Barcelona F1-Tests Longrun-Analyse
Wir haben die Rennsimulationen der Tests in Barcelona analysiert. Ergebnis: Ferrari war schneller, aber Mercedes hat wohl noch nicht alles gezeigt. Hinter den beiden Top-Teams kommt lange nichts.
Wenn Rennsimulationen die harte Währung sind, dann ist Ferrari dabei. Die roten Autos waren nicht nur die schnellsten auf eine Runde, sondern auch auf die Distanz. Und beide Male mit Kimi Räikkönen und nicht dem großen Herausforderer Sebastian Vettel. Der Heppenheimer liegt im Mercedes-Sandwich. "Ein ganz starker Longrun von Kimi. Das ist absolut unsere Spielklasse", lobte ein Mercedes-Ingenieur.
Bleibt die Frage, wie viel Mercedes in der zweiten Testwoche gezeigt hat. Weder Lewis Hamilton noch Nico Rosberg fuhren einen echten Longrun. Sie kamen nicht auf die 66-Runden-Distanz. Und sie hatten teilweise längere Pausen zwischen den einzelnen Stints.
Im Gegensatz zur Konkurrenz ließ Mercedes sein Boxenstopp-Equipment zuhause. Rosberg fuhr am letzten Tag noch einmal auf den Pirelli-Restposten 3 Mal 15 Runden. Nimmt man den Mittelwert dieser Runden, käme Rosberg auf unerreichte 1.28,314 Minuten. Wir haben diese Zeit aber nicht in unsere Tabelle mit aufgenommen.
Räikkönen in allen Wertungen vorne
Wir haben nur die Longruns der zweiten Testwoche analysiert. Weil da die Autos näher an der Melbourne-Spezifikation gefahren sind. Es wurden nur fliegende Runden berücksichtigt, keine In- und Outlaps. Die meisten Teams haben die Distanz in 4 Portionen geteilt. In der Regel wurde 3 Mal mit Medium- und ein Mal mit Soft-Reifen gefahren.
Erstaunlich ist die gute Form von Räikkönen. Nicht genug damit, dass er mit 1.22,765 Minuten die absolute Bestzeit fuhr. Er war auch im direkten Vergleich mit Soft-Reifen die Nummer 1. Seine Zeit von 1.23,009 Minuten verfehlte Rosberg um 13 Tausendstel. Hamilton mit 1.23,622 Minuten und Vettel mit 1.23,595 Minuten blieben klar zurück.
Auch im Longrun verlor der Deutsche klar auf seinen Teamkollegen. Im Schnitt 4 Zehntel. Bahnt sich da unerwartete Konkurrenz im eigenen Haus an, oder ist Vettel wie Hamilton bei Testfahrten nicht so unter Spannung wie im Rennen?
Toro Rosso im Verfolgerfeld
Auch die Rennsimulationen haben gezeigt, dass hinter Mercedes und Ferrari eine riesige Lücke klafft. Wo Williams in den Dauerläufen wirklich steht, war in der zweiten Woche nicht zu erkennen. Felipe Massa spulte ein Mal mit 28 Runden einen "Mini-Grand Prix" ab, und das auch noch in 4 Portionen. Ist also nicht repräsentativ. Eher schon die 1.29,878 von Daniel Ricciardo. Ein guter Wert über 61 Runden, aber es fehlen halt 8 Zehntel zur Spitze.
Die Toro Rosso-Piloten sind ganz knapp dran. Max Verstappen und Carlos Sainz bestätigten den guten Eindruck des STR11 auch über die Distanz. Die Longrun.Zeit von Felipe Nasr im Sauber erscheint angesichts der kurzen Distanz etwas hochgegriffen. Da liegen die 1.30,845 Minuten von Marcus Ericsson näher bei der Wahrheit. Und die sind im Bereich der McLaren-Honda und Renault.
HaasF1 entzog sich wegen der vielen technischen Probleme in der zweiten Barcelona-Woche einer Analyse. Insgesamt ist zu sagen, dass die Abstände bei den Longruns größer sind als auf eine Runde. Das bedeutet für die Rennen nichts Gutes. Für mehr Spannung kann man nur hoffen, dass Ferrari den Silberpfeilen wirklich einheizt.