Ex-Häftling berichtet: Das erwartet Boris Becker im Wandsworth Prison
Boris Becker muss zweieinhalb Jahre Haft absitzen. Am Freitag wurde er ins Wandsworth Prison in London gebracht. Ein Ex-Häftling berichtet, wie es dem Tennisstar in dem Gefängnis ergehen könnte.
Boris Becker (54) ist wegen Insolvenzverschleppung am vergangenen Freitag zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Der ehemalige Tennisspieler wurde direkt nach dem Urteilsspruch ins Wandsworth Prison in London gebracht und hat dort bereits die ersten Nächte verbracht. Was ihn dort erwarten könnte, hat ein Ex-Häftling nun der "Bild"-Zeitung erzählt. Der britische Filmemacher Chris Atkins (geb. 1976) saß wegen Steuerbetrugs im gleichen Gefängnis ein: Zwischen Juli 2016 und März 2017 verbüßte er einen Teil seiner fünfjährigen Haftstrafe im Wandsworth Prison.
Wenn Boris Becker "Glück" habe, "sind die Wärter Tennis-Fans und gehen milde mit ihm um", sagt Atkins der "Bild". "Sicher kennen sie ihn aus den Nachrichten." Das Personal würde einem ansonsten "jede Würde" nehmen. "Du musst dich ausziehen, du wirst durchsucht, und wirst in einen stinkenden Gefängnisanzug gepackt, wo du noch den Schweiß anderer Häftlinge riechen kannst. Er wird gefragt, ob er Drogenprobleme oder psychische Probleme hat", erzählt der Filmemacher weiter.
In diesen 4 von 24 Anklagepunkten wurde Boris Becker schuldig gesprochen
- Vierter Anklagepunkt: Boris Becker soll 426.930,90 Euro unterschlagen haben. Dafür machte er neun Überweisungen für berufliche und private Zwecke. Diese sollen nach seiner Bankrotterklärung am 21. Juni 2017 unter anderem an Lilly Becker und an Barbara Becker gegangen sein.
- Zehnter Anklagepunkt: Der Ex-Tennisprofi verheimlichte laut Anklage der Insolvenzbehörde eine Immobilie in seinem Besitz. Es handelt sich dabei um das Elternhaus in seiner Heimatstadt in Leimen bei Heidelberg. Während der Verhandlung sagte Becker, dass er seinem Anwalt und Berater Paul Appleton davon erzählt habe. Es sei deshalb dessen Schuld, dass die Immobilie nicht im PIQB-Formular, einem Dokument zur Vermögensermittlung, auftauche.
- 13. Anklagepunkt: Becker hat ein Bankdarlehen in Höhe von 825.000 Euro auf das Haus in Leimen dem Gericht verschwiegen. Becker behauptete, dass er seinem Anwalt und Berater Paul Appleton davon erzählt habe, dieser diese Information jedoch nicht weitergeleitet habe.
- 14. Anklagepunkt: Im Rahmen des Insolvenzverfahren soll Becker 75.000 Aktien der Firma Breaking Data Corp verschwiegen haben.
Chris Atkins erinnert sich an seine eigene Zeit im Wandsworth Prison zurück. Der Weg in seine "winzige" Zelle sei "grausam" gewesen. "Die Leute haben geschrien und geschrien und die Türen eingeschlagen. Es sind meist Menschen dort, die psychisch krank oder drogenabhängig sind", erklärt er. In den Zellen werde es außerdem "sehr kalt, denn in dem Gefängnis wird nicht großartig geheizt".
Keine Dusche in der Zelle
In der Zelle gebe es einen Fernseher, einen Schreibtisch, eine Toilette und ein Telefon, mit dem man täglich fünf Minuten telefonieren dürfe. Eine Dusche gebe es laut Atkins nicht. "Man duscht etwa alle zwei Tage oder so. Das ist wirklich schlimm, und du musst dir diesen einen Duschraum mit etwa 100 anderen Leuten teilen, was ekelhaft ist. Geduscht wird in Gemeinschaftsduschen", erzählt der Filmemacher. Immerhin werde niemand Boris Becker nackt sehen: "Alle tragen eine Badehose."
Atkins' Tipp für Becker: Der Ex-Tennisspieler solle sich "entspannen und mal tief einatmen und alles auf sich wirken lassen". Die Zeit im Gefängnis könne er "auch für neue Kontakte nutzen".