Das "Tatort"-Jahr 2017: Die größten Highlights und Aufreger
Ein neues Team, ein Quotenknaller und jede Menge Experimente: Wir verraten, was sich in der "Tatort"-Landschaft 2017 getan hat.
Das Krimijahr 2017 war besonders abwechslungsreich: Der "Tatort" wagte in diesem Jahr so manches Experiment. Die Risiken zahlten sich nicht immer aus, doch wartete der Lieblingskrimi der Deutschen auch mit einigen Highlights auf - und einem neuen Team.
Die Highlights
Eine der zweifellos besten Folgen des Jahres kam aus München: "Der Tod ist unser ganzes Leben" griff im April den Fall aus "Die Wahrheit" auf, der im Oktober 2016 ausgestrahlt wurde. Der Mörder war Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) damals entwischt. Die Auflösung des offenen Falls ist ebenso spannend wie emotional erzählt.
Wenn es nach Zuschauerzahlen geht, steht allerdings ein anderer Fall ganz vorne, und zwar - natürlich - einer aus Münster. Die Publikumslieblinge Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) lockten im April mit "Fangschuss" 14,56 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm - die höchste Quote der vergangenen 25 Jahre.
Die Neuen
2017 schlug der "Tatort" sein Lager im Schwarzwald auf. Die beiden neuen Ermittler Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) feierten mit "Goldbach" einen soliden Einstieg, der auch bei den Zuschauern gut ankam: Satte 9,13 Millionen Menschen schalteten zur Premiere des neuen Teams ein und erteilten auch in den sozialen Medien ein positives Zeugnis.
Abschiede
Sibel Kekilli (37) war zum letzten Mal im Kieler "Tatort" als Kommissarin Sarah Brandt zu sehen. "Borowski und das Fest des Nordens" war ursprünglich nicht als ihr letzter Fall geplant gewesen, dementsprechend sang- und klanglos fiel ihr Abschied aus. Ab kommenden Jahr ist Almila Bagriacik (27) als Kommissarin Mila Sahin an der Seite von Axel Milberg (61) zu sehen.
Seinen letzten Fall hatte auch Stefan Konarske (37), für dessen Ermittler Daniel Kossik nach zehn Einsätzen Schluss war. Ob Kossik am Ende von "Tatort: Sturm" noch lebte, blieb zwar offen, doch fest steht, dass das Dortmunder Team von nun an zu dritt ermittelt.
Die Aufreger
Im Februar wagte Regisseur Axel Ranisch (34, "Liebe mich") ein besonders gewagtes Experiment und ließ die Folge "Babbeldasch" vollständig improvisieren - ein Krimi ohne ausformuliertes Drehbuch und mit vielen Laiendarstellern also. Das Ergebnis war ein holpriger und, gelinde gesagt, umstrittener "Tatort". "Ich habe noch nie einen Film gedreht, der die Gemüter so polarisiert hat", sagte Ranisch spot on news im Interview. Er sei dennoch stolz auf seinen Film, "auch wenn viele 'Tatort'-Fans dieses Experiment nicht mochten. Aber es muss doch auch nicht jeder mögen", findet der experimentelle Künstler.
Große Diskussionen löste im Oktober Dominik Grafs RAF-"Tatort" aus Stuttgart aus. "Der rote Schatten" rollte die Geschehnisse rund um die Todesnacht von Stammheim wieder auf, in der die inhaftierten Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe tot aufgefunden worden waren. "RAF-Propaganda" und "gefährlichen Unsinn" nannte Terrorismus-Experte und Autor Stefan Aust ("Der Baader-Meinhof-Komplex") im Gespräch mit der "Bild" den Film, der impliziert, die RAF-Mitglieder seien vom Staat getötet worden.
Kontrovers waren auch der Dortmunder Fall "Sturm", der wegen seiner Terror-Thematik nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt von Neujahr auf Ostern verschoben wurde, der Münchner Fall "Hardcore", der tiefer in die Pornoszene abtaucht, als es manchem Zuschauer lieb war, und der Grusel-Krimi "Fürchte dich", bei dem sich die meisten im falschen (Horror-)Film fühlten. "Böser Boden", der im November Zombies losließ, setzte seine Horror-Elemente subtiler ein, doch selbst das war vielen Zuschauern zu viel.
Vor Kurzem hatte die ARD erklärt, dass es bei der Krimi-Institution zukünftig weitaus weniger Experimente geben wird. Nur noch zwei grenzüberschreitende "Tatort/Polizeiruf 110"-Folgen pro Jahr sind erlaubt. Damit dürfte wieder etwas Ruhe in den Krimi-Sonntag einkehren - nur hoffentlich keine Langeweile.