Münster-Tatort: Rekord-Quote, Durchschnitts-Witze
Tatort "Schwanensee": Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) unterwegs in der Psychiatrie. © WDR/Willi Weber
Würde die Toyota-Werbung mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl auf einem festen Sendeplatz laufen, sie hätte vermutlich ähnlich astronomische Einschaltquoten wie der Münster-Tatort. Die beiden sind dermaßen beliebt, dass das Umfeld schon beinahe egal ist. Solange Liefers alias Boerne ein wenig herumschnöselt und Prahl alias Thiel genervt zurück brummelt, gerät TV-Deutschland in Verzückung. Wenig überraschend, dass auch der Klapsen-Krimi "Schwanensee" eine neue Rekord-Quote einfuhr: 13,63 Millionen Zuschauer und ein Anteil von 35,7% (14-49: 4,26 Mio.; 28,3%), das hatte selbst der Münster-Tatort noch nie.
Schauplatz der Münsteraner Nummern-Revue war diesmal eine psychiatrische Einrichtung am malerischen Aasee, deren "Besucher" dort ihre Ticks recht untherapiert ausleben dürfen. Vorhang auf, Bühne frei für nahezu sämtliche Klapsen-Klischees: Der Autist kann rechnen, der Zwangsneurotiker wischt, die Nymphomanin flirtet, und die Therapeuten sind selber nicht ganz auf der Höhe. Wenig überraschend schleust sich Boerne hier ein und festigt seinen Ruf als Günter Wallraff der flachen Tatort-Unterhaltung. Thiel deckt nebenbei einen imposanten Steuer-Skandal auf, den außer dem autistischen Ex-Finanzbeamten Kullmann (Robert Gwisdeck) wohl niemand verstanden hat.
Wo andere Tatorte sich wenigstens um eine Story bemühen, sucht man in Münster scheinbar nur einen möglichst schenkelklopfertauglichen Hintergrund für allerlei Witzchen und Gags. Bisweilen blitzt noch der Wortwitz hervor, der die Münsteraner so beliebt gemacht hat, immer öfter jedoch sinkt das Niveau auf den Humor-Pegel einer Büttenrede. Traurig ist bei " Schwanensee" vor allem, dass die Patienten zu Pappkameraden verkommen, auf deren Rücken billige Gags plattgetreten werden. Bei aller inhaltlichen Kritik: In Sachen Bildsprache war der Tatort dieses Mal fast auf James-Bond-Niveau. Die kunstvoll gefilmte Szenerie der Psycho-Klinik war immer ein Hingucker, wenn das sonstige Geschehen mal wieder in Banalitäten abrutschte.
Die besten Twitter-Kommentare zum Münster-Tatort "Schwanensee"
Twitter und der Münster-Tatort, das ist eine besondere Verbindung. So richtig Fan ist kaum einer der Viel-Twitterer, verpassen mag man es aber auch nicht.
Und dann passierte es. Twitter wurde im Tatort erwähnt. Nicht irgendein erfundener Klon, nein, es fiel das Wort twittern. Gut - es war eine alternde Nymphomanin, aber immerhin.
Der Autist geriet dann jedoch so, wie sich jemand ohne Recherchen einen Autisten vorstellt.