Bruce Willis: Vom gemobbten Stotterer zum gefeierten Actionhelden
Bruce Willis, das ist doch dieser kernige Kauz mit Glatze und den coolen One-Linern. Stimmt. Aber der Schauspieler, der heute 65 wird, ist noch viel mehr.
Er hat die Welt schon vor einem Asteroiden gerettet, ist durch die Zeit gereist, knallte John Travolta (66) auf dem Lokus über den Haufen und starb bis dato fünf Mal langsam: Bruce Willis (65) ist seit Jahrzehnten ein Urgestein der Leinwand. Ein Mann, der aus seiner größten Schwäche eine Tugend machte, weit vielschichtiger ist, als es sein Action-Lebenslauf der vergangenen Jahre andeutet, und auch mit seinen nunmehr 65 Jahren nimmermüde das inzwischen haarlose Haupt in die Kameras großer Blockbuster hält. Und das trotz Renteneintrittsalter hoffentlich noch viele Jahre lang.
Ein stottriger Start
Die beeindruckende Karriere des heutigen Geburtstagskindes fand in einem Kaff in Deutschland seinen Ursprung. Es war das Jahr 1955 im beschaulichen Örtchen Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz. Als am 19. März der US-Soldat David Willis und seine Frau Marlene Eltern wurden, ahnte noch keiner, welch außergewöhnliche Karriere ihrem Söhnchen Bruce beschienen sein würde. Doch an seine Zeit in Deutschland kann sich Willis nicht erinnern, mit acht Monaten wird die USA, genauer gesagt New Jersey, seine Heimat.
Dass der Welt einer der bis heute größten Action-Darsteller geschenkt wurde, verdanken Fans der rabiaten Streifen ausgerechnet einer großen Schwäche von Willis: Als Kind und Jugendlicher im Alter von 9 bis 17 hatte er mit starkem Stottern zu kämpfen. Erst als er das Schauspiel für sich entdeckte, sollte sich das ändern - auf der Theaterbühne war das Stottern wie weggeblasen. In einer rührenden Rede für das American Institute for Stuttering erinnerte er sich 2016 an dieses "Wunder" zurück - aber auch an die vielen Jahre des Mobbings, die er als Kind durchleben musste.
Bezüglich des Schauspiels war ihm als Jugendlicher jedenfalls schlagartig klar: "Das ist es, ich bin zu Hause. Das ist, was ich machen möchte." Das Talent war entdeckt, doch dessen Förderung kostete Geld. Weil seine Eltern nicht unbedingt finanziell gesegnet waren, musste Willis für seinen Traum hart schuften. Er arbeitete so lange als Sicherheitskraft für eine Chemiefabrik, bis er sich den Schauspielunterricht am Montclair State College leisten konnte.
Vom Romantiker zur Ein-Mann-Armee
Ertönt der Name Bruce Willis, denkt der geneigte Cineast zuerst an knallhartes Testosteron-Kino, am besten im blutgetränkten Feinripp-Unterhemd. Dabei war er am Anfang seiner Karriere ein regelrechter Softie und Frauenschwarm. Als der Ruhm noch nicht erreicht und das Haupthaar noch voll war, spielte er überwiegend in romantischen Komödien, so etwa in "Blind Date - Verabredung mit einer Unbekannten" (1987), in der er wild mit Kim Basinger (66) turtelte.
1988 dann der Durchbruch: Barfuß ballerte sich Willis in "Stirb langsam" durch den Nakatomi Plaza und schier unzählige Gegnerhorden. Das Action-Franchise wurde so erfolgreich, dass stand heute insgesamt vier Fortsetzungen folgten - zuletzt 2013, mit einem deutlich gealterten, aber nicht minder schießwütigen John McClane. Unvergessen sein berühmter, wenn auch recht kreativ ins Deutsche übersetzte Satz "Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke" (im Original: "Yippie-Ya-Yeah, Motherfucker").
Der Rest ist Geschichte. Ab diesem ikonischen Auftritt spielte Willis jedes Jahr in mindestens einem Blockbuster mit, ob "Pulp Fiction" (1994), "12 Monkeys" (1995), "Das fünfte Element" (1997) oder "Sin City" (2005). Den Rekord stellte er 2012 auf: In unglaublichen sechs Filmen war er in diesem Jahr vertreten, von der Komödie "Moonrise Kingdom", dem Science-Fiction-Streifen "Looper", bis hin zu seiner Paradedisziplin, dem Action-Feuerwerk "The Expandables 2". Zuletzt war Willis im Dezember 2019 im Kino zu sehen, an der Seite von Edward Norton (50) im Kriminalfilm "Motherless Brooklyn".
Himbeere vs. Oscar
Obwohl Willis in seiner langen Laufbahn in über 100 Produktionen zu sehen war, reichte es bislang noch nicht einmal für eine Oscar-Nominierung. Im Gegenteil, Willis erhielt bereits dreimal die Goldene Himbeere als schlechtester Hauptdarsteller. Die Anti-Auszeichnung, die traditionell kurz vor der Oscar-Verleihung vergeben wird, erhielt er für seine Rollen in "Armageddon" (1998), "Das Mercury Puzzle" (1998) sowie "Ausnahmezustand" (1998).
Goldkehlchen und Ladies-Man
Und wenn er mal nicht vor der Kamera steht? Dann singt Willis leidenschaftlich gerne. Zwei Alben brachte er bereits auf den Markt, die LP "The Return of Bruno" erlangte gar Platin-Status. Noch heute tritt er sporadisch mit seiner Band auf - wenn es der vollgepackte Terminkalender zulässt, versteht sich.
Sein privates Glück fand er bislang an der Seite von zwei Frauen. Von 1987 bis 2000 war er mit der Schauspielerin Demi Moore (57) verheiratet. Das Paar hat die drei gemeinsamen Töchter Rumer (*1988), Scout LaRue (*1991) sowie Tallulah Belle (*1994). Noch mehr Frauenpower wurde dem Leinwand-Macho in seiner zweiten Ehe mit dem 24 Jahre jüngeren Fotomodel Emma Heming (41) an die Seite gestellt. Die beiden wurden 2012 und 2014 jeweils Eltern einer weiteren Tochter. Und so ist und bleibt Herr Willis auch mit 65 ein absoluter Ladies-Man.