André Rieu: "Ich möchte 140 Jahre alt werden"
André Rieu feiert am 01. Oktober seinen 70. Geburtstag. An Rente denkt der Stargeiger deshalb aber noch lange nicht. Der Niederländer hat noch viele Pläne.
André Rieu ist ein Phänomen. Kaum ein anderer internationaler Superstar begeistert jedes Jahr aufs Neue so viele Menschen wie der Stargeiger. Über 40 Millionen verkaufte DVDs und CDs, 500 Platin- und 270 Gold-Auszeichnungen, mehr als 700.000 verkaufte Tickets allein 2018 - der Erfolg spricht für sich. Am 01. Oktober feiert der Niederländer seinen 70. Geburtstag. Ans Aufhören denkt Rieu jedoch noch lange nicht. Am 22. November erscheint sein neues Album "Happy Days", ab 15. Januar 2020 ist er auf großer Tournee durch ganz Deutschland. "Ich liebe das Leben, das ich lebe", erklärt er im Geburtstags-Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news und widmet seiner Frau Marjorie eine rührende Liebeserklärung.
Sie feiern Ihren 70. Geburtstag. Wie fühlt sich das an?
André Rieu: Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich 70 werde, im Gegenteil. Für mich fühlt es sich eher an, wie die Mitte des Lebens. Ich war jetzt gerade in Kolumbien und danach in Wien und gehe im Oktober nach Chile. Ich bin sehr dankbar, meinen Traum leben zu können: Mit meinem Orchester um die Welt zu reisen.
Wie werden Sie Ihren Ehrentag verbringen?
Rieu: Es wird zwei Feiern geben: eine mit meiner Frau, den Kindern, Enkelkindern und Freunden, und eine mit meiner "großen" Familie, also meinem Orchester und allen anderen Mitarbeitern, mit ihren Partnern und Kindern. So ungefähr 500 Personen. Ich freue mich sehr darauf! Mit meinen Fans feiere ich dann ab Januar mit einer Kinoausstrahlung über mein Leben und natürlich live auf Tournee in Deutschland - das wird eine Riesenparty.
Macht Ihnen die Zahl zu schaffen?
Rieu: Nein, denn ich werde zum Glück auf die schönste Art und Weise 70, die man sich vorstellen kann: umgeben von Familie, Freunden, Kollegen und viel Musik. Mein Tourneeplan ist voll, und ich hoffe, noch viele weitere Länder entdecken zu können, wo wir noch nicht gespielt haben. Zum Beispiel Indien oder Griechenland.
Wollen Sie 100 werden?
Rieu: Nur 100? Ich will 140 werden. Es gibt Forschungen, dass das geht.
Haben Sie Angst vor Krankheiten, wie zum Beispiel Demenz?
Rieu: Nein. Ich habe keine Angst, sondern fokussiere meine ganze Energie auf meine Konzerte und meine Arbeit. Ich bin nicht nur Musiker, sondern auch Unternehmer, ich habe 110 feste Mitarbeiter und nochmal 100 Freelancer wenn ich auf Tour bin. Angst bringt einen nicht weiter. Man muss positiv denken und mit Freude das Leben leben. Ich habe dieses Jahr eine CD gemacht, die "Happy Days" heißt. Das ist meine musikalische Liebeserklärung an das Leben. Und genauso fühle ich das auch.
Ein runder Geburtstag ist oft Anlass, Bilanz zu ziehen. Was hätten Sie gerne anders gemacht?
Rieu: Ich bin niemand, der zurückblickt und sich denkt: "Oh mein Gott, das hätte ich anders machen sollen." Wahrscheinlich, weil sich glücklicherweise in meinem Leben auch Krisen immer zum Positiven gewendet haben. Mein Mut, ein eigenes Orchester zu gründen, oder Schloss Schönbrunn als Kulisse nachzubauen, wurde belohnt. Ich bin seit 44 Jahren sehr glücklich verheiratet. Ich glaube und hoffe, dass alles im Grunde richtig war.
Was würden Sie als Ihren größten Fehler bezeichnen?
Rieu: Ungeduld! Ich will alles sofort. Aber immer mit Spaß.
Auf was sind Sie besonders stolz?
