F1 Historie GP Deutschland 1961
Der 100. Grand Prix der Geschichte fand am Nürburgring statt. Stirling Moss gewann den GP Deutschland trotz unterlegenem Material. Regen half ihm dabei. Um Platz 2 lieferten sich die Ferrari-Piloten Wolfgang Graf Berghe von Trips und Phil Hill ein heißes Duell.
Die Weltmeisterschaft 1961 lief auf ein Duell der Ferrari-Piloten hinaus. Wolfgang Graf Berghe von Trips gegen Phil Hill. Mit Blick auf den Titel auf jeden Fall eine Premiere. Noch nie hatte ein Amerikaner oder Deutscher die WM-Krone gewonnen. Der Ferrari 156 war der Konkurrenz haushoch überlegen. Schon vor dem GP Deutschland, dem sechsten von acht Rennen der Saison, stand mehr oder weniger fest, dass ein Ferrari-Fahrer den Titel gewinnen würde. Trips führte mit 27 Punkte vor Hill (25), Markenkollege Richie Ginther (16) und Stirling Moss./span> auf Lotus (12).
Wenn es zwei Rennstrecken im Kalender gab, auf denen Moss mit seinem Lotus-Climax die motorisch überlegenen Ferrari schlagen konnte, dann waren das der Nürburgring und Monte Carlo. Der Engländer nutzte seine Chancen zu hundert Prozent. Er gewann beide Rennen. Was sein Walker-Lotus 18 in den schnellen Passagen Flugplatz, Schwedenkreuz, Kesselchen, Döttinger Höhe und auf den Geraden im Start/Ziel-Bereich verlor, machte er in den 73 Kurven wieder wett.
Moss half auch das Wetter. Der alte Fuchs hatte vor dem Rennen auf stärker profilierte Reifen gesetzt. Auf der teilweise nassen Strecke war das ein Vorteil. In der Qualifikation auf eine Runde waren die Ferrari 156 nicht zu schlagen. Phil Hill knackte als einziger die Neunminuten-Grenze. Mit 8.55,2 Minuten war der Amerikaner um 6,2 Sekunden schneller als Jack Brabham. Moss kam nur auf 9.01,7 Minuten. Es reichte für die erste Startreihe, die damals noch aus vier Fahrzeugen bestand.
Für 100 Mark ein Extratraining für Trips
Jack Brabham bekam von Motorenlieferant Climax eine Vorzugsbehandlung. Der Weltmeister von 1959 und 1960 hatte den ersten V8-Prototyp von Coventry Climax im Heck. Er brachte 275 PS, 20 Pferdestärken mehr als der gute, alte Vierzylinder. Nach einem Motorschaden gleich zu Trainingsbeginn verhalf ein Ersatz-Achtzylinder Brabham gegen Ende des Trainings zur zweitbesten Zeit. Noch vor Nürburgring-Spezialist Stirling Moss./span> und Joakim Bonnier im Porsche. Der Schwede hatte bei einem privaten Test in der Woche vor dem Rennen den Ring gut kennengelernt.
Lokalheld Wolfgang Graf Berghe von Trips schaffte es nur in die zweite Reihe. Daran war ein Motorschaden nach drei Runden am ersten Trainingstag schuld. Der Veranstalter räumte seinem Quotenbringer für die Gebühr von 100 Mark am Samstagmorgen ein Extratraining über eine Stunde ein, an das sich auch Jack Brabham hängte. Beide wollten ihre neu eingebauten Motoren einfahren. Für Trips reichte es im Abschlusstraining dann immerhin noch für eine Zeit von 9.05,5 Minuten.
Insgesamt standen 26 Fahrer am Start. Porsche hatte neben Dan Gurney und Joakim Bonnier mit Hans Herrman ein drittes Auto aufgeboten. Ferrari kam mit vier Autos für Phil Hill, Wolfgang Graf Berghe von Trips, Richie Ginther und Willy Mairesse in die Eifel. Für Lotus standen Jim Clark und Innes Ireland am Start, für Cooper Jack Brabham./span> und Bruce McLaren, für B.R.M. Graham Hill und Tony Brooks. Jim Clark und Michael May lernten im Training die Gefahren der Nordschleife kennen. Beide warfen ihre Autos in die Büsche. Clark nach einem Lenkungsbruch am Schwedenkreuz.
Phil Hill pfiff auf Stallregie
Das Duell der Ferrari-Asse lockte am Sonntag 320.000 Zuschauer an die Nürburg. Trips und Hill wurden von der Tagespresse zu Titelhelden hochgespielt. Trotz der angespannten Lage im Team lud Trips seinen Widersacher vor dem Rennen zu sich auf die Burg Hemmersbach ein. Am Nürburgring kursierten dann Gerüchte, dass Ferrari sich einen Trips-Sieg wünschte. Phil Hill dementierte. Einem Reporter gegenüber erklärte der Amerikaner, dass er auf jeden Fall jegliche Stallregie ignorieren würde.
Nach einem Wolkenbruch über Mittag war die Strecke noch nass, als Juan Manuel Fangio das Feld auf die Reise schickte. Nachdem sich Jack Brabham in eine Hecke gedreht hatte, war der Weg frei für Stirling Moss./span>. Der Lotus-Pilot setzte sich rasch vom Feld ab und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Dahinter trugen Phil Hill und Wolfgang Graf Berghe von Trips ihr WM-vorentscheidendes Duell aus. Trips hatte sich nach einem schwachen Start erst am Ende der zweiten Runde freigeschwommen. Hill büßte seinen Vorsprung auf Trips ein, weil er Schwierigkeiten mit dem Getriebe bekam. In der 7. Runde lagen die beiden Ferrari dicht hintereinander.
Ein Duell wie beim Radrennen
Als es immer mehr abtrocknete, schlug die Stunde von Trips. Er ging an Hill vorbei und nahm Kurs auf Moss. In der 11. Runde wurden dem Grafen nur noch 7 Sekunden Rückstand auf den führenden Lotus angezeigt. Moss musste aufpassen, dass er seine stark profilierten Regenreifen auf der trockenen Bahn nicht verheizt. Trips war mit seinen Trockenreifen für den Moment besser gerüstet. In der vorletzten Runde begann es wieder zu regnen. Damit hielt Moss alle Trümpfe in der Hand. Hinter ihm jedoch wurde es plötzlich wieder spannend. Phil Hill schloss wieder auf seinen Teamkollegen auf und überholte ihn auch.
Die Entscheidung fiel in der letzten Runde. Auf den letzten Kilometern kam es zu einer kuriosen Szene. Keiner wollte als Erster in die letzte Kurve vor Start und Ziel gehen, denn die Erfahrung lehrte, dass der Zweite beim anschließenden Beschleunigungsduell besser dastehen würde. Das führte dazu, dass die beiden Ferrari-Piloten zwischen Galgenkopf und Antoniusbuche mehrmals fast zum Stillstand kamen, nach dem Motto: Nach Ihnen, mein Herr. Beide belauerten sich wie Sprinter beim Radrennen. Trips beendete schließlich das Spielchen und erwischte seinen Kontrahenten dabei auf dem falschen Fuß. Sein zweiter Platz war die Eintrittskarte zur Weltmeisterschaft. Das Schicksal hatte andere Pläne. 35 Tage später starb Graf Berghe von Trips in Monza, bei dem Rennen, das ihm den WM-Titel bringen sollte.
Ergebnis GP Deutschland, 6.8.1961 am Nürburgring
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