses lassen sich sämtliche Geräte, die mittels WLAN, Bluetooth oder anderen drahtlosen Netzwerken wie ZigBee oder KNX kommunizieren, implementieren. Es bietet sich gleichermaßen an, über Funk gesteuerte oder kabelgebundene Geräte zentral zu vernetzen.
● Geschlossene Systeme hingegen sind ausschließlich kompatibel mit den Produkten des jeweiligen Hersteller.. Das schränkt die Einsatzmöglichkeiten in der Praxis ein, denn nicht jede smarte Steuerungsmöglichkeit wird automatisch von jedem Produkt abgebildet.
Neben diesen grundsätzlichen Überlegungen sollte bedacht werden, wie sich die Anschaffungskosten hierfür wieder einspielen lassen. Ein entsprechendes Einsparpotenzial liegt in der Steuerung der Klima- und Heiztechnik im Haushalt, ebenso bieten vernetzte Kühlschränke eine bedarfsgerechte und damit sparsamere Planung bezüglich des Lebensmitteleinkaufs.
Datensicherheit bei Vernetzung gewährleisten – geht das?
Innovationen im Segment „Smart Home“ stehen gerade in Deutschland immer häufiger im Blickfeld von Datenschützern. Teilweise dominieren diese Aspekte gar die öffentliche Diskussion, anstelle der produktspezifischen Funktionen. Und klar ist, dass dieses Thema für viele eine hohe Relevanz besitzt. Schließlich wissen wir nicht erst seit gestern, dass mit einer steigenden Anzahl an Geräten, die untereinander vernetzt sind und zum Teil ganz andere Übertragungstechniken oder Verschlüsselungen vereinen, logischerweise auch die Anzahl der möglichen „Einfallstore“ steigt. Dieses „Einfallstor“ muss gar nicht zwangsläufig ein Angriff auf bestimmte Einstellungen oder andere Parameter sein, sondern kann schlicht und einfach dadurch gegeben sein, dass eine über Smart Home integrierte Alarmanlage vom System entkoppelt wird und damit effektiv ausgeschaltet werden kann.
Andere Diskussionen verlaufen in die Richtung, dass durch eine Vielzahl zentral gesteuerter Geräte und die hierdurch entstehenden Daten ein Benutzerprofil entsteht, welches im Falle eines Hackerangriffs gezielt missbraucht werden könnte. Hier geht es weniger um praktische Aspekte, sondern um eine theoretische Frage, die sich jeder an Smart Home Interessierte stellen muss: Kann ich dem Anbieter meines „Smart Home“-Systems voll und ganz vertrauen? Welche Maßnahmen trifft das Unternehmen, um Datensicherheit zu gewährleisten? Und worauf gilt es hinsichtlich der Hausversicherung zu achten, wenn zentrale Geräte der Haussicherheit (z.B. Alarmanlagen) über tendenziell leicht angreifbare Endgeräte (Smartphone, Tablet) gesteuert werden?
Deutlich wird, dass beim Datenschutz und Datensicherheit immer zwei Parteien eine Funktion erfüllen. Zum einen der Hersteller des „Smart Home“-Systems, zum anderen aber auch der Kunde selbst. Denn von diesem hängt es ab, wie vorsichtig und präventiv er sich vor klassischen Risiken der digitalen Vernetzung schützt. Vertragliche Vereinbarungen zwischen Hersteller und Kunden sind die eine Sache, der Einfluss menschlichen Verhaltens eine andere. Laut Bitkom werden im Jahr 2020 bereits 50 Milliarden Geräte weltweit vernetzt sein. Aus diesem Grund forciert der Digitalverband, in welchem die wichtigsten Branchenvertreter sitzen, die Schaffung einheitlicher Standards und Rahmenbedingungen.
Werden sich Smart Home Systeme durchsetzen?
In der Praxis zeigt sich, was man von derartigen Systemen wirklich erwarten darf. Die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass technische Innovationen immer mehr Fahrt aufgenommen haben. Es ist nun Aufgabe der Politik, der Branchenverbände und der Hersteller selbst, die Produktsicherheit im Blickfeld zu behalten. Unabhängige Zertifizierungsstellen haben mittlerweile Standards formuliert, die einen Schritt in die richtige Richtung bedeuten.
Smart Homes werden den Alltag, wie wir ihn kennen, verändern – die Zeit wird zeigen, in welchem Ausmaß dies geschieht.