"Jetzt auch den Titel!" - Goretzka führt DFB-Elf ins Finale

"Jetzt auch den Titel!" - Goretzka führt DFB-Elf ins Finale
Sotschi (SID) - Leon Goretzka jubelte und nahm die Gratulation des Bundestrainers mit seinem breitesten Lächeln entgegen. Der unwiderstehliche Schalker Matchwinner fiel nach dem Abpfiff seines besten Länderspiels auch jedem seiner Teamkollegen in die Arme - mit einem Blitz-Doppelpack in nur 109 Sekunden hatte er die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erstmals ins Confed-Cup-Finale geschossen.
Das überzeugende 4:1 (2:0) eines erstaunlich reifen Perspektivteams von Joachim Löw im Halbfinale gegen Mexiko soll aber noch nicht das Ende gewesen sein. "Wir müssen uns für diese Arbeit belohnen und wollen jetzt auch den Titel holen", sagte Goretzka im ARD-Interview: "Völlig klar!" Kapitän Julian Draxler betonte: "Es ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, eine solche Mannschaft derart zu besiegen."
Im Endspiel am Sonntag (20.00 Uhr MESZ/ZDF) in St. Petersburg duelliert sich der Nachwuchs der Weltmeister erneut mit dem Gruppengegner Chile. "So haben wir uns das vor dem Turnier erhofft, aber nicht erwartet. Die Jungs machen das super", sagte Löw. Mexiko spielt sechs Stunden zuvor gegen Portugal in Moskau um den dritten Platz.
Der glänzende Auftritt der "jungen Wilden" begeisterte auch die etablierten Stars daheim. "Fiiiiiiinnaaaaalleeeeee! 4:1! Super gemacht", schrieb Thomas Müller bei Twitter. Mats Hummels schloss sich mit Applaus an, Sami Khedira schrieb: "Top-Leistung gegen einen starken Gegner!" Es geht bei der Mini-WM um den Titel - damit hatte angesichts des Kaders niemand gerechnet.
Der besonders anfangs bärenstarke Goretzka leitete das frühe 1:0 (6.) mit einem langen Ball auf Benjamin Henrichs selbst ein. Vor dem 2:0 spielte Timo Werner einen perfekten Steilpass auf den begehrten Offensivmann, der keine zwei Minuten nach dem zweiten sein drittes Turniertor erzielte (8.). Es war das schnellste 2:0 der Confed-Cup-Historie.
Dem Druck des zwischenzeitlich klar überlegenen Gold-Cup-Siegers widerstand die junge deutsche Elf vor 37.923 Zuschauern mit Leidenschaft und Kampfgeist - der stets gefährliche Werner machte alles klar (59.). Marco Fabián (89.) von Eintracht Frankfurt gelang der Ehrentreffer für Mexiko, Amin Younes (90.+1) traf zum Endstand.
Leidenschaft wird auch gegen die Chilenen unabdingbar sein. Beim 1:1 im zweiten Gruppenspiel hatte der Südamerikameister zwar überzeugend begonnen, doch ihm ging nach einer Stunde die Luft aus. Am Mittwoch schaltete Chile im Halbfinale den Europameister Portugal nach 120 torlosen Minuten mit 3:0 im Elfmeterschießen aus.
Löw überraschte mit der Berufung von Henrichs (20/Bayer Leverkusen) in die Startelf, dem jüngsten Spieler im 21er-Kader. Weltmeister Shkodran Mustafi saß auf der Bank, Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger und unerwartet auch Matthias Ginter verteidigten. Nur drei Spieler seiner Startelf waren älter als der jüngste Mexikaner Néstor Araujo (25).
Das hielt die deutsche Mannschaft nicht davon ab, bei gegnerischem Ballbesitz scharf zu attackieren. Nach Ballgewinn wurde schnell umgeschaltet - wie vor dem 1:0 schulmäßig vorgeführt. Mexiko hatte den doppelten Tiefschlag nach 20 Minuten weggesteckt und startete gefährliche Angriffe. Doch Marc-André ter Stegen war stets zur Stelle.
Erstmals rettete die Nummer eins des FC Barcelona in der 33. Minute, nachdem Leverkusens Stürmerstar Chicharito auf Giovani dos Santos durchgesteckt hatte. Zwei Minuten später scheiterte Chicharito vor ter Stegen. Mexiko war überlegen, traf aber nicht.
In der zweiten Halbzeit war es ein Duell auf Augenhöhe. Die deutsche Mannschaft hatte sich geordnet und lauerte auf die Entscheidung, die Werner (52.) gegen Guillermo Ochoa noch verpasste. Der K.o. für Mexiko kam dennoch: Werner musste nach Vorarbeit Jonas Hectors nur den Ball ins leere Tor schieben.
Die wenigen mexikanischen Angriffe entschärfte ter Stegen meist souverän, beispielsweise in der 69. Minute gegen Miguel Layún. Ein Kopfball des Kapitäns Raul Jimenez (75.) prallte gegen die Querlatte, dann traf Fabián aus der Ferne.