Stressmanagement: Anna Funck und Vanessa Blumhagen geben Tipps

Eigentlich hat man schon Feierabend, doch für morgen muss unbedingt noch ein Meeting vorbereitet werden. Im Anschluss geht es schnell vor Ladenschluss noch einkaufen und zu Hause wartet bereits der Haushalt. Die To-dos hören nicht auf. Abends fällt man total erschöpft ins Bett - und hat doch nicht alles erledigt, was man sich vorgenommen hatte.
Stress wird im Alltag oft zur Belastung, ganz egal wie gut man organisiert ist. Das beste Zeitmanagement ist wertlos, wenn der Stress nicht optimal gemanaged wird. Auch Anna Funck und Vanessa Blumhagen kämpfen in ihrem vollen Alltag mit Stress - und haben dennoch die Zeit gefunden, ein Buch über genau dieses Thema zu schreiben. "Die Stressmanagerinnen: So kommen Sie entspannt durch den Wahnsinn des Alltags" verstehen die TV-Moderatorinnen und Besteller-Autorinnen als eine Gebrauchsanweisung, wie sie im Interview mit spot on news verraten. Zudem erklären sie den Unterschied zwischen Zeit- und Stressmanagement, was die wichtigsten Stellschrauben sind und auf welche Warnsignale man unbedingt achten muss.
Wieso sind wir gestresst, haben wir zu viel zu tun oder managen wir unsere Aufgaben nicht optimal?
Vanessa Blumhagen: Wir mussten bei uns selbst feststellen, dass uns der Stress im Alltag fast aufgefressen hat und das, obwohl wir organisatorisch wirklich gut aufgestellt sind: Bei Anna war es mörderischer Grundschulstress im Familienalltag mit drei Kindern, bei mir waren es die Erkrankung und Todesfall meiner Französischen Bulldogge Enna. Und dazu eben noch die volle Packung Leben, Job, eigene Erwartungen plus die Erwartungshaltung an uns selbst.
Anna Funck: Außerdem haben wir alle noch diesen ganzen Medienkonsum zu bewältigen, dem wir uns aussetzen. Wir bekommen mittlerweile an einem Tag mehr News als unsere Vorfahren in ihrem ganzen Leben. Das muss man erstmal verdauen. Und dann essen wir noch eine Kreditkarte Mikroplastik pro Woche. Das stresst den Körper von innen. Genau wie der Kaffee, den wir uns tassenweise reinschütten und der uns im Dauer-Cortisol festhalten kann. Insofern muss man sagen: Stress kommt in Form von Schicksalsschlägen, Herausforderungen oder ungesundem Lifestyle. Wir fanden deshalb: Es ist Zeit für eine Gebrauchsanweisung - nicht nur für uns.
Worin besteht der Unterschied zwischen Zeit- und Stressmanagement?
Blumhagen: Es gibt definitiv verschiedene Arten von Stress. Zeitdruck, zu viele Termine und Meetings hintereinander, Zug-, Flugausfälle oder -verspätungen, blaues Licht aus Handy und Rechner, Schlafmangel - das kennen wir alle. Aber in den Monaten, in denen ich um das Leben meines kranken Hundes Ennas gebangt habe, habe ich gemerkt, dass es eine ganz andere Art von Stress gibt. Sich einer Situation ausgeliefert zu fühlen und nichts machen zu können. Ich bin eine absolute Macherin und akzeptiere eigentlich kein Nein. Und auch in den Monaten zwischen Diagnose und Ennas Tod habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihr zu helfen. Aber zum Schluss gab es keine Diskussionen mehr: Sie konnte nicht mehr und wollte gehen.
Nachdem ich durch die erste, tiefe Trauer durchgegangen bin, habe ich erst gemerkt, wie groß der Druck und die Anspannung der letzten Monate waren. Das war ein existentieller Stress, der einen in den eigenen Grundfesten erschüttert. Man muss sehr gefestigt sein, um danach nicht in ein tiefes Loch zu fallen oder krank zu werden. Dank des Wissens, das ich in den letzten Jahren und im Zuge der Recherche zu diesem Buch erworben habe, konnte ich einigermaßen gesund aus dieser schwierigen Phase herauskommen.
