Daimler verkauft Anteile: Ineos steigt beim Formel-1-Team Mercedes ein!
Neue Partner zu je 33,3 Prozent: Toto Wolff, Jim Ratcliffe und Ola Källenius
Der Daimler-Konzern reduziert seine Anteile am Formel-1-Team Mercedes, Ineos steigt als neuer Shareholder ein und Toto Wolff bleibt noch für mindestens drei weitere Jahre Teamchef: Das haben die beteiligten Parteien in einer Presseaussendung am Freitagmorgen offiziell bekannt gegeben.
"Die Beteiligung von Ineos von einem Drittel am Team erfolgt zusätzlich zu der bereits existierenden Rolle als 'Principal Partner'. Parallel dazu wird Daimler seine Anteile von derzeit 60 Prozent reduzieren und Toto Wolff seine Beteiligung von derzeit 30 Prozent erhöhen, um drei gleiche Anteilseigner an dem Unternehmen zu schaffen", heißt es in der Aussendung.
Wolff wird, das steht jetzt fest, "für weitere drei Jahre in seiner Rolle als Teamchef und Geschäftsführer das operative Geschäft des Unternehmens und des Rennteams führen", heißt es. "Er wird anschließend die Möglichkeit haben, eine neue operative Führungsrolle innerhalb der Organisation zu übernehmen, sobald er den Zeitpunkt für richtig erachtet."
Für den 48-jährigen Österreicher bestätigt das Investment von Ineos, "dass der Businesscase für Formel-1-Teams robust ist, und es sendet nach einem herausfordernden Jahr ein wichtiges Signal des Vertrauens in den Sport". Ineos habe "eine der profitabelsten Firmen der Welt aufgebaut" und werde "unseren Aufsichtsrat in den kommenden Jahren stärken".
Wolff: Mercedes-Team soll weiter wachsen
Gleichzeitig sei es ein Privileg, die Partnerschaft mit Daimler-CEO Ola Källenius, "Markus Schäfer und Mercedes-Benz in den kommenden Jahren fortzusetzen. Wir sind stolz, dass wir der prestigeträchtigen Motorsport-Tradition der Marke seit 2010 einige Kapitel hinzufügen konnten, und wir teilen die Ambition, die Organisation in den kommenden Jahren weiter wachsen zu lassen."
Ineos ist ein weltweit operierender Konzern, der seine Wurzeln im petrochemischen Bereich hat und mit rund 22.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von derzeit rund 50 Milliarden Euro erwirtschaftet. Charismatischer Frontmann von Ineos ist Jim Ratcliffe. 2018 von der Queen offiziell zum Sir ernannt, ist er aktuell die Nummer 5 auf der 'Sunday Times Rich List'.
Ratcliffe investiert große Summen in Sportprojekte und hat damit in den vergangenen Jahren signifikante Erfolge erzielt. 2019 gewann sein Team Ineos mit Egan Bernal gleich im ersten Anlauf die Tour de France. Als Eliud Kipchoge 2019 in Wien als erster Mensch die Marathondistanz unter zwei Stunden lief, geschah das unter dem Banner von Ineos.
Seit 2017 ist Ineos beim Schweizer Fußballklub FC Lausanne-Sport investiert, seit 2019 auch beim französischen Erstligisten OGC Nizza. Und im Segelsport arbeitet Ineos eng mit Ben Ainslie zusammen, der unter dem Banner des Ineos Teams UK versucht, den America's Cup zum ersten Mal überhaupt nach Großbritannien zu holen. Ineos macht, so viel ist klar, im Sport keine halben Sachen.
"Große Herausforderungen sind ein zentrales Element unseres Mindsets bei Ineos, und unsere Beteiligungen in einer Reihe von verschiedenen Sportarten zeigen, dass wir immer auf das Allerbeste abzielen", sagt Ratcliffe anlässlich der Bekanntgabe. Über einen Einstieg als Shareholder habe man von Anfang an diskutiert, unterstreicht er.
"Dies ist eine einzigartige Möglichkeit, sich finanziell an einem Team zu beteiligen, das in Bestform ist, aber weiter viel Potenzial für künftiges Wachstum bietet. Wir könnten uns keine besseren Partner als Mercedes-Benz und das Team von erwiesenen Siegern wünschen, das von Toto geleitet wird", so Ratcliffe.
Gerüchte wurden bisher stets dementiert
Ineos wurde bereits am 10. Februar 2020 als neuer Sponsor des Mercedes-Teams präsentiert. Gerüchte, dass das Sponsoring um ein Shareholding erweitert werden könnte, existieren spätestens seit 12. September 2020. Da erschien nämlich eine Story in der 'Mail on Sunday', in der Eddie Jordan behauptete, dass Ineos Anteile am Rennstall erwerben könnte.
Jordan bezeichnete Ineos darin als "nettes Ausstiegsszenario" für Mercedes: "Das Team wird Ineos heißen, aber weiterhin von Brackley aus geführt werden, und Mercedes wird 30 Prozent der Anteile behalten. Es wird nicht mehr Mercedes heißen und Toto Wolff, der Teamchef, wird nicht mehr verantwortlich sein."
Die Jordan-Story wurde von Mercedes-Seite umgehend ins Reich der Fabeln verwiesen, eine mögliche Erweiterung der Partnerschaft mit Ineos aber nicht ausgeschlossen. Am 28. November aber dementierte Wolff auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' einen möglichen Einstieg von Ineos. Ineos sei "ein Sponsor", und darüber hinaus gebe es "im Moment keine Verhandlungen".
Jordans Prognose, das weiß man jetzt, war nur zum Teil richtig. Denn in der Aussendung heißt es ausdrücklich: "Das Team wird das Formel-1-Werksteam von Mercedes-Benz bleiben und auch in den kommenden Jahren weiterhin mit Mercedes-Chassis und -Power-Units an den Start gehen."
"Wir bleiben der Formel 1 weiter fest verbunden", unterstreicht Källenius und ergänzt: "Mit der noch engeren Anbindung an unsere Hochleistungssparte Mercedes-AMG ab 2021 sowie der Fortführung von Totos Führung in den kommenden Jahren sieht die Zukunft für Mercedes-Benz in der Formel 1 rosig aus."