Nach dreieinhalb Stunden Show die gute Nachricht: Stefan Raab und Elton sparen RTL 95.000 Euro
Stefan Raab hat's ja auch nicht leicht. Mit Argusaugen wird beobachtet, wie sich seit seinem TV-Comeback die Quoten seiner diversen RTL-Shows entwickeln. Nicht ganz so dolle, ließe sich zusammenfassend sagen. Jetzt also der nächste Versuch. Eine Quizshow soll es richten.
"Die Unzerquizbaren", in der sich - vorerst sicherheitshalber nur zweimal - der einstige Entertainment-Zampano und Elton, sein ehemaliger Sidekick aus guten alten Zeiten, fünf Kandidaten stellen, die alleine schlauer sein wollen, als Elton und Raab im Team. Es geht um 100.000 Euro Siegprämie. Einschränkung: "bis zu" 100.000. Denn das war die erste enttäuschende Krux: Am Ende gewann der Final-Kandidat nur 5.000 Euro. Klar, besser als nichts, aber ...
Das bleibt auch der Eindruck nach zweieinhalb Stunden werbefreier Quiz-Zeit. Irgendwie okay, aber: Braucht man's oder kann das weg? Immerhin sorgten Raab und Elton in der Final-Runde durch ordentliche Wissensleistungen dafür, dass RTL 95.000 Euro sparte. Das mag bei den Millionen-Summen, die im Zusammenhang mit Raabs RTL-Deal kursieren, wie ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Aber: Die Geste zählt. So ist auch der Höflichkeitsapplaus des Studiopublikums zu verstehen. Richtig getobt hat der Saal jedenfalls nicht.
Laura Wontorra zeigt Milde: "Wir schleppen euch durch"
"Das war ein richtig netter Abend", fasste Moderatorin Laura Wontorra am Ende zusammen. Und das traf's ganz gut. Denn nett, das weiß der Entertainment-Gucker seit Dieter Bohlen bei DSDS, ist "die kleine Schwester von ..." - na, Sie wissen schon! 195 Minuten früher hatte Wontorra, erprobte Moderations-Allzweckwaffe und durchaus erfahren im Hochjazzen von auch durchschnittlichem TV-Gut, noch vom "neuen TV-Dreamteam" gesprochen. "Noch mehr als ihre Körper überzeugen ihre Gehirne", kündigte sie Raab und Elton dem Publikum an.
Bei so viel Überschwänglichkeit ruderte sogar Raab zurück. "Nun wartet doch mal ab! Wir haben gesagt, wir sind unzerquizbar. Nicht: unbesiegbar." Gut zu wissen. Denn vor allem in der ersten von vier Quizrunden war der meistgesprochene Satz der "Unzerquizbaren": "Da habe ich absolut keine Ahnung" oder "weiß ich nicht".
Mit dem Ergebnis, dass es keiner der Kandiaten schlechter machte als Raab und Elton. Am Ende der zehn Fragen hatten sich die Stars 250 Punkte zusammengequizzt. So viel wie Kandidat Christian, der mit der Leistung auch prompt ausschied. Die zweite Ausscheiderin, Carolin, war schon auf 450 Punkte gekommen. Kandidatin Christine ("Mein Allgemeinwissen ist so breit, dass ich Übergepäck zahlen müsste") rettete sich dank einer Schätzfrage gegen Carolin in die nächste Runde. Von den Leistungen von Johannes (1.250 Punkte) und Ömer (550) waren Raab und Elton jedenfalls weit entfernt. Aber, so Wontorra: "Wir schleppen euch durch."
Elton stöhnt: "Wie schlecht sind wir denn?"
Eingangs der zweiten Runde schien der Tiefpunkt erreicht. Die penetrante "Jabadabadu"-Torhymne kennt ganz Fußballdeutschland - vor allem Fans der Teams, die in München von den Bayern ein Tor (oder meist mehrere) eingeschenkt bekommen. Nur Raab, Elton und alle drei verbliebenen Kandidaten nicht. "Ich habe keine Entschuldigung", stöhnte Elton über die eigene Minderleistung und stellte fest "Wie schlecht sind wir denn? Ganz peinlich."
Elton und Raab versuchten sich zu finden. Sie sezierten jede Antwortmöglichkeit mit vielen "Ähs" und "Öhms" , dass sogar Wontorra ungeduldig wurde ("Es könnt ja auch mal schnell gehen"). Daneben sollten tierische Studiogäste - die Spornschildkröten Bonnie und Clyde sowie die Alpakas Elmo und Felix - und zwei Experimente von und mit der Biotechnologin und "Terra X"-Moderatorin Dr. Lisa Budzinski zusätzliche Abwechslung bringen.
Und die Heavytones, klar, spielten ab und zu Songs nach, die es zu erquizzen galt. Das gigantische Ratestudio mit einem gefühlten Abstand von 20 Metern zwischen Kandidaten und Unzerquizbaren wurde in Runde zwei tatsächlich genutzt, als sich die Kandidaten mit richtigen Fragen Stufen emporraten konnten. Dafür hätte aber auch eine Monitorwand gereicht. Johannes und Ömer quizzten es am besten, Christina blieb auf der Strecke.
Im Finale läuft Stefan Raab zu guter Rate-Form auf
In Runde drei quizzte jeder Halbfinalist gegen einen Unzerquizbaren. Johannes wählte Raab - eine plausible Wahl nach dessen Vorrundenleistungen. Allerdings lief Raab ausgerechnet jetzt und unter Druck zu guter Form auf. Dagegen war Elton als Ömers Gegner entweder zu langsam beim Buzzern oder zu mau in den Antworten - oder beides. Ömer erreichte die vierte Gewinnstufe und damit das Finale schon nach fünf Fragen, da hatte Raab Johannes noch keine einzige Gewinnstufe erlaubt.
Im Finale patzte Ömer, der vor Jahren schon mal in der "RTL-Quizarena" 107.000 Euro gewonnen hatte, erstaunlich oft. Raab und Elton wussten ein bisschen mehr. Aber letztlich waren es Ömers Fehler, die ihm statt möglichen 100.000 Euro letztlich die niedrigst mögliche Gewinnsumme von 5.000 Euro bescherten. "Toll gespielt", frohlockte Wontorra trotzdem. Naja.
Zum Auftakt hatte Raab erklärt: "Wir haben bisher nur einmal was gemeinsam gewonnen - beim Turmspringen. Sonst haben wir zusammen noch keine großen Sprünge gemacht." Das könnte auch so bleiben. Denn auch wenn sich die beiden zwischendurch mal nett kabbelten, wenn sie sich uneins waren (Raab: "Deine Lehrjahre sind vorbei, jetzt musste auch mal alleine Entscheidungen treffen und die Verantwortung dafür tragen"), den großen Spaß oder Witz versprühten sie nicht.
Auch hinsichtlich Spontaneität und Schlagfertigkeit blieb viel Luft nach oben. Da war Ömer eindeutig besser drauf. Als Raab von ihm wissen wollte, was er beruflich mache, meinte der kräftig gebaute 46-Jährige grinsend: "Ich bin Curvy Model."
Außer Ömers liebenswürdiger Selbstironie: Das Größte an der neuen Show waren die haushohen Konterfeis von Raab und Elton, die an der Bühnenwand thronten. Könnte auf Dauer etwas wenig sein.