Funck: Bei mir ist es der Kinderalltag, der mich mit drei Kindern und drei verschiedenen Tagesabläufen durch die Gegend scheucht. Unser Tag fühlt sich manchmal an wie ein einziges Korsett, natürlich auch mit viel Spaß, aber es gibt immer Termindruck. Ich versuche den Tag ideal zu planen, aber ich merke auch sofort, wenn noch zusätzlicher Stress dazu kommt, wo meine Grenzen liegen.
Oft bin ich dann fremdbestimmt und kann nur reagieren. Jede Mutter kennt das. Ich versuche dann, konsequent zu sein: Bestimmte Mikronährstoffe erhöhen, die Ernährung auf Anti-Stress mit Proteinen umstellen, erdende Dinge tun, mich vors Rotlicht setzen und immer wieder entgiften, wenn ich die Treppe hochrenne und oben nicht mehr weiß, was ich eigentlich dort wollte.
Worin sehen Sie die besten Stellschrauben, um Stress zu managen?
Funck: Wir setzen ja immer ganzheitlich an, insofern kann man sagen: Unser Lifestyle ist ein entscheidender Faktor: Schlafe ich gut und ausreichend, ernähre ich mich ideal und wie sieht mein Mikronährstoffhaushalt aus? In Stressphasen braucht mein Körper von allem ein bisschen mehr. Magnesium entspannt, Vitamin C macht widerstandsfähiger, Omega 3 Fischöl bekämpft Entzündungen, Vitalpilze beruhigen Nerven- und Hormonsystem.
Blumhagen: Für mich ist aktuell DHEA, unser Jugendlichkeitshormon, der Gamechanger. Ab etwa Mitte 20 sinkt die körpereigene Produktion. Mit 80 haben wir noch 20 Prozent der ursprünglichen Menge im Körper. DHEA ist nicht nur wichtig für straffe Haut, Muskelaufbau und einen ausbalancierten Blutzuckerspiegel - der auch einen großen Einfluss auf unser Stresslevel hat -, sondern eben auch darauf, dass wir besser mit anstrengenden Situationen umgehen können.
Ich funktioniere außerdem ohne neun Stunden Schlaf nicht. Für Frauen allgemein sind acht bis zehn Stunden ideal, bei Männern reichen sechs bis acht Stunden. Das hat mit unterschiedlichen Hormonsystemen zu tun. Meine Blaulichtfilterbrille und Adaptogene, zu denen es eine ausführliche Liste im Buch gibt, helfen mir jede Nacht selig zu schlummern - auch ein Garant, um sich weniger gestresst zu fühlen.
Woran erkennt man, dass der Stress zu viel wird, und was ist dann zu tun?
Blumhagen: Schlafstörungen, das Gefühl der totalen Überforderung, Angstattacken, Wassereinlagerungen, Zittern, Schwindel, ausbleibende Regel - sich gestresst fühlen kann heftige körperliche, aber auch seelische Auswirkungen haben. Oft hört man dann Sätze wie: "Stell Dich nicht so an". Oder: "Andere haben auch viel um die Ohren". Unsere Experten haben in den unterschiedlichen Kapiteln aber aufgezeigt, dass es dramatische, langfristige Folgen haben kann, wenn man jetzt nicht gegensteuert.
Meist ist der erste Schritt, den man gehen muss, sich bewusst zu machen, dass man die Situation gerade nicht mehr handeln kann. Dann die Frage, ob man etwas daran ändern kann oder nicht. Was immer hilft: für ausreichend Schlaf sorgen, Kaffee, Zucker und Alkohol meiden, raus ins natürliche Licht und die Natur, in Bewegung kommen, den Körper mit Mikronährstoffen, Wasser und Eiweiß versorgen. Und mit nahestehenden Menschen sprechen und im wahrsten Sinne des Wortes, das Herz ausschütten. Das macht die Seele leichter und viele Probleme wirken danach nicht mehr so überdimensional groß und sind einfacher zu bewältigen, als wenn man sich ihnen alleine stellt.