Das sind die Motorräder für Autofahrer
Eine geänderte Führerscheinrichtlinie erlaubt Autofahrern unter bestimmten Voraussetzungen den Umstieg auf 125er Motorräder. Wir zeigen welche Leichtkrafträder aktuell im Angebot sind und mit welchen Kosten kommende Motorradfahrer rechnen müssen.
Mit der Zustimmung des Bundesrats zu einem Plan von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kurz vor Weihnachten 2019, ist der Weg frei für Autofahrer mit ihrem Führerschein ohne weitere Prüfung auch auf Motorräder mit 125 cm³ Hubraum umzusteigen. Allerdings hat der Gesetzgeber ein paar Hürden vorgesehen.
Rund 700 Euro für die Fahrausbildung
Der umstiegswillige Autofahrer muss seinen Führerschein der Klasse B schon mindestens 5 Jahre besitzen, mindestens 25 Jahre alt sein und mindestens neun Fahrschuleinheiten á 90 Minuten absolviert haben, vier davon in Theorie und fünf in Praxis. Aufgedröselt heißt das, der angehende Biker muss für den B196-Führerschein 4 x 90 Minuten Theorieunterricht absolvieren, dazu kommen zehn Fahrstunden a 45 Minuten auf dem Motorrad. Es wird keine Theorie- und auch keine praktische Prüfung fällig. Die Kosten dafür variieren je nach Fahrschule und Region. Mit etwa 700 Euro sind aber zu rechnen.
Von der Fahrschule gibt es dann einen Ausbildungsnachweis, mit dem bei der Führerscheinstelle – neues Passbild nicht vergessen – ein neuer Führerschein beantragt werden muss. Für diesen Posten sind etwa 40 bis 50 Euro plus eine Wartezeit für den Amtsweg einzukalkulieren. Wer dann den begehrten Schein besitzt, muss sich allerdings auf Fahrten im Inland beschränken, denn die B196-Regelung gilt nur national. Auch der sonst im Führerscheinrecht vorgesehene Aufstieg von A1 auf A2 ist mit dem B196-Schein nicht möglich.
Über 80 Modelle aktuell im Angebot
Welche aktuellen Motorrad-Modelle (Stand Januar 2020) dem Neu-Biker offen stehen, zeigen wir in der Fotoshow. Die dort angegebenen Preise verstehen sich teils zuzüglich Nebenkosten. Die ebenfalls begehrten Roller-Modelle in der 125er-Klasse haben wir hier mal außen vor gelassen. Natürlich kann auch nach einer gebrauchten Maschine gesucht werden. Generell gilt: Der Hubraum darf nicht mehr als 125 cm³ betragen, die Leistung darf 11 kW (15 PS) nicht übersteigen und zudem darf das Leistungsgewicht 0,1 kW/kg nicht übersteigen. Ein 15 PS starkes Leichtkraftrad muss also leer mindestens 110 Kilogramm auf die Waage bringen. Gefahren werden dürfen aber auch Elektromodelle. Hier gelten die 11 kW als Limit für die Dauerleistung der Maschine, wobei die Spitzenleistung hiervon abweichend auch deutlich höher ausfallen darf.
Die von uns gelisteten 125er leisten zwischen etwa 8,5 und 15 PS, damit sind zwischen 90 und 120 km/h – je nach Modell drin. Das Gewicht liegt im Mittel bei rund 125 Kilogramm. Wer sich unschlüssig ist, welches Motorradkonzept am besten zu ihm passt, kann sich an diesem Test orientieren. Eine Überblick über weitere 125er gibt es bei den Kollegen von MOTORRAD.
ABS oder CBS
Leichtkrafträder der Führerscheinklasse A1 zwischen 50 und 125 Kubikzentimetern dürfen alternativ an Stelle des ABS mit einer Kombibremse (CBS) ausgerüstet werden. Dabei müssen „mindestens zwei Bremsen, die auf verschiedene Räder wirken, mittels einer einzigen Betätigungseinrichtung aktiviert werden“, wie der Gesetzestext vermerkt. Eine spezielle Art der Bremskraftverteilung ist nicht vorgeschrieben. Ein Blockieren der Räder bei einer Schreckbremsung wird durch ein CBS-Bremssystem allerdings nicht verhindert. Das kann nur ein echtes ABS (richtig Bremsen mit und ohne ABS).
Versicherung individuell kalkulieren
Wer fahren will, muss auch versichern. Hier kommen dem Neu-Motorradfahrer aber das Mindestalter sowie der Mindest-Füherscheinbesitz entgegen. Natürlich bieten die Versicherungen mit ihren Tarifmerkmalen viel Spielraum. Für einen Neuvertrag mit Teilkasko sind aber jährlich gut 200 Euro einzukalkulieren. Aber auch abweichende Tarife von 100 bis 800 Euro sind möglich. Hier muss individuell kalkuliert werden. In Sachen Steuer sind Leichtkrafträder fein raus, die 125er sind steuerfrei.
Weitere Kosten
Wer die Freiheit auf zwei Rädern genießen möchte, sollte dabei nicht auf die passende Schutzkleidung verzichten. In Sachen Style sind prinzipiell so gut wie keine Grenzen gesetzt, die Preise für solide und gute Bekleidung komplett liegen dabei aber selten unter 800 Euro. (einen Überblick über die MOTORRAD-Testsieger finden Sie hier. Ausgewählte Einsteiger-Outfits gibt es hier). Ein schöner Mittelklasse-Helm, am besten wasserdichte Textil-Bekleidung, sichere Stiefel und Handschuhe sowie Protektoren liegen gut im Einkaufswagen und sollten unbedingt vor Ort im Laden anprobiert werden. Besitzt man die Sachen dann bereits zur Anfangsphase der Fahrschulzeit, liegt es nahe, bei den Fahrstunden das eigene Equipment zu nutzen.
Nicht zu vergessen sind auch die Unterhaltskosten. Ein Satz Reifen schlägt mit 150 bis 250 Euro zu Buche. Dazu kommen noch Kosten für Wartung und Inspektion sowie im ein oder anderen Fall für Sturzteile.