Ausnahme erlaubt Motor-Wechsel
Während die Formel 1 still steht, laufen bei McLaren schon die Vorbereitungen für die kommende Saison. Am geplanten Wechsel des Motorenpartners halten die Verantwortlichen fest, obwohl die neuen Regeln die Angelegenheit verkomplizieren.
Das McLaren-Team stand in der Corona-Krise besonders im Fokus der Öffentlichkeit. Der Mitarbeiter, der in Melbourne positiv auf das Virus getestet wurde, war am Ende schließlich der Auslöser für die Absage des Auftaktrennens in Melbourne. In Folge der Ansteckung mussten 14 Mitarbeiter noch vor Ort in Quarantäne geschickt werden.
Doch wie McLaren nun vermeldet hat, ist die Isolationszeit fast abgelaufen. Weitere Tests innerhalb der Gruppe haben ergeben, dass sich keine weiteren Mitarbeiter angesteckt haben. Nach Auskunft von Teamchef Andreas Seidl steht die Rückkehr der Gruppe nach England kurz bevor. "Der Person, die positiv getestet wurde, geht es gut. Wir freuen uns schon, noch diese Woche alle wieder hier zuhause begrüßen zu können."
McLaren-Shutdown am 25. März
Doch auch in der Zentrale in Woking blieb die Belegschaft nicht von den Auswirkungen der Corona-Krise verschont. Die meisten Mitarbeiter wurden ins Home Office geschickt. Die Angestellten, die nicht von zuhause arbeiten konnten, teilte man in getrennte Schichten auf, um größere Ansteckungswellen zu verhindern.
"Wir haben damit das Risiko für unser Team minimiert, gleichzeitig aber sichergestellt, dass wir sofort bereit sind, wenn wieder Rennen gefahren werden", so Seidl über die Arbeitsaufteilung.
Die beiden Fahrer sind schon länger vom Rest des Belegschaft getrennt. Carlos Sainz versucht sich in seiner Heimat Spanien fit zu halten und dabei nicht von der Corona-Welle infiziert zu werden. Teamkollege Lando Norris befindet sich in England und trainiert am heimischen Simulator. In Sim-Racing-Wettbewerben misst sich der Youngster auf der virtuellen Rennstrecke regelmäßig mit Kumpel Max Verstappen.
Wie mit den anderen neun Teams verabredet wird McLaren die ursprünglich für den August geplante Sommerpause vorziehen. Als Startpunkt für die dreiwöchige Fabrikschließung hat man den 25. März gewählt. Das heißt, dass die Entwicklung und die Produktion in Woking bis zum 14. April ruhen wird.
McLaren handelt im Sinne des Sports
Teamchef Seidl freut sich schon auf einen spektakulären Rennsommer, wenn die Corona-Krise endlich durchstanden ist. Der Bayer ist mit seinen Gedanken aber auch schon bei der kommenden Saison. Wegen der Verschiebung des ursprünglich für 2021 geplanten technischen Reglements um ein Jahr muss der Entwicklungsplan angepasst werden.
McLaren war bei den Diskussionen im vergangenen Jahr einer der größten Fürsprecher der neuen Rennwagen-Generation, mit der die Abstände im Feld reduziert werden sollten. Doch im Sinne des Sports stellten sich die McLaren-Verantwortlichen in den Gesprächen zur Verschiebung um 12 Monate nicht quer.
"Wir haben die Verschiebung unterstützt und eine aktive Rolle in den Diskussionen gespielt", erklärt Seidl. "Wir haben erkannt, dass das ein wichtiger Faktor ist, um die finanzielle Gesundheit aller Teams zu gewährleisten, damit wir anschließend wieder unter vergleichbaren Voraussetzungen gegeneinander antreten können."
Mit der Verschiebung des 2021er Technik-Reglements ging auch die Entscheidung einher, die Entwicklung des Chassis einzufrieren. Das heißt, dass alle Rennställe im kommenden Jahr mit den aktuellen Monocoques aus der Saison 2020 antreten müssen. Das soll die Entwicklungskosten weiter reduzieren.
Keine Änderung der Motor-Pläne
Für McLaren hat die Entscheidung jedoch den gegenteiligen Effekt. Der Wechsel des Motorenpartners von Renault zu Mercedes verkompliziert die ganze Angelegenheit. Ein solcher Schritt verlangt normalerweise ein neues Chassis, weil sich das Layout der Komponenten und die Kühlkonfiguration von Power Unit zu Power Unit stark unterscheiden.
Laut Andreas Seidl muss der Wechsel auf den Mercedes-Antrieb aber nicht abgeblasen und um ein Jahr verschoben werden: "Die neuen Regeln haben keinen Einfluss auf unsere Entscheidung", stellt der Teamchef klar. "Wir haben die Erlaubnis bekommen, die notwendigen Änderungen am Chassis vorzunehmen, um die Mercedes Power Unit 2021 unterzubringen."
In den Design-Abteilungen haben die Ingenieure aber aktuell nicht nur die Optimierung des Autos auf dem Zettel. Neben den Vorbereitungen auf das Ende der Rennpause haben die in Großbritannien beheimateten Rennställe auch ihre Unterstützung im Kampf gegen die Corona-Folgen verschrieben.
"Wir befinden uns in Gesprächen mit der britischen Regierung, wie wir bei der Produktion von lebensrettender Medizin-Technik, wie zum Beispiel Beatmungsgeräten, helfen können", erklärt Firmenboss Zak Brown. "Wir wissen, dass auch wir einen wichtigen Beitrag bei der Bewältigung der Krise leisten müssen. Es unsere Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft zu helfen, wo wir nur können."