Winston McCall von Parkway Drive: Die Ära der Rock-Stars ist vorbei
Parkway Drive hatten schon immer eine besondere Beziehung zu Deutschland und ihren Fans hierzulande. Das Live-Album "Viva The Underdogs" dokumentiert das eindrucksvoll. Woher diese Verbundenheit kommt und warum die goldene Ära der Rockstars vorbei ist, verrät Sänger Winston McCall im Interview.
Die australische Metal-Band Parkway Drive hat sich über die Jahre hinweg langsam aber sicher zu einem der größten Acts der Szene entwickelt. Der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere: Die Headliner-Show beim Wacken-Festival 2019 vor mehreren Zehntausend frenetischer Fans. Den Weg dorthin hielt die Band in der Doku "Viva The Underdogs" fest, die im Januar in 60 verschiedenen Kinos in Deutschland und Österreich präsentiert wurde. "Wir wollten die Realität abbilden und zeigen, wie es ist, in einer modernen Rock-Band zu sein und wie hart man dafür arbeiten muss, um Erfolg zu haben und diesen aufrechtzuerhalten", verrät Sänger Winston McCall (37) im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Schließlich sei es immer noch die vorherrschende Meinung, dass Rockstars heutzutage dasselbe ausschweifende Leben führen würden, wie in den goldenen Zeiten des Rock'n'Roll. Eine Meinung, die zuletzt durch Bio-Pics wie "Rocketman" oder "The Dirt" bei vielen bestärkt wurde. Doch McCall räumt schnell mit dieser romantisierten Vorstellung auf: "Die Zeiten haben sich geändert. Die Ära der Rock-Stars ist vorbei."
Tiefe Verbundenheit mit Deutschland
Die Doku wird begleitet von einem gleichnamigen Soundtrack der am heutigen Freitag (27. März) erscheint. Darauf sind die elf besten Mitschnitte der Wacken-Show zu hören, sowie drei Bonus-Tracks vollkommen auf Deutsch. Eine große Herausforderung für McCall, wie er zugibt: "Die Aussprache ist mir schon sehr schwer gefallen. Aber ich wollte es richtig machen." Dazu holte er sich einen Sprach-Coach, der ihm bei den Aufnahmen unterstützte. "Jetzt würde ich gerne mehr Deutsch lernen, weil es wirklich gut zu Metal passt", so der Sänger weiter.
Übersetzt wurden die Texte von keinem Geringeren als dem deutschen Rapper Casper (37), der selbst auf dem Song "Schattenboxen (Shadow Boxing)" in den Strophen zu hören ist: "Wir hatten keine Ahnung, was er daraus machen würde. Wir haben ihm völlig freie Hand gelassen - und er hat einen verdammt guten Job gemacht", so McCall. Kein Wunder, das sich Casper auch mit hartem Gitarren-Sound wohlfühlt, schließlich liegen seine musikalischen Wurzeln im Hardcore und Metal.
Dass ausgerechnet auf Deutsch gesungen wird, ist ebenso wenig ein Zufall: "Deutschland ist unser größter Markt der Welt. Wir sind es schon so gewohnt, hier zu touren", erklärt McCall. Die Australier, die mit ihrem letzten Album ("Reverence") sogar auf Platz drei der deutschen Charts landeten, sind nicht die einzige internationale Metal-Band, die auf eine loyale Gefolgschaft in Deutschland zählen kann: "Ich glaube, dass die Deutschen eine tiefe Verbundenheit mit Heavy-Metal haben. Deutsche sind im Allgemeinen sehr aufgeschlossen und haben großen Respekt vor handgemachter Musik. Derzeit tendieren die Menschen schnell dazu, Trends zu folgen. An einem Tag lieben sie eine Band, am nächsten haben sie sie schon wieder vergessen. Für uns war das in Deutschland nie der Fall. Unser Wachstum war immer sehr organisch", verrät der Musiker.
Große Verpflichtungen
Natürlich hatte die Veröffentlichung von einer Tour im April begleitet werden sollen - der größten der Band bisher. Doch wegen der Corona-Krise wurden alle Daten auf November verlegt. Der Druck, die Hallen voll zubekommen, in denen zuletzt auch Bands der Größenordnung wie Metallica gastierten, wird dadurch aber natürlich nicht weniger: "Wenn sie leer bleiben, haben wir einen Haufen Schulden! Es steht niemand hinter uns mit einem Scheckheft", gesteht McCall. "Trotzdem müssen wir dieses Risiko eingehen und den nächsten Schritt gehen."
Doch wie setzt man nochmal einen darauf, wenn man bereits ein sehr hohes Produktionslevel erreicht hat? "Das ist für uns ehrlich gesagt nicht schwer. Aber anstatt die Show einfach mit allem zu überfrachten, überlegen wir uns lieber Dinge, auf die vielleicht nicht jeder kommt. Wir müssen einfach kreativ bleiben", gibt sich McCall gelassen.