Das neue Apple TV im Test: Wie gut ist die vierte Generation?

Am 26. Oktober hat Apple mit dem Verkauf des neuen Apple TV begonnen. Dieser Tage sollten die ersten User ihre Geräte zugesandt bekommen. Wir konnten die neue Streaming-Box bereits pünktlich zum Start ausführlich testen. Wie gut schlägt sich die vierte Generation des Apple TV also?
Was Apple-Chef Tim Cook (54) bei der Vorstellung des neuen Apple TV./a> auf dem diesjährigen September-Event des Unternehmens auf der Bühne erzählt hat, ist durchaus richtig. "Das Fernsehen spielt in unserem Leben eine riesige Rolle und es nimmt in unserem Zuhause einen wichtigen Platz ein", erklärte er. Apple hat natürlich erkannt, dass User immer mehr auf zugeschnittene Inhalte setzen, statt einfach nur durch ein laufendes Programm zu zappen. Und genau dort kommt das neue Apple TV - die mittlerweile vierte Generation des Gerätes - ins Bild. Am 26. Oktober hat das Unternehmen mit dem Verkauf und der Auslieferung begonnen. spot on news konnte Apple TV bereits pünktlich zum Start ausführlich testen.
Wie das neue Apple TV aussieht und was es kann, erfahren Sie in diesem Clip auf MyVideo
Das erste Setup
Wer schon einmal ein iDevice oder sonstiges Apple-Produkt gekauft hat, der weiß, dass die vielgelobte Benutzerfreundlichkeit der Geräte bereits beim ersten Einschalten beginnt. Das neue Apple TV ist keine Ausnahme. Einmal ausgepackt, wird die kleine schwarze Box einfach per mitgeliefertem Kabel ans Stromnetz und mit einem herkömmlichen HDMI-Kabel an den Fernseher angeschlossen. Letzteres ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten. Mit dem Internet kommuniziert die Streaming-Box entweder über WLAN oder via LAN-Kabel. Außerdem finden sich ein Lightning-auf-USB-Kabel und die Siri-Remote mit im Paket - dazu aber später mehr.
Einmal angeschaltet, begrüßt ein Willkommens-Screen den Nutzer. Innerhalb weniger Minuten kann es direkt losgehen, denn hat man einmal seine Apple-ID eingetragen und die Verbindung zum Internet hergestellt, folgen nur noch wenige Schritte - zum Beispiel das Einstellen der Zeitzone -, bis das Gerät einsatzbereit ist. Mit einer Höhe von 35 Millimetern und einem Gewicht von 425 Gramm ist die Box, die auch einen USB-C-Anschluss bietet, zwar deutlich höher und schwerer, vom Design her unterscheidet sich die vierte Generation aber nur wenig von ihren Vorgängern. Im Inneren werkeln dafür jetzt ein A8-Chip mit 64-Bit Architektur und zwei Gigabyte an Arbeitsspeicher, was eine flüssige Bedienung des Apple TV sicherstellt.
Jetzt mit App Store
"Wir glauben, die Zukunft des Fernsehens sind Apps", erklärte Cook auf der Präsentation. Dementsprechend bietet das neue Apple TV nun auch einen eigenen App Store. Dort finden sich schon jetzt Spiele wie "Jetpack Joyride" und "Transistor" sowie Programme - darunter unter anderem Apps für "YouTube", "Netflix", "ARTE" und "Vevo". Daneben ist natürlich auch eine Anbindung an Apple Music und zu iTunes integriert. Zum Start ist die App-Auswahl zwar noch relativ gering, das dürfte sich aber schnell ändern. Dafür lassen sich zum Beispiel eigene Fotos und Videos via iCloud oder AirPlay drahtlos zum Apple TV streamen - und natürlich können Nutzer auch auf ihre Musiksammlung zugreifen.
Im Hauptmenü angekommen macht sich zunächst eine gewisse Ernüchterung breit. Die einzelnen Kacheln, die die unterschiedlichen Apps präsentieren, geben sich zwar sehr übersichtlich, als Augenweide kann man die schlichte Aufmachung aber nicht bezeichnen. Eine Funktion zum Austauschen des schlichten grauen Hintergrundbildes gab es in unserem Praxistest noch nicht. Dafür lässt sich das Ganze sehr intuitiv bedienen. Dabei hilft auch die neue Fernbedienung, die Siri-Remote, die mit dem beigelegten Lightning-Kabel aufgeladen wird. Damit entfällt nicht nur die ewige Suche nach passenden Batterien, eine Akkuladung soll auch rund drei Monate halten. Für die kabellose Verbindung der Fernbedienung mit dem Apple TV wird Bluetooth genutzt. Der Nutzer muss also die Fernbedienung nicht auf die Box richten.
