Guido Westerwelle beschreibt seinen Kampf gegen den Krebs

Diagnose Akuter Blutkrebs: Der FDP-Politiker Guido Westerwelle schreibt in seinem nächste Woche erscheinenden Buch über seine Krankheit und das Tauziehen mit dem Tod.
Normalerweise legen Politiker mit einer Laufbahn wie der von Guido Westerwelle (53, FDP) eine Biografie vor, die Einblicke in die innersten Zirkel der Macht und in ein einflussreiches Leben gibt. Aber der ehemalige Außenminister und Vizekanzler hat eine andere Geschichte zu erzählen: "Zwischen zwei Leben: Von Liebe, Tod und Zuversicht" heißt sein Buch, das am 10. November in die Läden kommt. Es ist der Bericht über seinen Kampf gegen den Blutkrebs, der bei ihm vor knapp eineinhalb Jahren überraschend diagnostiziert wurde.
Ohne Stammzellenspende keine Chance auf Heilung
"Es war der 17. Juni 2014, an dem ich erfahren habe, dass ich an akuter Leukämie erkrankt bin. Völlig unvorbereitet, ohne die geringsten Symptome, gewissermaßen zufällig und aus heiterem Himmel", ist in einem Auszug zu lesen, den die "Bild"-Zeitung am Freitag vorab veröffentlichte. Und als ob die Nachricht nicht schockierend genug wäre, wurde er auch gleich mit der besonderen Schwere seiner Krankheit konfrontiert: "Die genetische Zusammensetzung meines Blutes galt in keiner Weise als normal." Der behandelnde Professor Hallek von der Uni-Klinik Köln erklärte ihm, was das bedeutet: "Die Chemotherapie würde mich nicht retten, weil sich die Leukämie damit nicht endgültig zurückdrängen ließe."
Von der Chemotherapie und dem Eingesperrtsein
In diesen Fällen ist zusätzlich eine Stammzellentransplantation mittels Knochenmarkspende erforderlich. Während der Chemotherapie standen ihm sein Mann Michael Mronz (48), die Ärzte und das Pflegepersonal zur Seite: "Ich vertraute, stellte wenig infrage, überprüfte das, was man mir erzählte, nicht im Internet. Sich fallen lassen bedeutet jedoch auch: alle Hüllen fallen lassen (...)", beschreibt der 53-Jährige, einst so mächtige Mann, seinen Zustand der Ohnmacht. Auch an anderer Stelle heißt es: "Ich verbrachte die Tage weiter auf meinem Zimmer, das ich nun, nach fast drei Wochen, zunehmend als Zelle empfand."
Spendersuche:
"Ein Wettlauf mit der Zeit"
Doch dann tauchte Licht am Ende des Tunnels auf: "Auf einmal sank mein Fieber. Die Zahl der Leukozyten stieg. Mein Knochenmark regenerierte sich. Es produzierte wieder neues Blut", beschreibt Westerwelle die Wende im Krankheitsverlauf. Das ist der Zustand, in dem idealerweise die fremden Stammzellen transplantiert werden müssen. Das Warten auf den Spender wurde "ein Wettlauf mit der Zeit". Doch dann kam der Anruf, dass einer gefunden sei: "Die Wahrscheinlichkeit meines Überlebens hatte sich binnen eines Anrufes von zehn Prozent auf vielleicht fünfzig Prozent erhöht", versucht Westerwelle diesen Moment zu beschreiben, der ihn dem fast sicheren Tod wieder entriss.
"Der Spender ist abgesprungen"
Erschütternd, was dann geschah, als sich der mit neuem Mut Beseelte zum Transplantationstermin einfand: "Professor Hallek betrat den Raum. Sein Gesichtsausdruck war anders als sonst." Zögernd eröffnete ihm der Arzt: "Der Spender ist abgesprungen."
Auch wenn eine Stammzellenverpflanzung vor etwa einem Jahr letztlich doch stattfand und Westerwelle mittlerweile wieder in der Öffentlichkeit auftritt: Ihren wichtigsten Sieg hat diese prägende Figur der Liberalen nicht in der Politik errungen. Dass Westerwelle von 1994 bis 2001 FDP-Generalsekretär, von 2001 bis 2011 Bundesvorsitzender der Partei und von 2009 bis 2013 Außenminister und Vizekanzler in der schwarz-gelben Koalition war, wirkt vor dem Hintergrund seines neuen Buches zweitrangig.