Bahamas: 007 und die schwimmenden Schweine
Beide Insel gehören zu den Bahamas, können unterschiedlicher aber nicht sein: New Providence und Great Exuma. Nur die Lebenslust der freundlichen Einheimischen ist überall gleich.
Hier New Providence mit Nassau, Kreuzfahrt-Mekka und Steuerparadies. Dort Great Exuma, Karibik-Feeling mit schwimmenden Schweinen. Soll bloß keiner sagen, auf den Bahamas sei nichts geboten.
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Dieses Lachen. Schallend. Fröhlich. Ansteckend. Ein akustisches Wahrzeichen der Bahamians. Dieses Mal kam es von Al, dem vermutlich lustigsten Taxifahrer der Welt. "Wie kalt ist es gerade in Germany?", hatte er gefragt. Und ein "schätzungsweise um die zehn Grad" zur Antwort bekommen. Das löste den Lachflash aus, Al kriegte sich gar nicht mehr ein, prustete los: "Schon bei unter 20 Grad würden die Bahamas zum Notstandsgebiet. Wir würden alle jämmerlich sterben." Und dann erzählte diese Frohnatur die Geschichte, dass sie hier auf den Exumas schon einmal ernsthaft daran gedacht hätten, ein Eishockey-Team zu gründen. Wie es die Jamaikaner dereinst in "Cool Runnings" im Bobsport taten. "Soll ich euch verraten, warum nichts daraus geworden ist? Weil wir schon beim Gedanken an Eis fast erfroren sind!" Wieder erfüllte dröhnendes Lachen das Taxi nach der Abfahrt vom Exuma International Airport von George Town. Den Kiosk mit Landeerlaubnis so zu benennen, ist zwar eine andere Lachnummer, wegen der ankommenden Touristen aus aller Welt aber nur übertrieben, nicht gelogen.
Zur Orientierung ein Blick auf die Weltkarte: Oben links Miami, halbrechts runter New Providence mit der Hauptstadt Nassau, ungefähr dieselbe Strecke weiter südlich die Bahamian Out Islands Great Exuma, eine der 30 bewohnten Inseln der Bahamas - von 700 insgesamt. Die gehören übrigens, sollte diese Frage etwa bei den werdenden Millionären von Jauch gestellt werden, geografisch nicht zur Karibik, sondern zu Mittelamerika. Was dem Klima und den Wassertemperaturen in diesem Teil des Atlantiks herzlich egal ist: Sie sind identisch. Kaum eine halbe Stunde dauert die viel zu kurze Fahrt mit Entertainer Al, die landschaftlich auch auf den Karibikinseln nicht anders aussieht: schmale Straßen, eine üppige Vegetation, vereinzelte Fruchtstände, die einfachen Unterkünfte der Einheimischen.
Die bevorzugten Ziele der Sonnenanbeter sind der Gegenentwurf. Die Topadresse unter ihnen liegt in einer umwerfend schönen, sichelförmigen Bucht mit weißem Wunderstrand und heißt auch so - Sandals Emerald Bay. Vor ein paar Jahren noch ein Four Seasons Resort, ist es eigentlich völlig unbegreiflich, wie eine solch perfekte Anlage an einem solch perfekten Ort nicht funktionieren kann. Dort stehen prächtige Villen und Appartementhäuser, die sich harmonisch in einen perfekt gepflegten subtropischen Palmengarten fügen. Dazu eine verschwenderisch große Poollandschaft, ein halbes Dutzend Restaurants, separates Spa. Gleich nebenan ein sehr spezieller Golfplatz, erdacht vom australischen Großmeister Greg "The White Shark" Norman. Verflucht soll er sein, so verdammt schwer ist der. Erst recht, wenn die Bälle vom Winde verweht werden und in dichtem Gestrüpp am Fairwayrand oder im Atlantik landen. Aber genau deshalb, weil sich seine 18 Löcher an der Küste entlang schlängeln, ist er auch verflucht schön.
Der Butler ist per Handy jederzeit erreichbar
Jedenfalls hat es mit den Vorbesitzern nicht funktioniert - zu teuer, zu wenig Gäste. Wer sich jetzt das Sandals Emerald Bay leistet, macht auch kein Schnäppchen. Dafür gibt es für diesen exklusiven Ort bezahlbare All-Inclusive-Angebote. In denen sind neben Vollpension und allen erdenklichen Drinks samt Minibar, die mit Flaschen bestückt eigentlich eine Maxibar ist, auf Wunsch auch ein Butler-Service enthalten. Der Gast erhält ein Handy, der Butler ist für ihn rund um die Uhr erreichbar. Höchst empfehlens-, und für zuhause durchaus nachahmenswert.