Die Siri-Remote
Dass die Remote deutlich breiter als ihr Vorgänger daherkommt, ist kein Wunder, verbirgt sich darin doch einiges an Technik: eine Touch-Fläche im oberen Bereich, zwei Mikrofone für Siri sowie Beschleunigungs- und Gyrosensor. Daneben finden sich je eine "Menü"-, "Home"-, "Siri"-, "Wiedergabe/Pause"-, "Lauter"- und "Leiser"-Taste. Eindeutiges Highlight des Apple TV ist tatsächlich diese ausgereifte Fernbedienung. Dank der Sensoren lassen sich manche Spiele mit Bewegungssteuerung - wie mit einer "Wii-Remote" - zocken. Und ein Wisch auf dem Touchpad ermöglicht das sekundengenaue Spulen an eine gesuchte Filmstelle.
Eine neue Erfahrung, die einfach zu bedienen ist und Spaß macht, wolle man für Nutzer erschaffen, hieß es in der September-Präsentation. Und das ist in weiten Teilen auch gelungen. Dabei ist die Sprachassistentin Siri behilflich. Wer zum Beispiel Lust auf einen Streifen mit Denzel Washington (60, "The Equalizer" ) hat, der hält einfach die "Siri"-Taste gedrückt und sagt: "Filme mit Denzel Washington". Solange der Nutzer relativ deutlich spricht, funktioniert das in den meisten Fällen auch einwandfrei. Daraufhin öffnet sich ein kleines übersichtliches Overlay, auf dem eine entsprechende Auswahl bereitsteht. Auch eine weitere Einschränkung der Auswahl funktioniert via Sprachsteuerung. Siri bleibt bei all dem übrigens stumm und antwortet schriftlich auf dem TV-Bildschirm.
Klickt der Nutzer dann beispielsweise auf "The Book of Eli" , wird er zur ansprechend aufbereiteten Übersichtsseite des Films gebracht. Dort gibt es neben einer Kurzzusammenfassung unter anderem auch den Trailer, Bewertungen und Rezensionen sowie einen Überblick über Cast und Crew zu sehen. User erfahren zudem auf einen Blick, dass sie den Actionfilm direkt bei iTunes oder via Netflix anschauen können. Mit einem weiteren Klick wird man dann direkt zur entsprechenden Auswahl geführt. Auch die Suche nach bestimmten Staffeln oder Episoden aus einer Serie funktioniert auf diesem Wege. Leider wurden hierbei in unserem Test derzeit nur die erwähnten Angebote von iTunes und Netflix unterstützt. In den USA kommen noch hulu, HBO und Showtime hinzu, wie schon auf der Präsentation erklärt wurde. Weitere Services sollen folgen.
Während ein Film läuft, können weitere Sprachbefehle genutzt werden. Das Kommando "Was hat sie/er gesagt?" spult beispielsweise automatisch 15 Sekunden zurück und blendet Untertitel ein. Diese können dann mit einem einfachen "Untertitel aus" wieder ausgeblendet werden. Das kurze Zurückspulen hat beim Test mit allen Serien oder Filmen funktioniert, Untertitel wurden allerdings nicht immer eingeblendet, obwohl diese verfügbar gewesen wären. Zuschalten lassen diese sich aber auch ganz einfach mit einem Wisch nach unten auf dem Touchpad, wodurch ein entsprechendes Overlay-Menü geöffnet wird. Kommandos wie "20 Minuten vorspulen" funktionieren ebenfalls.
Eine Runde spielen
Wer zur Abwechslung ein bisschen spielen will, der kann derzeit auf nicht allzu viele Apps zurückgreifen. Zu viel sollten sich Gamer von dieser Funktion aber ohnehin nicht versprechen. Ein wenig Abwechslung bringt das Feature sicherlich, ein Ersatz für PS4 oder Xbox One dürfte Apple TV aber vermutlich nicht werden. Vielleicht floriert der Spielemarkt auf dem Gerät in wenigen Wochen oder Monaten aber auch. Sollte es dazu kommen, so können Gamer sicherlich guten Gewissens zusätzliche Eingabegeräte wie den Nimbus Steelseries Controller nachkaufen.
Bei all diesen positiven Eindrücken dürfte nur der Anschaffungspreis des Apple TV manchen schockieren. In der kleineren Variante mit 32 Gigabyte internem Speicher kostet das Gerät knapp 180 Euro. Für die 64-Gigabyte-Version werden sogar rund 230 Euro fällig. Zum Vergleich: Streaming-Sticks wie der Fire TV Stick von Amazon oder Googles Chromecast kosten gerade einmal 40 Euro und weniger. Dafür bieten die kostengünstigeren Alternativen aber auch kein so rundes Streaming-Erlebnis wie das Apple TV.
Fazit
Wer aktiv iTunes und Netflix nutzt, für den kann das neue Apple TV eine durchaus lohnenswerte Anschaffung sein. Wie versprochen, macht die Nutzung in diesem Fall ganz einfach Spaß - denn die Siri-Unterstützung kann sinnvoll genutzt werden. Auch die Navigation über Touch-Pad ist eine neue positive Erfahrung. Alle anderen User müssen abwägen, ob sie für die weiteren Funktionen den im Gegensatz zur Konkurrenz durchaus heftigen Aufpreis zahlen möchten.