Die schönsten Jugendherbergen Deutschlands

Die Idee der Jugendherberge ist mittlerweile über 100 Jahre alt, aber noch lange nicht angestaubt. Ein guter Zeitpunkt, die schönsten Jugendherbergen Deutschlands vorzustellen. Eine Auswahl an Schlössern, Türmen, alten Gemäuern und modernem Architekturdesign zu unschlagbaren Preisen.
Als der Lehrer Richard Schirrmann im März 1909 mit seiner Klasse von Altena nach Aachen wandern wollte, hatte er große Probleme, auf dem Weg Unterkünfte zu finden und musste häufiger in Scheunen übernachten. An einem dieser Abende, als die Klasse während eines Gewitters Unterschlupf in einer leerstehenden Schule fand, kam ihm die Idee, für die wanderbegeisterte Jugend günstige Herbergen zu gründen.
Wieder zurück im heimischen Altena, entschloss er sich, gemeinsam mit Mitstreitern eine Jugendherberge zu gründen, die erst provisorisch in der Schule, ab 1912 in einem nahen Schloss untergebracht war. Damals konnte er kaum ahnen, was aus seiner Idee in den nächsten hundert Jahren werden würde.
Inzwischen gibt es mehr als 550 Jugendherbergen in Deutschland und weltweit in 80 Ländern über 4000 Hostels. Einige erreichen dabei sogar Fünf-Sterne-Standard. Längst ist der Mief der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts aus den Räumen gewichen. Jedes Jahr werden Jugendherbergen renoviert, erweitert und ausgebaut, neue kommen hinzu. Die meisten Jugendherbergen bieten inzwischen weit mehr als Etagenbetten und Mehrbettzimmer, auch wenn beides noch immer zum Standard zählt. Ein breites Freizeitangebot, Fernseher, Telefon, Internet sind schon fast üblich. Neben Bistros und Cafés bieten die Jugendherbergen auch schöne Speisesäle, in denen oft gute Küche geboten wird.
Die Jugendherbergen sind aber weit mehr als günstige Hotels. Ein klarer Schwerpunkt liegt auf Kindern und jugendlichen Gästen. So bieten alle Jugendherbergen erlebnispädagogische Konzepte, die sich nach der Lage der Herbergen richten. Mal ist es ein kulturgeschichtlicher Hintergrund, den die Herbergen näher bringen möchten, dann wieder ein Umwelt- oder Naturerlebnis. Ein besonderes Programm bieten vor allem die Burgen und Schlösser, von denen es in Sachsen, in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern einige gibt. Hier darf man Ritter oder Burgfräulein sein und erfährt vieles über das Mittelalter.
Für Klassen und Gruppen bieten die Jugendherbergen auch spezielle Programme zur Teambildung an, wie Kanufahrten, Klettertouren, gemeinsamer Sport und Ausflüge. Einige bieten auch voll ausgestattete Seminar- und Tagungsräume, kleine Labors oder, wie in Passau, eine hauseigene Sternwarte.
Doch die Herbergen haben längst auch Individualtouristen älteren Semesters und Familien entdeckt und sich auch auf diese eingestellt. Auch wenn in den meisten Jugendherbergen Schulklassen vorrangig behandelt werden und immer noch Vier- und Sechs-Bett-Zimmer vorherrschen, immer mehr Familien nutzen die Jugendherbergen. Kein Wunder, die Unterkunft ist günstig und das Freizeitangebot für die Kinder können sonst nur große Ferienclubs bieten.
Die Häuser sind sehr unterschiedlich. Einige sind in alten Burgen und Schlössern untergebracht, andere sind moderne Bauten, wieder andere sind in Türmen untergebracht oder in alten Bauernhöfen. Gerade diese regionalen Unterschiede machen die Jugendherbergen so spannend.
Allerdings suchen sich die meisten Gäste die Jugendherbergen nicht aufgrund architektonischer Raffinessen aus, sondern wegen des Preises. Übernachtung und Frühstück sind durchschnittlich ab 15 Euro zu haben. Viele Jugendherbergen bieten aber auch Halb- und Vollpension an. Halbpension kostet meist um 20 Euro, Vollpension rund 30 Euro. Darum gilt heute wie vor 100 Jahren: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar und ausprobieren lohnt sich.