Sexsomnie: Die unbewusste Lust

Masturbation und Sex im Schlaf: Sexsomnie-Patienten wachen morgens auf und können sich an nichts mehr erinnern. Unbewusst nehmen sie an sich oder anderen Personen sexuelle Handlungen vor, die sogar bis hin zum gewaltsamen Geschlechtsverkehr führen können.
Über die groteske Schlafstörung Sexsomnie war bisher nicht viel bekannt. Forscher der University Health Networks aus Toronto haben herausgefunden, dass rund acht Prozent der Menschen, die von Schlafstörungen betroffen sind, auch an Sexsomnie leiden.
Die kanadischen Experten haben eine Studie mit 832 Betroffenen durchgeführt, die sich in einem Zentrum zur Behandlung von Schlafstörungen therapieren ließen. 63 der teilnehmenden Patienten gaben an, während des Schlafs Sex mit ihrem jeweiligen Partner gehabt zu haben. Männer sind deutlich häufiger von Sexsomnie betroffen als Frauen. So leiden rund elf Prozent der Männer und nur vier Prozent der Frauen an der Schlafstörung.
Statistiken zufolge ist in Industriestaaten jeder Dritte von Schlafstörungen betroffen, in Großstädten sogar jeder Zweite.
Geteilte Meinung
Psychologen zweifeln die Ergebnisse der Studie allerdings an. Besonders der Begriff der Sexsomnie ruft bei ihnen Widerstand hervor. "Das ist ein lächerliches und auf Sensation abzielendes Wort, das keine wissenschaftliche oder medizinische Basis hat", so Psychologe James MacFarlane von der University of Toronto. Seiner Meinung nach sollte die Schlafstörung eher als Parasomnie bezeichnet werden – zu den Parasomnien zählt auch das Schlafwandeln.
Da Sexsomnie bei Außenstehenden häufig nur ungläubiges Stirnrunzeln hervorruft, verschweigen die Betroffenen die Krankheit – nur selten holen Sie sich ärztlichen Rat ein. Lediglich vier der 832 befragten Patienten der Studie sprachen ihr Leid offen aus.