Susa Bobke: Als Frau beim ADAC höre ich die dümmsten Sprüche der Männer

Susa Bobke ist eine von nur fünf weiblichen „Gelben Engel“ beim ADAC – vor allem Männer verwirrt das regelmäßig. Ihr täglicher Kampf gegen dumme Sprüche…
Kreidebleich wurde der Mercedes-Fahrer, dessen E-Klasse kürzlich auf der B19 bei Fischen (Allgäu) „einfach so“ ausgegangen war. Denn es kam raus: Der Mann hatte versehentlich Super-bleifrei statt Diesel getankt… Ein teurer Spaß – und viel peinlicher noch dazu: Sein Missgeschick wurde nämlich ausgerechnet von einer Frau entlarvt!
Da tröstete auch nicht deren ehrliches Mitgefühl: „Wissen Sie, so etwas kommt öfters vor…“ Die 45-jährige Susa Bobke ist Kfz-Mechanikerin mit Meisterbrief, arbeitet als eine von nur fünf weiblichen „gelben Engeln“ (insgesamt gibt es 1.700), die für den ADAC als Pannenhelfer gestrandeten Autofahrern mit Wissen und Werkzeug zur Seite stehen.
Tagtäglich hat die gebürtige Husumerin kuriose Begegnungen – vor allem mit dem so genannten „starken Geschlecht“. In ihrem neuen Buch* entlarvt sie eine ganze Reihe von peinlichen Auto-Chauvis – die nicht damit klarkommen, dass eine Frau in so einem klassischen Männerberuf arbeitet.
Männer können nicht damit umgehen, dass eine Frau sie „rettet“
Vor allem in ihrer Anfangszeit wurde Susa Bobke häufig mit den Worten begrüßt: „Wo ist denn Ihr Kollege? Haben Sie überhaupt eine Ausbildung?“ Ihre Antwort: „Natürlich habe ich keine Ausbildung. Ich bin die Aushilfe aus dem Büro und habe mich hochgeschlafen.“ Wenn jeden Tag die gleichen Sprüche kommen, muss man sich halt was einfallen lassen…
„Für viele Männer ist es stressig, dass eine Frau sie ,rettet‘“, sagt Susa Bobke. „Vor allem wenn ich den Reifen wechsle. Inzwischen gibt es zwar einige, die das relativ souverän aushalten, aber die meisten reden sich um Kopf und Kragen. Die erzählen dann, was sie gerade an Verletzung.n haben. Natürlich leiden sie nicht unter einem profanen Bandscheibenvorfall, sondern haben eine ganz sportliche, ganz potente Verletzung.“
Männliche Pannenopfer weisen gern jegliche Schuld von sich
Männer, die auf dem Seitenstreifen stranden, sind groß darin, die Schuld anderen anzulasten. Susa Bobke: „Wenn sie nicht getankt haben, ist der Bordcomputer schuld, andere sagen: ,Das ist das Auto meiner Frau.‘“ Weibliche Pannenopfer reagieren hingegen anders: „Frauen neigen dazu, die Schuld bei sich zu suchen, selbst wenn es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und dem Problem gibt. Wenn bei denen ein Reifen kaputt ist, entschuldigen sie sich, dass sie schon lange kein Öl mehr kontrolliert haben.“
Klingt alles nicht sonderlich emanzipiert, oder? „Ich bin auch wieder erstaunt, dass die alten Rollenbilder noch so tief sitzen“, sagt die „Gelbe Engelin“. „Ganz schlimm wird es, wenn ein junger Mann mit seiner Freundin im Auto sitzt. Der Reifen ist kaputt, sie wollen zu einem Termin, sind schön angezogen und wollen sich nicht schmutzig machen. Verständlich. In dem Moment, in dem aber kein männlicher ADAC-Mitarbeiter kommt, sondern ich, krempelt der junge Mann die Ärmel hoch.“
Die dümmsten Chauvi-Sprüche von männlichen Pannenopfern:
„Sind Sie jetzt eine Frau oder ein Mann?“
„Was sagt Ihr Freund dazu?“
„Seit wann gibt es Mädchen beim ADAC?“
„Sind Sie ganz allein unterwegs?“
„Kannst du das überhaupt?“
„Sind Sie eine Emanze?“
Diesen Spruch kann die Rothaarige ADAC-Helferin (seit zehn Jahren glücklich liiert) jedoch allerdings schon nicht mehr hören: „Schleppen Sie mich jetzt ab (höhöhö)?"
Für ihren Job hat sie lange gekämpft
Trotz allem: „Gelber Engel“ zu sein, ist für Susa Bobke ein Traumjob: „Ich bekomme viel Herzlichkeit, sehe viele strahlende Gesichter. Einer hat mir sogar mal einen Heiratsantrag gemacht.“ Schon mit 15 wollte sie unbedingt eine Lehre als Kfz-Mechanikerin machen. „Vielleicht war da zu viel Testosteron im Fruchtwasser? Mich hat alles interessiert, was Krach machte und nach Gummi roch.“
Doch 1980 fand sie keinen Arbeitgeber, der sie ausbilden wollte. So studierte die Nordfriesin erst mal in München Jura und Germanistik, fuhr nebenbei Taxi. Der Zufall wollte es, dass sie dann doch noch eine Werkstatt fand, die eine Auszubildende suchte! Als sie sich später beim ADAC bewarb, gab es auch keine Vorbehalte mehr: Für die Einstellung zählte ihr Meisterbrief – und nicht, dass sie eine Frau ist.
„Dein Auto gut – deine Frau nix gut!“
In ihrem Einsatzgebiet im Allgäu erlebt Susa Bobke immer wieder Lustiges. Unvergessen bleibt ihr vor allem jene Pannenhilfe, die sie in den Sommermonaten erlebte: Ein türkischer Autofahrer hatte den ADAC gerufen, nachdem er sein Auto erfolglos von seiner Frau anschieben ließ. Ein anderer Türke lästerte: „Dein Auto gut – deine Frau nix gut!“ Doch dann konterte der Erste: „Macht nix. Habe Adack gerufen – hat sofort neue Frau geschickt!“
* „Männer sind anders. Autos auch“ (Knaur, 8,95 Euro)