Tatort aus Berlin: Zu viele Babys

Tatort Berlin: Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) ermitteln im Berliner Untergrund. © rbb/Gordon Muehle
So richtig in Fahrt kommt der Berliner Tatort noch immer nicht. Nach dem vierteiligen Wirrwarr um Kommissar Karow und einem verkopften Identitäts-Drama kommt mit "Dein Name sei Harbinger" nun ein überfrachtetes Stück um Retorten-Babys und deren Leben.
Die Berliner Ermittler
Nina Rubin (Meret
Becker) und
Robert Karow (Mark
Waschke) werden in ihrem sechsten Fall zu einem ausgebrannten
Transporter mit Leiche darin gerufen. Drei ähnliche ältere Fälle
wurden nie aufgeklärt. Handelt es sich um einen Serienmörder? Die
Gemeinsamkeit zwischen den Opfern: Sie wurden mit Hilfe einer
In-Vitro-Fertilisation in einer Kinderwunsch-Klinik in
Berlin-Wannsee gezeugt. Der Sohn von Klinikleiterin Dr. Irene
Wohlleben (Almut Zilcher) und ihrer Lebenspartnerin Hanneke
Tietzsche (Eleonore Weisgerber) kam in den 1980er-Jahren als eines
der ersten Retortenbabys Deutschlands zur Welt.
Bei ihren Ermittlungen stoßen die Kommissare auch auf den
Einzelgänger Werner Lothar (Christoph Bach), genannt "Harbinger".
Als 16-Jähriger verübte er einen Anschlag auf Irene Wohlleben. Nach
einem Aufenthalt in der Psychiatrie arbeitet er heute als Inhaber
eines Schlüsseldienstes in der U-Bahn-Station Alexanderplatz. Er
lebt in seiner eigenen Welt und glaubt an eine Weltverschwörung.
Nach Aussage seines Psychiaters leidet er an einem
Borderline-Syndrom. Robert Karow versucht das Vertrauen des
verschrobenen Mannes zu gewinnen und ihn aus der Reserve zu
locken.
Zu viele Stories für einen Tatort
Ja, doch, schon, aber... Dieser Krimi mischt (zu) viele Zutaten,
die in aufwändigen Bildern und mit überraschenden Schnitten schnell
erzählt werden: Unter anderem geht es um die Geschichte eines
lesbischen Vorreiterpaares, das durch In-vitro-Fertilisation in
einer Kinderwunschklinik bereits vor vielen Jahren Eltern wurde.
Außerdem wird ein psychisch labiler Mensch, der in einer Art
Paralleluniversum lebt, massiv manipuliert; Stalking ist ebenfalls
Thema. Dennoch ist die Methode, mit der der Verdächtige vom
Kommissar überführt werden soll, eher albern. Und auch das
Mordmotiv in diesem
Tatort aus Berlin
ist enttäuschend nieder, um nicht zu sagen unglaubwürdig.
Interessant sind einige Personalien von "
Dein
Name sei Harbinger": Da ist zum einen der Künstler, der optisch
stark an den Berliner Rapper Romano aus Köpenick erinnert, der sich
im Berliner Untergrund die Seele aus dem Leid trommelt. Und dann
gibt es da noch den Schauspieler Jonas Hämmerle (19), der einst als
"Wickie"-Kinderdarsteller (2009) in Michael "Bully" Herbigs (49)
Kino-Adaption der erfolgreichen Zeichentrickserie bekannt wurde. Im
Berlin-
Tatort macht er als rebellischer älterer
Sohn Kommissarin Rubin das Leben zusätzlich schwer.
(Spot On News)