SID-Kalenderblatt am 25. Juli: Halswelle läuft allein zum Olympiasieg

SID-Kalenderblatt am 25. Juli: Halswelle läuft allein zum Olympiasieg
Wyndham Halswelle hätte es sich einfach machen und gemütlich eine Stadionrunde drehen können. Aber der Schotte hatte seinen sportlichen Ehrgeiz.
Hamburg (SID) - Wyndham Halswelle hätte es sich einfach machen und ganz gemütlich eine Stadionrunde drehen können. Aber der in London geborene Schotte hatte in seiner Heimatstadt auch ohne Gegner im olympischen Finale über 400 m am 25. Juli 1908 seinen sportlichen Ehrgeiz. Und so "siegte" der 26-Jährige in 50,0 Sekunden, im Halbfinale war er in 48,4 Sekunden nur unwesentlich schneller gewesen.
Aber wie war es zu diesem Solo-Lauf gekommen? Beim ersten Finale zwei Tage zuvor - damals wurde noch nicht in Bahnen gelaufen - drängte Halswelles US-Konkurrent John Carpenter seinen Rivalen fast von der Strecke, erreichte so als erster Läufer das Ziel und wurde disqualifiziert.
Was in den USA erlaubt gewesen wäre, war in Großbritannien ein Ausschlussgrund. Carpenters Landsleute William Robbins und John Taylor solidarisierten sich mit ihrem Teamkollegen und boykottierten den Wiederholungslauf. Und so gewann Halswelle als Solist die Goldmedaille, Silber und Bronze wurden nicht vergeben.
Skurril: Diesmal waren im White City Stadium exakt vier Bahnen für jeweils einen Läufer abgesteckt. Lange freuen konnte sich Halswelle über seinen Olympiasieg nicht. Er fiel 1915 als Soldat im Ersten Weltkrieg in Frankreich - mit gerade einmal 32 Jahren.