Rieu: Auf die Verbundenheit mit meinen Musikern und Mitarbeitern. Viele sind schon seit über 25 Jahren bei mir. Wir sind eine große Familie, teilen Freude und Sorgen miteinander. Und auf meine wunderbare Frau Marjorie.
Was war die beste Entscheidung Ihres Lebens?
Rieu: Marjorie zu heiraten. Ohne sie wäre ich in der Gosse gelandet. Sie war der erste Mensch, der wirklich an mich geglaubt hat. Als ich vor über dreißig Jahren mein erstes kleines Ensemble gründete, hat sie als Lehrerin das Geld für unsere Familie verdient. Wir hatten damals schon unsere Söhne Marc und Pierre. Sie hat mir den Mut gegeben, meinen Traum zu leben. Bis heute machen wir alles zusammen.
Sie begeistern mit Ihrer Musik seit vielen Jahren Millionen - was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Rieu: Emotionen. Meine Zuschauer wissen vorher nie, welches Programm wir spielen. Aber sie wissen, dass sie lachen, weinen, singen und tanzen werden und wir am Ende eine Riesenparty miteinander feiern. Ich glaube ich bin der einzige Musiker, der Musik aus so vielen verschiedenen Genres im Konzert mischt. Ich spiele hintereinander Leonard Cohen, Johann Strauss, Andrew Lloyd Webber, Elvis Presley, Michael Jackson, Ludwig van Beethoven oder Giuseppe Verdi. Mir geht es überhaupt nicht darum, wer etwas komponiert hat, und ich teile nicht ein in U- oder E-Musik. Mir geht es nur um die Musik selbst. Wenn sie mein Herz berührt, berührt sie auch das meiner Zuschauer. Ich spiele nur Stücke, die die Menschen kennen und lieben, aber vielleicht nie live hören, weil sie keiner sonst aufführt. Und ich spreche mit meinem Publikum, beziehe meine Zuschauer mit ein. Meine Konzerte sind eine Mischung aus Romantik und Humor - natürlich immer mit vielen herrlichen Walzern.
Viele sind in Ihrem Alter längst schon in Rente, haben Sie je daran gedacht, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen?
Rieu: Nein, bloß nicht. Ein schrecklicher Gedanke! Ich liebe ja das Leben, das ich lebe, meine "Arbeit", die ich gar nicht als Arbeit bezeichnen möchte, die Musik, mein Orchester, mein Publikum überall auf der Welt, die vielen Länder und Städte, die wir besuchen. Ich lebe wirklich meinen Traum, und darin kommt das Wort Rente nicht vor.
Wie sieht das Ihre Frau Marjorie? Hätte sie Sie nicht lieber zuhause?
Rieu: Ich bin viel zu Hause. Über die Hälfte des Jahres. Ich gehe nie länger als zwei Wochen am Stück auf Tournee, weil ich auch viele junge Eltern mit kleinen Kindern im Orchester und Chor habe. Und manchmal begleitet Marjorie mich zu Konzerten. Wir skypen sowieso jeden Tag, wenn ich um die Welt reise. Sie und ich finden es wunderbar, wie es ist.
Ab dem 15. Januar 2020 sind Sie auf großer Geburtstagtournee durch ganz Deutschland. Was erwartet die Fans auf der Tour?
Rieu: Ein ganz buntes Programm voller Überraschungen, Musik aus Musical, Film, Oper, Schlager und natürlich viele herrliche Walzer. Das alles in wunderbarer Kulisse, mit fantastischen Solisten und prächtigen Kostümen.
Eine Tour bedeutet auch immer harte Arbeit und ist körperlich anstrengend. Wie halten Sie sich fit?
Rieu: Ich trainiere drei Mal die Woche mit einem Personal Trainer, sowohl zu Hause als auf Tour. Richtiges Krafttraining und Muskelaufbau. Außerdem schlafe ich viel und versuche, mich sehr gesund zu ernähren. Ich rauche nicht und trinke keinen Alkohol.
Welche Ziele möchten Sie in Ihrem Leben gerne noch erreichen?
Rieu: Ich würde gerne einmal nach Alaska reisen und es wäre toll, auf dem Mond zu spielen! Wenn Richard Branson dort mal sein Hotel eröffnet, möchte ich der Erste sein, der dort auftritt!