Kölner Ford-Mitarbeiter sind bereit zum unbefristeten Streik

Beim Autobauer Ford rückt in Köln erstmalig ein harter Arbeitskampf in greifbare Nähe. Wie die IG Metall mitteilte, sprachen sich 93,5 Prozent der bei Ford tätigen IG-Metall-Mitglieder in einer Urabstimmung für den Einsatz "von allen gewerkschaftlichen Mitteln, einschließlich Streiks" aus, um Forderungen für arbeitnehmerfreundliche Regelungen in einem neuen Sozialtarifvertrag Nachdruck zu verleihen.
Die Mindestzustimmung von 75 Prozent wurde damit deutlich übertroffen. Die Wahlbeteiligung habe bei 95,7 Prozent gelegen. "Die Leute im Betrieb stehen hinter uns", sagte der Sprecher der IG Metall bei Ford Köln, David Lüdtke. Nach dem klaren Votum berät die Gewerkschaft nun ihr weiteres Vorgehen, in der kommenden Woche könnten Streiks folgen - in welchem Umfang, ist unklar. Bereits im März und April hatte es an dem Standort Warnstreiks gegeben. Die neuen Arbeitsniederlegungen dürften intensiver und hartnäckiger sein.
"Wir sind entschlossen, diesen Auftrag der Kolleginnen und Kollegen umzusetzen", sagte die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen, Kerstin Klein, mit Blick auf das Ergebnis der Urabstimmung. "Ford muss sich jetzt bewegen – sonst ziehen wir das durch." Die Gewerkschafterin warnte das Management, dass ein harter Arbeitskampf auch Schaden auch für das Nutzfahrzeuggeschäft in Europa bringen könnte, "ganz zu schweigen von dem Imageverlust, den das für Ford bedeuten würde".
Es wäre laut IG Metall das erste Mal, dass es bei Ford in Köln nach einer Urabstimmung zu Arbeitsniederlegungen kommt. Bei anderen, lange zurückliegenden Befragungen war es direkt danach doch noch zu einer Einigung zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft gekommen. Ford hat in der Stadt circa 11.500 Beschäftigte, die meisten von ihnen sind Gewerkschaftsmitglieder.
Elektro-Investitionen zahlen sich bislang nicht aus
Die Deutschlandtochter des US-Konzerns stellt in Köln zwei Elektro-Automodelle her, deren Verkauf schleppend verläuft. Die Investition von knapp zwei Milliarden Euro, mit der Ford sein Kölner Werk auf Elektrokurs gebracht hat, hat sich bislang nicht ausgezahlt. Das Deutschlandgeschäft bleibt verlustreich.
Um Kosten zu senken, möchte das Management in Köln bis Ende 2027 2900 Stellen abbauen. Allerdings ist es hierbei auf die Zustimmung des Betriebsrats angewiesen, da eine erst vor zwei Jahren abgeschlossene Vereinbarung noch bis 2032 gilt: Sie schließt betriebsbedingte Kündigungen aus.
Verdi fordert hohe Abfindungen für Mitarbeitende, die das Unternehmen verlassen oder deren Geschäftsbereich an externe Dienstleister ausgelagert wird, sowie einen finanziellen Schutz für die verbliebenen Beschäftigten, sollten die Ford-Werke in die Insolvenz rutschen. Das ist bislang zwar nur Theorie, aber seit der Aufkündigung einer Bürgschaft durch die US-Mutter möglich.
Da die Verhandlungen zu einem neuen Sozialtarifvertrag in einer Sackgasse waren, rief die IG Metall zur Urabstimmung auf und bekam dabei den erhofften Rückenwind. Nun kann die Gewerkschaft zu Streiks aufrufen - entweder befristet oder unbefristet. Ein Ford-Sprecher sagte als Reaktion auf die Urabstimmung, man respektiere das Recht auf Streik und setze weiter auf konstruktive Verhandlungen.
Die IG Metall teilte allerdings mit, dass die Verhandlungen ausgesetzt seien, bis der Arbeitgeber ein abschlussfähiges Angebot vorlege.