Brie Larson: "Ich bin eine miserable Lügnerin"

Oscar-Gewinnerin Brie Larson mischt in "Captain Marvel" das Superhelden-Genre auf. Ein Gespräch über Erwartungen, Herzensangelegenheiten, Ratschläge und Toilettengänge.
"Captain Marvel" (Dt. Kinostart: 7. März) ist der 21. Film im Marvel Cinematic Universe und der erste, der eine weibliche Superheldin als Hauptfigur hat. Die wird von Oscar-Preisträgerin Brie Larson (29, "Raum") verkörpert und sie macht ihren männlichen Kollegen eindrucksvoll Konkurrenz. Hat sie sich von denen Tipps geholt? Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt die Schauspielerin, welchen wenig hilfreichen Rat ihr Chris Evans (37) alias Captain America gab, warum sie gezögert hat, die Rolle anzunehmen und was es ihr bedeutet, nun im Marvel-Universum angekommen zu sein.
Wie vertraut waren Sie mit dem Marvel-Universum, bevor Sie für "Captain Marvel" zugesagt haben?
Brie Larson: Ich dachte, ich kenne mich ganz gut aus, bis ich angefangen habe die Comics zu lesen und festgestellt habe, dass es wirklich sehr groß ist. Ich habe mein Bestes versucht, aber ich glaube, ich habe nicht einmal an der Oberfläche gekratzt.
Haben Sie alle bisherigen Marvel-Filme gesehen?
Brie Larson: Ich kannte die meisten davon, habe mich dann aber verstärkt den "Captain Marvel"-Comics gewidmet.
Was hat Sie an den Comics fasziniert?
Brie Larson: Ich habe mich darüber gefreut, wie großartig das Quellenmaterial ist und was für eine komplexe Figur sie [Captain Marvel, Anm. d. Red.] ist. Für mich war das spannend, gerade im Hinblick darauf, dass sie halb Mensch und halb Kree [eine Alien-Rasse, Anm. d. Red.] ist. Dadurch entsteht ein innerer Konflikt, zwischen der Kriegerin, die nach Perfektion strebt, und dem Menschen, der eben Fehler macht. Das wiederum wirft die Frage auf, ob sie sich von ihrem Kopf oder ihrem Herzen leiten lässt und das ist ein sehr nachvollziehbarer Konflikt.
Was überwiegt bei Ihnen?
Brie Larson: Ich habe mich in den letzten zwei Jahren von meinem Herzen leiten lassen und versucht, die Logik außen vor zu lassen. Gerade das ist Frauen für eine lange Zeit verwehrt geblieben. Das heißt nicht, dass jede Entscheidung, die ich treffe, die richtige ist, aber es bedeutet, dass ich auf mein Gefühl höre.
Hat Ihr Herz sich für "Captain Marvel" entschieden?
Brie Larson: Ja und es hat mich davon überzeugt, dass sich das alles bewältigen kann. Mein Zögern hatte nichts mit der Figur oder dem Film zu tun, sondern mit dem neuen Bekanntheitsgrad und der mangelnden Privatsphäre, die damit einhergehen. Da gab es diese Stimme in mir, die meinte, es könnte hart werden und ich müsste auf etwas verzichten, das mir wichtig ist. Aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich cleverer bin als ich dachte und das schon auf die Reihe kriegen werde.
Das heißt, Sie haben nicht sofort zugesagt?
Brie Larson: Genau, aber ich denke, es wäre auch verrückt gewesen, nicht einen Moment darüber nachzudenken. In so etwas stürzt man sich nicht kopfüber hinein. Es ist eine große Lebensentscheidung.
Haben Sie sich Tipps von Ihren Marvel-Kollegen geholt, wie die es schaffen, unerkannt zu bleiben?
Brie Larson: Ich habe mit Chris Evans darüber gesprochen. Aber er meinte nur, wenn er sich einen Bart wachsen lässt, bleibt er in der Öffentlichkeit so gut wie unerkannt. Das wird bei mir nicht funktionieren. Das war kein wirklich hilfreicher Rat. Also muss ich mal abwarten, wie meine Version davon aussehen wird.
Sie haben Ihre Marvel-Kollegen beim großen Zehnjahres-Jubiläum kennengelernt. Wie war das für Sie?
Brie Larson: Es war toll, mit allen Zeit verbringen zu können. Das war ein surrealer Moment für mich, dabei zu sein, und festzustellen, dass ich zu diesem entscheidenden Moment, zu diesem besonderen Jubiläum, ein Teil davon werde. Es beginnt eine neue Ära. Ich habe es einfach genossen, jede Menge Fragen zu stellen und gute Ratschläge zu bekommen.
Was brannte Ihnen denn unter den Nägeln?
Brie Larson: Für Außenstehende sind das wohl langweilige und eher technische Dinge, die aber für mich wichtig sind, wenn ich arbeite. Ich habe Sachen gefragt wie: Was für Snacks isst du gerne? Wie lautet dein Smoothie-Rezept? Ist es hart in deinem Kostüm auf die Toilette zu gehen? Für mich war es das übrigens. Dazu sind mehrere Leute notwendig und es dauert an die 30 Minuten.
Bei Marvel herrscht höchste Geheimhaltungsstufe. Fällt es Ihnen leicht, nichts zu spoilern?
Brie Larson: Ich bin gut darin, Geheimnisse für mich zu behalten. Aber ich bin eine miserable Lügnerin, deswegen musste ich alles über diese Filme aus meinem Kopf verbannen. Es würde mir sonst schwerfallen, zu lügen.
Carol Danvers hat keinerlei Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Was sind die ersten Erinnerungen, die Sie haben?
Brie Larson: Ich erinnere mich daran, schon früh Filmen und dem Fernsehen verfallen zu sein. Ich habe als Kind "Vom Winde verweht" geliebt und die "Sesamstraße".
Als Captain Marvel haben Sie einige starke Kampfszenen. Eine davon mit Jude Law. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Brie Larson: Er ist großartig. Und es hat eine Menge Spaß gemacht, diese Kampfszene mit ihm zu proben und zu drehen. Es ist einer meiner Lieblingsmomente im Film.
Ihre Dynamik mit Samuel L. Jackson alias Nick Fury ist hingegen ziemlich unterhaltsam und sorgt für etliche Lacher.
Brie Larson: Ja, sie hat einen tollen Humor. Der ist derb, trocken und sarkastisch. So schafft sie es, mit anderen zu koexistieren. Mit Fury hat sie ein großartiges Verhältnis im Film, ihr Geplänkel ist spitze.
Wie lautet Ihr persönliches Fazit?
Brie Larson: Für mich war es eine Geist-Körper-Seele-Erfahrung diesen Film zu drehen. Ich habe mich so gut gefühlt, als die Dreharbeiten zu Ende waren, da ich alles gegeben habe, was ich konnte.
Sind Sie gewappnet für die Reaktionen der Fans, gerade die Kommentare via Social Media können ja brutal sein?
Brie Larson: Die ersten Reaktionen waren positiv. Es war großartig zu sehen, wie viel der Film den Fans bedeutet und wie sehr sie sich darauf freuen. Das war wirklich cool, denn das kann man vorher nie sagen. Ich bin auf Social Media und poste dort auch Dinge, aber ich lese keine Kommentare. Diese Regel habe ich mir von vornherein auferlegt. Ich weiß, wer ich bin und brauche keine Außenstehenden, die mir das mitteilen.