Hamilton gewinnt Chaos-Rennen
Lewis Hamilton hat den Toskana-Grand-Prix in Mugello gewonnen. In einem chaotischen Rennen mit drei größeren Unfällen und zwei Unterbrechungen sorgte Valtteri Bottas für den dritten Mercedes-Doppelsieg des Jahres. Dahinter feierte Alex Albon den ersten Podiumsplatz seiner Karriere.
Die Formel 1 trug am Sonntag (13.9.) zum ersten Mal in ihrer 70-jährigen Geschichte ein Grand-Prix-Rennen auf der Ferrari Hausstrecke in Mugello aus. Bei der Action, die den Fans in den 59 Runden geboten wurde, kann man es fast schade nennen, dass die Königsklasse erst jetzt ihren Weg in die Toskana gefunden hat.
Schon auf den ersten Metern ging es direkt wild zur Sache. Max Verstappen, der auf Rang drei losgefahren war, klagte auf dem Weg in die erste Kurve über plötzlichen Leistungsverlust. Der Holländer wurde ins hintere Mittelfeld durchgereicht. Vor Kurve zwei duellierten sich direkt hinter ihm Pierre Gasly und Kimi Räikkönen um die Plätze. Der Alpha Tauri und der Alfa Romeo kollidierten und räumten Verstappen gleich mit ab.
"Schon in der Aufwärmrunde ist bei mir der Motor fast abgestorben. Ich denke, es war ein ähnliches Problem wie in Monza. Ich konnte einfach nicht mehr beschleunigen", erklärte Verstappen die Situation. "Die anschließende Kollision passiert einfach, wenn man so zurückfällt. Ich hätte die Zielflagge aber wegen des Problems wohl sowieso nicht gesehen."
Neben Verstappen musste auch Gasly das Rennen direkt aufgeben. Um die havarierten Autos gefahrlos aus dem Kiesbett zu bergen, schickte die Rennleitung das zu Ehren von Ferraris Jubiläum rot lackierte Safety-Car auf die Bahn. Doch kaum wurde das Rennen wieder freigegeben, krachte es schon wieder.
Massencrash beim Restart
Valtteri Bottas, der beim ersten Start die Führung von Lewis Hamilton übernommen hatte, zog das Tempo aus Angst vor Angriffen aus dem Windschatten erst spät auf der Zielgerade an. Im Hinterfeld stiegen einige Piloten schon früher aufs Gas. Als sie den Fehler bemerkten, wurde plötzlich stark abgebremst, was zu mehreren Auffahrunfällen führte.
Bei der Kettenreaktion wurden mit Nicholas Latifi, Carlos Sainz, Antonio Giovinazzi und Kevin Magnussen gleich vier Autos aus dem Rennen genommen. Auf der Zielgerade hatte sich ein großer Trümmerberg gebildet, weshalb die Rennleitung wie schon sieben Tage zuvor in Monza die roten Flaggen schwenken ließ.
"Mir geht es zum Glück gut, genau wie allen anderen Fahrern. Das ist die Hauptsache", erklärte ein sichtlich durchgeschüttelter Carlos Sainz. "Die anderen vor mir dachten wohl, dass der Restart schon erfolgt ist. Und dann sind sie wieder auf die Bremse gestiegen. Ich war voll auf dem Gas und konnte dann nicht mehr ausweichen. Es ist kein schönes Gefühl, wenn man mit 280 km/h unterwegs ist und plötzlich auf stehende Autos zurast. Das hätte auch anders ausgehen können."
Weil auch noch Esteban Ocon mit überhitzenden Bremsen aufgeben musste, rollten nach der 26-minütigen Zwangspause nur noch 13 Autos zum Restart. Genau wie in Monza erfolgte der Wiederanpfiff aus einer stehenden Aufstellung. Und dieses Mal konnte sich Hamilton im internen Mercedes-Duell durchsetzen. Aus dem Windschatten schob sich der Weltmeister noch vor der ersten Kurve vorbei an Teamkollege Bottas.
