Stich hält Djokovics Erklärungen für "unglaubwürdig"
Stich hält Djokovics Erklärungen für "unglaubwürdig"
Der frühere Wimbledonsieger Michael Stich hält die Erklärungen von Novak Djokovic für sein Verhalten nach seiner Coronainfektion für "unglaubwürdig".
Frankfurt am Main (SID) - Der serbische Tennisstar, dem derzeit in Melbourne kurz vor dem Start der Australian Open noch immer der Entzug seines Visums droht, hatte im Dezember trotz Wissens um einen positiven PCR-Test an einem Interview mit französischen Journalisten teilgenommen. "Da er ansonsten immer alles sehr genau plant, passt es einfach nicht ins Bild, das man von ihm hat", sagte Stich dem Spiegel.
Djokovic hatte am Mittwoch seine Teilnahme an dem Termin als "Fehleinschätzung" beschrieben, er habe die Journalisten der französischen Sportzeitung L'Equipe einfach nicht hängen lassen wollen - obwohl er zwei Tage zuvor positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Stich hält diese Begründung "ehrlich gesagt für unglaubwürdig – und auch Djokovics Person nicht entsprechend".
"Als ehemaliger Tennisprofi kann ich nur sagen, dass es einem meistens nicht besonders schwerfällt, ein Interview abzusagen", führte der 53-Jährige aus: "Man macht sich keine großen Gedanken darüber, ob man jemanden damit enttäuscht, wenn es die eigene Entscheidung ist."
Neben dem Verstoß des Weltranglistenersten gegen die Isolationsvorschriften in seiner Heimat Serbien war auch eine falschen Angabe bei den Einreiseunterlagen nach Australien bekannt geworden. Laut Djokovic sei sein Management für den Fehler verantwortlich. Auch hier tut sich Stich "schwer damit, die Begründung zu glauben", wie er sagte: "Dass ein Mitarbeiter mal ein falsches Kreuz macht, ist natürlich möglich. Aber gerade jetzt, in Zeiten von Corona, sollte so etwas nicht passieren."
Generell ruft die verworrene Situation um die Einreise des Grand-Slam-Rekordsiegers bei Stich "im Grunde Unverständnis über das Vorgehen aller Beteiligten" hervor, von Djokovic über den Verband Tennis Australia bis hin zu den Behörden. Die Geschichte sei mittlerweile "so politisiert, dass der Respekt gegenüber all den anderen Profis, die in Melbourne antreten, verloren geht", ärgerte sich Stich: "Wir reden nur über eine Person."