"Game of Jokes": Zweifelhafte Humor-Einlagen in neuer "GoT"-Staffel

Willkommene witzige Abwechslung oder peinlicher Fehlgriff? "Game of Thrones" ist in Staffel sechs deutlich komischer als zuvor. Aber passen Furz-Witze wirklich in das düstere Bild, das die Folgen zuvor so eindrucksvoll aufgebaut haben?
Platzende Köpfe, herausgerissene Kehlen und brennende Kinder: Die HBO-Serie "Game of Thrones" ist ganz bestimmt nicht zimperlich im Umgang mit Gewalt und hat sich das in den vergangenen fünf Staffeln auch stolz auf die blutgetränkten Banner geschrieben. Doch wenn man eines nach nun drei Folgen der sechsten Staffel sagen kann, dann dass sich neben den altbekannten Gewaltexzessen vermehrt auch ein recht infantiler Humor einschleicht. Und der wirkt nach 50 teils bierernsten Folgen der Vorgänger-Staffeln nicht nur fehl am Platz, sondern zuweilen gar etwas peinlich.
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Achtung, kleine Spoiler auf Staffel sechs
Den Höhepunkt dieser zweifelhaften Humor-Einlagen erreichte die Show bislang in der neuesten, dritten Episode, die am 9. Mai in Deutschland Premiere feierte. Von der Präsenz des wiederbelebten Gregor "Der Berg" Clegane eingeschüchtert, ließ darin Großmaester Pycelle (Julian Glover, 81) einen hörbaren Pups entweichen. Ein infantiler Furz-Witz, der einem Klamauk-Film von Seth MacFarlane (42) zu Gesicht gestanden hätte, in der dramatischen Geschichte über den Eisernen Thron? Das wirkte derart befremdlich, dass mancher Zuschauer die Szene wohl gleich noch einmal ansehen musste, um sich davon zu überzeugen, dass ihm seine Ohren keinen Streich gespielt haben.
Überhaupt ist die sechste Staffel bisher von mehr Humor geprägt als alle Staffeln zuvor im Verbund. Tyrion (Peter Dinklage, 46) scheint die Langeweile in Meereen zu einem Penis-Witz nach dem anderen gegenüber Eunuch Varys (Conleth Hill, 51) hinzureißen. Und auch die angeregte Diskussion der kriegerischen Dothraki, auf welchem Rang der schönsten Dinge im Leben nun eine nackte Frau anzusiedeln sei, zerstörte ein wenig den knallharten Ruf, den sich das Wüstenvolk in allen Folgen zuvor aufbauen konnte.
Auch zuvor nicht komplett spaßbefreit
Natürlich gab es auch in den Staffeln zuvor immer wieder kleine Momente, in der die erdrückende Ernsthaftigkeit aufgelockert wurde. Tyrions Ohrfeige für seinen Scheusal-Neffen Joffrey (Jack Gleeson, 23) etwa gleich zu Beginn, oder seine gewohnt zynischen Sprüche in den Staffeln darauf. Damals hatten sie allerdings noch den Hauptzweck, seinen Charakter vorzustellen - seine spitze Zunge, mit der er seine körperlichen Unzulänglichkeiten kaschiert. Aktuell jedoch verkommt Tyrion ein wenig zum "Comic Relief" der Serie, zum Pausenclown in Meereen, der als "Gute Laune Gegengewicht" zu den ernsten Geschehnissen bei der Nachtwache sorgen muss. Und das hat die beliebte Figur wahrlich nicht verdient.