Münster-Tatort: Grüße aus Absurdistan

Tatort Münster: Der doppelte Boerne (Jan Josef Liefers), leider nicht doppelt so gut. © WDR/Thomas Kost
Es war zu erwarten: "Spieglein, Spieglein" wird mit 13,58 Millionen Zuschauern und 36,9% Marktanteil der drittbeste Münster-Tatort aller Zeiten. Eine Mega-Quote, die allerdings von durchwachsener Kritik begleitet wurde.
Zwischen die üblichen Lobhudeleien der Fangirls und -boys des Tatortes aus Münster mischten sich dieses Mal nicht wenige negative Töne. Sowohl bei Twitter als auch bei Facebook waren die abwertenden Kommentare in der Überzahl. Neben den lauen Gags und der wenig einfallsreichen Story waren vor allem die unklare Motivation des Täters und das zähe Erzähltempo im Mittelpunkt der Kritik.
Nirgendwo geht die Diskrepanz zwischen Inhalt und Quote so weit auseinander wie beim Münster-Tatort. "Spieglein, Spieglein" treibt dieses Problem noch ein ordentliches Stück weiter. Solange nur irgendwie Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers) vorkommen, ist der Rest drumherum offenbar egal. Dass der Kriminalfall hier nebensächlich ist und ins Absurde abdriftet, ist dabei nicht das Problem. Das ist in Weimar auch so. Doch während Ulmen und Tschirner mit feinem Humor, geschliffenen Dialogen und gutem Schauspiel ihre eigene Nische gefunden haben, hat man in Münster das Gefühl, es geht nur noch darum, irgendwie 90 Minuten vollzukriegen.
In "S pieglein, Spieglein" musste dafür offenbar noch der überflüssige Erzählstrang rund um den Ersatz-Assistenten (Björn Meyer) und seinen Kaffee-Spleen eingebaut werden. Überhaupt war das Erzähltempo so gedrosselt, dass man ab viertel vor neun sehnsüchtig zur Uhr schaute und noch auf einen eventuellen Geistesblitz der Autoren wartete. Kam nicht, es wurden zäh nacheinander die verschiedenen Doppelgänger abgearbeitet. Auch dabei: Keinerlei Ironie oder gelungene Gags, sondern nur das mühsame Abarbeiten der offensichtlichen Charakterzüge.
2019 sollen insgesamt drei Tatorte aus Münster laufen, zwei (im Herbst und kurz vor Weihnachten) kommen also noch. Erwartet und dabei dann genauso ein einfallsloser Brei, wird das Jahr sehr lang.
Das sagt Twitter zum Tatort aus Münster
Die einen lachen im Stadion, die anderen zuhause...
Die größten Fans des Münster-Tatortes sind jedenfalls nicht bei Twitter...
Nicht nur alte Gags, sondern auch eine überholte Optik.