Tatort aus Wien: "Keine Ahnung, keine Skrupel, keine Titten"
Tatort Wien: Ein Serienmörder hinterlässt Leichen in wilden Arrangements. © ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert Mican
Eine Reihe von Morden, bei denen die Opfer an öffentlich zugänglichen Orten spektakulär zur Schau gestellt werden, stellt die Ermittler im neuen Tatort aus Wien vor ein Rätsel: Weder der Täter, der keinerlei Spuren hinterlässt, noch die Opfer, die unter falscher Identität in Wien lebten, geben brauchbare Anhaltspunkte. Nur eines haben die Taten des Serienmörders gemeinsam: Immer ist das Opfer grausam zugerichtet, und es vergeht nur sehr wenig Zeit bis zum nächsten Fund.
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) ermitteln in alle potentiellen Richtungen, bis sie auf einen gemeinsamen Bekannten der Opfer stoßen. Der auf Osteuropas Bürgerrechtsbewegungen spezialisierte Universitätsprofessor Nenad Ljubic (Misel Maticevic) hatte Kontakt zu allen Ermordeten. Durch diese Entdeckung bekommt der Fall eine politische Dimension, die einen Bogen von den ersten Aufständen in der Ukraine bis hin zur Rosenrevolution in Georgien.
Trennung bei Moritz und Bibi?
Parallel dazu brodelt es bei der Wiener Polizei. Eine zweite
Mordkommission soll her, der vorgesehene Leiter ist den
Kommissaren zuwider: "Er erfüllt alle Kriterien von einer
Polizeikarriere: keine Ahnung, keine Skrupel, keine Titten." Damit
der Kollege die Stelle nicht bekommt, bewirbt sich Bibi kurzerhand
selbst. Wie sich das auf ihr Verhältnis zu Moritz auswirkt, ist
durchaus unterhaltsam und sorgt zwischen soll dem Gemetzel für
lockere Momente. Im Gegensatz zu vielen anderen Tatorten nimmt
dieser Erzähl-Strang aber nie zu viel Platz ein oder lenkt vom
Wesentlichen ab.
"
Die Faust" ist
wie so viele Tatorte aus Wien: Starke Geschichten, die bisweilen
eine Nummer zu groß erscheinen, aber fast immer überzeugend erzählt
und gespielt. Der Fall um den rätselhaften Serientäter darf sich
als atmosphärisch fotografierter Krimi mit Thriller-Touch
entfalten, ohne sich jemals in arg expliziter Gewalt oder
Effekthascherei zu verlieren. Bisweilen ist es ein wenig zu viel
des Guten, zu viele Details in den Schauplätzen, zu grelle
Inszenierungen. "Alles ein wenig überladen" kommentiert Bibi
Fellner eine solche Szene, und relativiert das Gesehene damit auch
für den Zuschauer als Effekte des Täters, nicht des Films.
Eine absolute Einschalt-Empfehlung also für diesen Tatort aus Wien, denn sowohl der Fall als auch die immer spannende Chemie zwischen den Protagonisten hält den Spannungsbogen aufrecht. Bibi und Moritz haben unter den Tatort-Zuschauern eine große Fan-Gemeinde, die auch bei "Die Faust" nicht enttäuscht wird!
(mit Material von Spot On News)