Außerdem muss eine Erkundungstour in den Gewässern der Exumas sein. Wir empfehlen den vierstündigen Bootstrip mit Ray Lightbourn's "Exuma Water Sports". Sie führt zu Traumbuchten und Inseln, die Prominenten gehören. Ein Schenkelklopfer für die andächtigen Zuhörer ist dabei Ray's Story von Leafe Key. Ein von Steuerfahndern gepeinigter Nicolas Cage soll sie für drei Millionen Dollar in einer Nacht- und Nebelaktion gekauft, ohne sie gesehen zu haben. Das Geld hat der Schauspieler wohl in den Sand gesetzt, aber nicht buchstäblich. Denn die kleine Insel hat keinen Strand - und ist damit so gut wie unverkäuflich.
Der mit den Schweinen schwimmt
Nun hat jeder Touroperator solche Geschichten auf Lager, ob sie nun wahr sind oder nicht. Ray Lightbourn allerdings macht den Unterschied: der 61-jährige gebürtige Bahamian ist der Mann, der mit den Schweinen schwimmt. Und das kam so: Vor gut sechs Jahren lernte Ray in den Exumas einen Typen kennen, der Schweinen das Schwimmen beibrachte, indem er sie im Wasser fütterte. Als er das nur noch an Land tat, hatten die Viecher keine Lust mehr auf Salzwasser. Ray kopierte clever: Er begann auf der Miniinsel Whitebay Cay mit drei Ringelschwänzen. Inzwischen leben zwei Dutzend von ihnen dort, und wenn Ray täglich mit einem Boot voller Sensationslüsterner kommt und ruft, beginnt sie, die sauberste Schweinerei der Welt. Ray macht ein Vermögen damit - und muss sich oft selbst kneifen. "Es ist unglaublich", sagt er, "aber stehen wir in den sozialen Medien unter den Orten, die man einmal im Leben gesehen haben sollte, an Nummer drei - nach der Chinesischen Mauer und dem Grand Canyon." Schweine gehabt!
Wie kriegt man da bloß am besten die Kurve zur Rückreise mit Stopover in Nassau. Am ehesten mit den Nostalgikern, die es für eine Schweinerei halten, was aus New Providence und Paradise Island geworden ist. Orte des Massentourismus mit dem Atlantis Resort und seinem größten Meeresaquarium der Welt. Und dem Hafen mit den unzähligen Kreuzfahrern, die tagtäglich von den Bäuchen der Mega-Schiffe ausgespuckt werden. Finanzplatz für Banken aus aller Welt, weil Steuerparadies. Und nebenbei Heimat für über 250.000 Bahamians, von denen auf allen anderen Inseln nur 100.000 weitere leben.
Zum Glück gibt es Rückzugsorte wie den One&Only Ocean Club auf Paradise Island - man muss ihn sich nur leisten können. Um die 1.400 Dollar werden dort für das Doppelzimmer pro Nacht aufgerufen, dafür gilt das Resort als eines der schönsten der Bahamas. Früher gehörte das Areal Huntington Hartford II., dem reichen Erben einer amerikanischen Supermarktkette. Der Mann hatte ebenso reiche Freunde, von denen ihm einer eine prächtige Gartenlandschaft im Stil von Versailles schenkte. Das Augustinerkloster aus dem 12. Jahrhundert war schon da, auch die Dünen an einem Traumstrand. Im Ocean Club, soeben komplett neu renoviert, wohnte natürlich auch Daniel Craig, als 2006 rund um Nassau "Casino Royal" neu verfilmt wurde. Überhaupt haben die Bahamas als Drehort eine lange Bond-Tradition: Sean Connery kaufte sich nach den Aufnahmen für "Feuerball" (1965) sogar ein Haus auf New Providence.
Die Windsor-Wally und der Balmore Club
Ansässig werden möchten die Touristen nicht. Für sie ist Nassau Sprungbrett zu anderen Inseln der Bahamas, oder ein Traumziel für Paare, die sich trauen. Im Sandals Royal Bahamian, dem zweiten Resort der Gruppe auf den Bahamas, stellt der Pfarrer bis zu sechsmal am Tag die entscheidende Frage, was sich übers Jahr auf ungefähr 400 Hochzeiten summiert. Aber nicht deshalb ist das Hotel ein historischer Ort; vielmehr, weil der Herzog von Windsor, der nicht König bleiben sollte, weil er die Amerikanerin Wally Simpson vorzog, als auf die Bahamas abgeschobener Gouverneur dort den Balmore Club als Treffpunkt der feinen Gesellschaft gründete. Highlight heute ist die vorgelagerte Insel Sandals Island, auf der sich aber herrlich abhängen lässt. Exklusiv allinclusive, versteht sich.
