Warum die „BILD“ hier falsch liegt

Die IAA nehmen die Kollegen von Bild zum Anlass, hohe E-Autopreise anzuprangern. Ein Beispiel: der neue BMW iX3. Warum das schlecht gewählt ist.
Unter dem Titel "Wer kann sich diese Autos eigentlich noch leisten?" moniert die "Bild" zu hohe Preise der gerade neu vorgestellten deutschen Elektroautos. Konkret geht es um die IAA-Premieren BMW iX3 und ein wenig auch um den neuen Mercedes GLC.
"Neue Klasse mit kleinem Elektro-SUV iX3"
Gleich zu Beginn des Artikels ist die Rede vom "kleinen" SUV – dabei handelt es sich beim neuen iX3 um ein stattliches Auto von 4,78 Metern Länge. Offiziell ist der X3 ein Mittelklasse-SUV aus dem Premium-Segment. Unterhalb der Mittelklasse listet das Kraftfahrt-Bundesamt ganz offiziell noch die Kompaktklasse, die Kleinwagen und als kleinstes Segment die Minis oder Kleinstwagen.
In der Welt von BMW existiert unterhalb des X3 noch der X1, der ein Kompakt-SUV ist. Kleiner wird es bei den Bayern zwar nicht, doch es gibt bei anderen Herstellern wie VW, Skoda oder Peugeot viele SUVs aus dem Kleinwagensegment wie den VW T-Cross, den Skoda Kamiq oder den Peugeot 2008. Dass ein BMW iX3 nun also nicht zu den Schnäppchen gehört, liegt allein an der Positionierung.
"Elektro ist 10.000 Euro teurer"
Speziell an dieser Stelle müssen wir die Kollegen der Bild ausdrücklich korrigieren. Es ist zwar richtig, dass es den aktuellen X3 mit Verbrennungsmotor bereits ab 59.800 Euro gibt, allerdings nur mit 208 PS starkem Benziner, schon der sparsamere Diesel mit 197 PS kostet 62.300 Euro. Auch den neuen iX3 wird es bald in einer Einstiegsversion (mit etwa 20 Prozent kleinerer Batterie) für etwa 60.000 Euro geben – zum Marktstart debütiert das Modell allerdings als 50 xDrive bei 68.900 Euro. Klar liegen dazwischen rund 10.000 Euro – allerdings ist der Stromer deutlich besser ausgestattet als ein Basis-X3 und leistet mit 469 PS mehr als doppelt so viel. Einen Preis- und Ausstattungsvergleich des iX3 gegenüber den Verbrenner-Modellen haben wir hier ausführlich beleuchtet.
"Brot- und Butter-Autos, keine Luxus-Modelle"
Zuletzt fassen die Bild-Kollegen die Situation noch einmal zusammen und verweisen darauf, dass es sich etwa beim iX3 der Neuen Klasse und dem neuen GLC "um sogenannte Brot-und-Butter-Autos und keine Luxus-Modelle" handelt. Zur Erinnerung: Die beiden genannten süddeutschen Hersteller gehören zu den weltweit renommiertesten Autoherstellern, deren Produkte ohne Frage zum teuren Premium-Segment gehören. Wer sich einen neuen BMW oder Mercedes leisten kann oder konnte, gehörte schon immer zu den Besserverdienern – was übrigens schon lange für alle Neuwagenkäufer galt.
Mit dem Ausdruck "Brot und Butter" haben beide Modelle und Marken nicht viel zu tun. Es gibt bei den Elektroautos deutlich günstigere Angebote – mittlerweile für weniger als 20.000 Euro. Dass die deutschen Angebote stets etwas teurer sind, hat keinen Nachrichtenwert. Der VW-Konzern bringt in den kommenden Monaten einige Elektro-Modelle für weniger als 25.000 Euro auf den Markt. Zudem gibt es mittlerweile einen stattlichen Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos, mit dem einen oder anderen attraktiven Modell – selbst von deutschen Marken.
Hier noch mal der Link zum Bild-Artikel, der eine sehenswerte, animierte Grafik zur Entwicklung der Automobilproduktion in den Ländern der Welt zeigt und sich mit den Produktionsbedingungen hierzulande befasst – die haben sich tatsächlich verteuert, der iX3 nicht.