Was zunächst eher unappetitliche Assoziationen wecken mag, dient als Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung und überhöhte Müllproduktion. Nach dem Motto Zero-Waste, also ohne Müll, will nun eine schottische Spirituosenfirma den Markt erobern und Schnaps aus Bioabfällen produzieren.
Die Idee dahinter ist simpel: Für die Produktion von Schnaps werden die ausrangierten Bestandteile aus Früchten, wie etwa Bananenschalen, Kaffeekirschen, Stielen und Kernen, wiederverwendet und als Aromaträger für Wermut, Rum und Wodka genutzt.
Durch das Recycling-Prinzip der Abfallprodukte hat die Firma den Namen für ihren Schnaps gefunden: "Discarded Spirits". "Discarded“ lässt sich mit den Wörtern „ausrangiert“ oder „weggeworfen“ übersetzen.
Bereits für das Basisprodukt werden Lebensmittel verwendet, die normalerweise weggeworfen werden. Hier ist es eine Art Sherry, der für das Aromatisieren der Whiskyfässer dient.
Und so entstand der erste Geschmacks-Prototyp: Ein Mitarbeiter der Spirituosenfirma experimentierte in seiner Freizeit mit Kaffeekirschen, die er von einem befreundeten Barista geschenkt bekam. Er extrahierte den Fruchtabfall und mischte diesen mit Wermut-Essenz.
Die Weiterverarbeitung von Kaffeekirschen ist dabei an sich nichts Ungewöhnliches. Unter den Kaffeebauern gelten sie als beliebtes Nebenprodukt bei der Ernte. Für die reine Kaffeeproduktion werden die Kaffeekirschen zwar weggeworfen, jedoch lässt sich aus dem Fruchtfleisch Kaffeekirschentee, sogenannter Cascara Tee aufbereiten.
Der Spirituosenmitarbeiter nutze seine Zufalls-Entdeckung mit der Kaffeekirsch-Mischung, um sie seiner Firma vorzustellen. Diese zeigte sich begeistert und begann die Idee für die eigene Produktion umzusetzen. Sechs Monate später gab es den "Sweet Cascara Vermouth" in zehn Bars in London.
Nachdem die Idee mit dem Zero-Waste-Schnaps gut ankam, folgten weitere Geschmacksrichtungen: Dieses Mal wurde statt dem recht unbekannten Mix aus Kaffeekirschen und Wermut ein Rum aus Banenenschalen produziert.
Auch wenn Bioabfälle in Massen da sind und die Welt ein regelrechtes Müllproblem hat, ist die Weiterentwicklung des Reste-Schnaps herausfordernd. An Abfälle in geeigneter Menge heranzukommen, ist in manchen Fällen gar nicht so einfach. Umso erstaunlicher, wenn man sich die Mengen an weggeworfenen Lebensmitteln anschaut.
Die komplexe Kette der Wiederverwertung macht sich an dem Schnaps aus Bananenschalen bemerkbar. Diese kamen zunächst von einem Aromahersteller aus den Niederlanden, wo sie dehydriert, gemahlen und dann weiterverwendet wurden. Anschließend ging es dann zur Schnapsproduktion nach Großbritannien, wo aus dem einstigen Bioabfall schließlich der Rum wurde.
Als Nächstes in der Zero-Waste-Schnapsreihe würden die Hersteller am liebsten etwas aus Ananasschalen machen. Allerdings gestalten sich hierbei die Transportwege als schwierig, da sie sich mit der Nachhaltigkeit des Zero-Waste-Prinzips nicht vertragen.
Das Zero-Waste-Prinzip beruht auf der Idee, dass alle Ressourcen, die wir nutzen, von begrenzter Verfügbarkeit sind und wir daher verantwortungsvoll damit umgehen sollten. Abfall sollte daher auf ein Minimum reduziert werden, indem man Produkte und Materialien so gestaltet, dass sie möglichst lange verwendet werden können, wiederverwendbar sind oder recycelbar sind.
Abfall wirkt sich auf die Ökosysteme und auf unsere Gesundheit aus. So können beispielsweise Meere oder Küsten durch eine schlechte Abfallbewirtschaftung oder Verschmutzung schwerwiegend beeinträchtigt werden.
