Technik-Direktive TD 38/19 vor Brasilien-GP

Auf TD 35/19 folgte vier Tage vor dem GP Brasilien TD 38/19. Diesmal geht es darum, dass keinerlei brennbare Flüssigkeit aus dem Ladeluftkühler, dem Luftsammler oder dem ERS-System in die Brennräume gelangen darf.
Ferrari hatte in Austin eine schwere Zeit. Nachdem Red Bull bei der FIA um eine Klarstellung zur Durchflussmengenmessung gebeten hatte, waren alle Augen auf die roten Autos gerichtet. Die FIA hatte eine Manipulation des Mess-Sensors zur Erhöhung der Einspritzmenge für illegal erklärt. Red Bull hatte aufgezeigt, dass so etwas technisch möglich wäre. Die Anfrage richtete sich natürlich gegen Ferrari.
Es war eine von vielen Theorien dafür, dass der Ferrari.Motor phasenweise deutlich mehr Leistung produziert als jedes andere Triebwerk im Feld. Daraufhin wurde Ferrari von der Konkurrenz ganz genau überwacht. Das schlechte Abschneiden der roten Autos im Rennen von Austin diente den Teams, die glaubten das Ferrari.Geheiminis entschlüsselt zu haben, schon als Beweis. Ferrari.Teamchef Mattia Binotto sprach von „falschen Schlussfolgerungen“ und „enttäuschenden Kommentaren“.
Ganz so sicher sind die Gegner offenbar doch nicht, ob man mit Red Bulls Vorstoß schon ins Schwarze getroffen hat. Nur neun Tage nach dem GP USA verschickte die FIA eine weitere Technische Direktive zu möglichen Tricksereien beim Motor. Diesmal aus eigenem Antrieb. In den vergangenen Wochen hatten verschiedene Teams den Verband mit Anfragen unterschiedlichster Art bombardiert. Deshalb wollte jetzt die FIA hier in Vorlage gehen.
Kein Öl aus Kühlsystemen in den Motor
Die jüngste Klarstellung der Technikkommissare der FIA wurde am Mittwoch vor dem GP Brasilien unter der Nummer TD 38/19 verschickt. Sie nimmt auf den Verdacht Bezug, Motorenhersteller könnten brennbare Flüssigkeiten aus dem Ladeluftkühler, dem Luftsammler oder dem ERS-System zur Verbrennung abzweigen und so die Leistung steigern.
Die FIA nimmt dabei auf eine ältere Technische Direktive (TD 54/18) Bezug, in der das Verbrennen von Öl in einem anderen Zusammenhang verboten worden war. Auch diesmal kommen die Technikkommissare zu dem Schluss: Es ist nicht erlaubt, Öl aus Kühlsystemen in die Brennräume einzubringen.
Es sieht so aus, als wollte der Verband ein für alle Mal mit dem Vorwurf aufräumen, ein oder mehrere Teams könnten mit Tricksereien mehr Leistung entfesselt haben. Ein Konkurrent prophezeit: „Es werden in den nächsten Wochen noch mehrere TDs verfasst werden, um alle möglichen Theorien auszuschließen.“
Attacke auf Technik-Trickser
Bei Ferraris Gegnern glaubt man offensichtlich, dass man nur mit Schrot schießen muss, um irgendwann auch mal etwas zu treffen. Wenn man schon nicht hinter das Geheimnis kommt, müsste der Betroffene doch wenigstens zurückrudern. Was dann wie ein Schuldeingeständnis wäre.
Für Ferrari wird der GP Brasilien deshalb ein wichtiges Wochenende. Nirgendwo kann man besser beweisen, dass die Verdachtsmomente ins Leere laufen, als auf einer Strecke, auf der 1,2 Kilometer lang bergauf Vollgas gegeben wird.
Bei Charles Leclerc gibt es im Gegensatz zu Austin auch keine Ausreden mehr. Der zweifache Saisonsieger bekommt in Brasilien einen brandneuen Spec 3-Motor. Weil der jetzt nur noch zwei Wochenenden bzw. 1.600 Kilometer halten muss, hat Leclerc den Power-Modus öfter zur Verfügung als jeder andere Fahrer im Feld.