Aber: Muss man Nassau gesehen haben? "Unbedingt", protestiert Angelika Ardelt. "Die Stadt zeigt ihre Reize allerdings erst auf den zweiten Blick. Und vor allem sind es die Menschen, die sie ausmachen." Über Jahrzehnte ist die Wiesbadenerin zum Fan der Bahamas geworden. Aus ihrem Job, als Mitinhaberin einer PR-Agentur für die Inseln zu werben, ist Leidenschaft geworden. Hier sind die Top 5 auf ihrer Empfehlungsliste:
1. Conch Salat und Peas n'Rice, Okra Suppe und Guava Duff. Wer die bahamaische Küche kennenlernen möchte, muss bei Alanna Rodgers eine Tru Bahamian Foodtour buchen. Das sind sechs Stunden mit sechs Restaurants und traditionellen Lokalen. Ein Highlight ist das Fünf-Sterne-Hotel Graycliff, im 17. Jahrhundert Wohnsitz des Piraten John Howard Graysmith, heute eines der schicksten Hotels in Nassau. Mit eigener Schokoladenproduktion, kubanischer Zigarrenfabrik und der drittgrößten Weinsammlung der Welt im Wert von 35 Millionen Dollar. Jay Z hat dort Beyoncé den Heiratsantrag gemachte. 2. Wegen seines geschützt liegenden Hafens war Nassau im 18. Jahrhundert die Piratenhochburg mit bis zu 3.000 zwielichtigen Einwohnern. Wie es damals zuging, erfährt man im Piratenmuseum von Nassau. Kein Museum macht mehr Spaß! 3. Zwei Dinge muss man in Nassau unbedingt gesehen haben: Die bunte historische Altstadt im Kolonialstil und die Bay Street mit dem Straw Market. Souveniertipp: Ein Teil von Bamboo T-Shirts, gemacht aus Bambusfasern und unglaublich kuschelig.
Kunst unter Wasser und ein Strand mit Kabelanschluss
4. Im Unterwasserpark der Bahamas Reef Environment Educational Foundation am westlichen Ende von New Providence können die Skulpturen namhafter Künstler besichtigt werden. Geht vom Boot aus, am schönsten ist es aber, sie tauchend oder schnorchelnd zu entdecken. 5. Nicht nur, weil Daniel Craig in "Casino Royale" dort aus dem Wasser stieg: der Cabbage Beach auf Paradise Island gilt als einer der schönsten Strände der Bahamas. Der Cable Beach auf New Providence, der so heißt, weil von dort anno 1892 das erste Überseekabel nach Florida verlegt wurde, steht im allerdings in nichts nach. 6. "Nirgendwo kommt man mit den liebenswerten und lebenslustigen Bahamians besser in Kontakt, als bei der Fahrt in einem Jittney", verspricht Angelika. Die Minibusse sind die Transportmittel der Pendler, die einfache Fahrt kostet zwei Dollar, egal wo man aussteigt. Wenn man das tun will, ruft man es dem Fahrer laut zu. Wer länger sitzen bleibt, hat allerdings gute Chancen, neue Freunde zu gewinnen, die einem Reisetipps geben. Und so mancher Jittney-Lenker wird unterwegs zum singenden Laienprediger.
Info Bahamas, Hotels: One&Only Ocean Club (Paradise Island), www.oneandonlyresorts.com. Sandals Royal Bahamian (New Providence. und Sandals Emerald Bay (Great Exuma), www.sandals.com. Preisbeispiel All Inclusiv: Doppelzimmer pro Person 222 Euro, mit Butler-Service 313 Euro. Sieben Nächte inklusive Flüge ca. 5.100 Euro. Ausflugstipps, Nassau. Tru Bahamian Food (Preis pro Person 69 Dollar) mit Hotel Graycliff, www.trubahamianfoodtours.com und www.graycliff.com, Piratenmuseum www.pirates-of-nassau.com, Skulpturen im Unterwasserpark www.breef.org. Great Exuma: Bootstour mit Besuch der schwimmenden Schweine über exumawatersports.com