Hamilton fürchtet Geraden im Sochi Autodrom
Drei Rennen in Folge hat Mercedes gegen Ferrari verloren. In Sotschi sieht Lewis Hamilton den roten Rivalen aufgrund der Geraden wieder schwer zu knacken. Hamilton fordert von seiner Mannschaft und von sich selbst ein perfektes Wochenende.
Es ist schon verrückt. Die ersten acht Saisonrennen 2019 gingen allesamt an Mercedes. Sechs an Lewis Hamilton, zwei an Valtteri Bottas. Doch seither sind nur zwei weitere Siege in sieben Rennen hinzugekommen. Nach einem Drittel der Saison sind Mercedes Gegner gewachsen. Ferrari feierte drei Erfolge, Red Bull zwei.
Nachteil auf den Geraden
Lewis Hamilton kann sich glücklich schätzen, am Saisonstart die Ausbeute maximiert zu haben. Sein sechster WM-Titel ist praktisch nicht in Gefahr. Der Teamkollege liegt 65 Punkte zurück. Charles Leclerc fehlen sogar 96 Punkte – bei noch 156 zu vergebenen. Hätte die Weltmeisterschaft erst in Österreich gestartet, wäre Hamilton jetzt in einen harten Kampf verstrickt. In den letzten sieben Rennen holte Leclerc 113 Punkte, Hamilton 109 und Max Verstappen 100.
Nach der Sommerpause hat Mercedes nicht ein einziges Rennen gewonnen. Die Niederlagen schmerzen den Seriensieger. Der 81-fache GP-Sieger fürchtet, dass in Sotschi eine weitere hinzukommt. „Es geht hier in Summe zwei Kilometer geradeaus. Wir wissen um Ferraris Übermacht auf den Geraden.“ Die roten Raketen haben einen großen PS-Vorteil. Messungen offenbaren ein Delta von rund 50 PS zwischen dem Branchenführer bei den Motoren und den Silberpfeilen. Ferrari bestreitet das. Die Italiener sprechen von einem halb so großen Vorteil in der Qualifikation.
Das Sochi Autodrom gehört zu den Strecken im Kalender, die kraftvolle Motoren erfordern. Auf drei Viertel der Distanz stehen die Fahrer voll auf dem Gas. „Ich kann nicht mehr machen, als es durchzudrücken“, zuckt Hamilton, der Ferrari davoneilen sieht. „Uns sind die Hände gebunden. Unser Nachteil auf den Geraden lässt sich nicht kurzfristig abstellen.“
Keine Runde wie Singapur 2018
Ferrari hat sich verbessert. Hamilton sieht sein Team nicht mehr obenauf. „Ich sehe uns auf keiner der verbleibenden Strecken als Favorit. Austin dürfte gut für uns sein, Brasilien auch. Da gibt es zwar eine lange Gerade, aber die dürfte uns nicht killen. Trotzdem sind wir dort nicht die Favoriten.“ Das soll aber nicht heißen, dass der Weltmeister nicht an seine Chance glaubt. „Wir haben sechs Versuche, es besser machen als zuletzt.“
Es ist ja nicht so, dass Mercedes die letzten drei Rennen nicht hätte gewinnen können. In Spa, Monza und Singapur hatte der Abonnement-Weltmeister jeweils das schnellere Auto als Ferrari. Aber die Roten standen jeweils auf der Pole-Position und diktierten dem Konkurrenten von dort das Rennen. Und Mercedes unterliefen strategische Fehler.
Hamilton hat den Schwachpunkt ausgemacht. „Wir müssen an der Qualifikation arbeiten. Wir müssen mehr aus unserem Auto quetschen, und ich mehr aus mir selbst. Wenn wir hinter Ferrari starten, ist es schwer. Für gewöhnlich haben wir das schnellere Auto im Rennen. Doch wir kommen nicht an ihnen vorbei, und können deshalb unsere Geschwindigkeit nicht ausspielen.“
Dieses Mal muss es besser werden. Sonst könnten sich die Ereignisse wiederholen. „Ich fürchte, dass es uns so ergehen wird wie in Monza, sollte Ferrari hier auf Pole stehen.“ Deshalb fordert der Titelverteidiger von sich und seiner Mannschaft ein perfektes Wochenende. Und die bestmögliche Runde in der Qualifikation. „Es ist mir aus diesem Jahr keine Runde im Gedächtnis geblieben. Mir ist noch keine Runde geglückt wie in Singapur 2018. Die perfekte Runde gibt es wahrscheinlich nicht. Aber ich muss so nah wie möglich an die 100 Prozent herankommen.“