Zweite Unterbrechung nach Stroll-Crash
Während sich die Fahrer im Verfolgerfeld ordentlich duellierten, blieb die Reihenfolge an der Spitze bis zur 46. Runde unverändert. Dann sorgte Lance Stroll für den nächsten Schreckmoment. Der Kanadier flog auf Rang vier liegend in der 280 km/h schnellen zweiten Arrabiata-Kurve ab. Den heftigen Einschlag in die Bande überstand der Pilot zum Glück unverletzt.
Wie die Zeitlupe zeigte, hatte ein Reifenschaden hinten links den Racing Point aus der Bahn geworfen. Um die heftig demolierte Bande zu reparieren und den schrottreifen Racing Point zu bergen, ließ die Rennleitung das Rennen zum zweiten Mal unterbrechen. Dieses Mal dauerte die Zwangspause 23 Minuten, bis sich die verbliebenen zwölf Autos wieder auf den Weg machen durften.
Der zweite stehende Restart brachte Bottas eine neue Chance, seinen Teamkollegen doch noch einmal zu schnappen. Doch statt eine Position gutzumachen, verlor der Finne einen Platz an Ricciardo. Der Australier konnte sich aber nicht lange freuen. Schon eine Runde später stellte Bottas die alte Reihenfolge wieder her.
Hamilton feiert 90. Sieg
Nach vorne ging in den zwölf verbleibenden Runden aber nichts mehr für Bottas. Hamilton fuhr souverän den 90. Sieg seiner Karriere ein. Noch ein Erfolg mehr und er hat den ewigen Rekord von Michael Schumacher eingestellt. Der siebte WM-Titel dieses Jahr ist ja sowieso nur noch Formsache. Als Sahnehäubchen sicherte sich der Engländer im vorletzten Umlauf auch noch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde.
"Das war eines dieser Rennen heute – ein hartes Stück Arbeit", schnaufte Hamilton anschließend durch. "Es war nicht einfach. Vor allem immer wieder die Konzentration für die Restarts aufzubauen, war anstrengend. Dann musste ich gleichzeitig auf die Reifen aufpassen und Valtteri hinter mir halten. Dass ich jetzt bei 90 Siegen stehe ist wirklich unglaublich."
Bottas musste sich mal wieder Platz zwei zufrieden geben. "Das Rennen hat eigentlich ganz gut für mich angefangen. Doch beim Restart habe ich die Führung wieder verloren. Leider konnte ich Lewis danach nicht mehr auf der Strecke angreifen. Ich werde natürlich nicht aufgeben und weiter Druck machen. Irgendwann muss es ja mal wieder mit einem Sieg klappen."
Erstes Podium für Albon
Hinter dem Mercedes-Duo, das den dritten Doppelsieg der Saison klarmachte, gab es im Rennen jede Menge Positionswechsel im Verfolgerfeld. Nachdem Ricciardo in der Schlussphase zunächst Bottas ziehen lassen musste, ging auch noch Alexander Albon vorbei. Für den Thailänder war es der erste Podiumsplatz seiner Karriere. "Das hat viel zu lange gedauert", kommentierte der Red-Bull-Pilot anschließend. "Endlich hat es geklappt. Ich bin natürlich überglücklich."
Hinter Ricciardo folgten Sergio Perez, Lando Norris und Daniil Kvyat auf den Positionen fünf bis sieben. Als Achter fuhr Kimi Räikkönen als schnellster Pilot mit Ferrari-Motor über den Zielstrich. Weil der Iceman bei der dritten Safety-Car-Phase in letzter Sekunde in die Boxengasse abbog und dabei die weiße Linie überfuhr, bekam er von den Kommissaren noch eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt..Die brachte Werksfahrer Charles Leclerc noch vorbei am Alfa Romeo.
Sebastian Vettel konnte nicht ganz von der Räikkönen-Strafe profitieren. Zwei Zehntel fehlten am Ende, um seinen ehemaligen Teamkollegen im Fernduell noch zu schlagen. So gab es nur einen einzigen WM-Punkt den Deutschen. Die einzigen beiden Fahrer, die ins Ziel kamen und leer ausgingen, waren George Russell auf Rang 11 und Romain Grosjean auf Position 12.