Spektakulärer Krächz-Auftritt von Udo Lindenberg
Udo Lindenberg rockte die Münchner Olympiahalle. Dem Künstler blieb wegen eines Infekts die Stimme aus. Er quälte sich mit Krächz-Stimme durch sein Programm und begeisterte das Publikum. Sind jetzt die anderen Konzerte in Gefahr?
An Udo Lindenbergs (73) Stimme scheiden sich seit jeher die Geister. Seine Fans lieben das rauchige, verwegene Timbre, das den Songs des selbsternannten Panik-Rockers erst die besondere Würze verleiht. Manch einer meint dagegen: Der kann einfach nicht singen. Beim Konzert in der Münchner Olympiahalle passierte nun etwas, was selbst dem hartgesottensten Fan schockierte: Dem Altrocker versagte die Stimme zeitweise völlig.
Enttäuschung über den Panikrocker
Die Stimmung in der mit 12.500 Plätzen ausverkauften Halle schwankte zwischen Mitleid und Enttäuschung. Der Ton war ohnehin anfänglich miserabel ausgesteuert und dann noch dieses heisere Krächzen mit leise, kaum verständlich dahin gehauchten Songzeilen. Der Rocker wirkte dabei so gar nicht locker. Doch Udo Lindenberg wäre nicht er selbst, wenn er aus dem Malheur nicht doch noch Kapital schlagen könnte.
Lindenberg entschuldigt sich beim Publikum
Der mittlerweile 73-Jährige ging nach den ersten, dahin gekrächzten Songs in die Offensive und wand sich mit verzweifeltem Blick an sein Publikum: "Ein kleiner Infekt hat sich mir heute auf die Stimme gelegt. Aber das wird sich im Laufe des Abends legen." Er spornte das Publikum an, doch ein bisschen mitzuhelfen. "Ihr könnt ja mal ein bisschen mitsingen. Der Text ist da oben auf der Leinwand." Und griff dann zu seiner bewährten Allzweckwaffe: "Ich werd's mal mit einem Schlückchen Eierlikör versuchen." Sprachs und gurgelte ins Mikrofon.
Brillante Bühnenshow mit Mega-Effekten und Feuerwerk
Gewohnt gut geölt lief seine Entertainment-Show dennoch ab. Es knallte, fauchte, blitzte. Auf der LED-Leinwand spielte sich ein Feuerwerk genialer und witziger Effekte ab, teils von dem Rocker selbst gezeichnet, der es ja bestens versteht, sich selbstironisch zu karikieren. Die Show war ein Ritt durch fünf Jahrzehnte seines Schaffens, in denen er 800 Songs schrieb. Klassiker wie "Hinterm Horizont", "Sonderzug nach Pankow" und "Reeperbahn" wechselten sich mit neu interpretierten, kritischen Songs wie "Ratten", "Wozu sind Kriege da" ab. Seine mittlerweile wohl einigermaßen beendete Säuferkarriere thematisierte er in Songs wie "Lady Whiskey", "Mein Body und ich" und "Das Leben". Zwischendurch tauchte auch mal sein alter Buddy Otto Waalkes (70) auf und coverte den Klassiker "Highway to hell" mit dem Blödeltitel "Auf dem Heimweg ist's hell."
Stimme dank Eierlikör, Bier und Zigarre wieder im Lot
Und die Stimme? Die machte ihm sichtlich zu schaffen, besonders in den ruhigeren Stücken quälte sich der Rocker mal von der oberen, mal von der unteren Stimmlage an den richtigen Ton heran. Aber er verkaufte das Malheur charmant als Alleinstellungsmal des Konzerts. "Der Vorteil dieses Abends ist ja, dass ihr die Nachtigall schon lange nicht mehr so heiser gehört habt." Oder: "Ich klinge wie mein alter Freund Joe Cocker. Ihr habt also heute Abend gleich zwei Konzerte: Eins mit Joe und eins mit Udo." Tatsächlich gelang es ihm, sich mit reichlich Quälerei langsam einzusingen. Nach einer Stunde stellte er zufrieden fest: "Meine Stimme ist ja sooo entspannt. Die kommt eben einfach eine Stunde später zum Konzert." Dann gurgelte er mit Münchner Weißbier und nach zwei Stunden glimmt schon wieder die erste Zigarre, die er jedoch schon nach wenigen Zügen einem Fan im Publikum entgegen schmiss.
Platzen die Konzerte in Hamburg?
Bis morgen noch hat Lindenberg Zeit, sein Stimmorgan zu pflegen. Dann will er gleich drei Konzerte in Folge in seiner Heimatstadt Hamburg geben. Sind die Auftritte in Gefahr? spot on news fragte bei seinem PR-Manager Peter Lanz nach. Der gibt noch keine Entwarnung: "Ich gehe nach jetzigem Stand davon aus, dass die Konzerte stattfinden. Aber ich werde Udo Lindenberg deswegen jetzt nicht wecken." Der Rocker pflege sein Frühstück erst gegen halb Vier am Nachmittag zu nehmen...